Zu viele Funktionen, zu kleines Display: Viele Senioren haben Probleme mit neumodischen Handys. Doch es gibt auch Modelle speziell für Ältere.  

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Berlin - Diese Handys werden nie in der Top-10-Liste zu finden sein, denn für sie gelten besondere Kriterien. Sie brauchen keine Kamera und keine Spiele, kein berührungsempfindliches, hochaufgelöstes Display und keinen Speicherplatz für Musik. Sie sollen vielmehr von älteren Nutzern gut zu bedienen sein - und vielleicht nicht nur von ihnen.

 

In den vergangenen zehn Jahren setzten die Handyhersteller alles daran, die Telefone kleiner, flacher und schöner zu machen. Immer mehr Technik und immer mehr Funktionen wurden in die immer kleiner werdenden Geräte gepackt. Inzwischen finden sich sogar geübte Handynutzer mitunter im Menü nicht mehr zurecht und halten die Tasten - wenn überhaupt noch welche vorhanden sind - für zu klein.

Robust und etwas altmodisch

Nun hat sich eine ganz neue Sparte gebildet, die der sogenannten Großtastentelefone. Ganz bewusst werden diese nicht unter dem Namen "Seniorenhandy" geführt - zumal sich auch manche Nutzer mittleren Alters dafür interessieren dürften. Auch einige Outdoorhandys kommen gerade auf den Markt, die nur mit den nötigsten Funktionen ausgestattet und gegen Staub, Wasser und Stöße geschützt sind. Bei diesen Modellen wird mehr auf die Robustheit als auf die Größe von Tastatur und Display geachtet. Doch auch hier gilt: zurück zu den Anfängen. Sogar im Aussehen erinnern einige dieser Handys sehr an die Mobiltelefone der späten 90er Jahre.

Für all diejenigen also, die einfach nur telefonieren und gelegentlich eine SMS verschicken wollen, gibt es nun endlich wieder ein ausreichendes Angebot. Die Menüführung ist bei diesen Handys einfach; Funktionen, die nicht gebraucht werden, können bei einigen Modellen sogar dauerhaft ausgeblendet werden. Allen diesen Handys gemeinsam sind die wirklich großen Tasten, die meist in ausreichendem Abstand angeordnet sind, sowie die große, gut lesbare Schrift im Display.

Seniorenhandys sind intuitiv zu bedienen

Ein Weg zur Bedienungsfreundlichkeit ist das konsequente Weglassen von Funktionen, auch wenn diese bei Massenhandys zum Standard gehören. Meist sind es Angehörige, die Grundeinstellungen wie Uhrzeit, Lautstärke, Klingelton und Telefonbuch und Kurzwahltasten programmieren. Doch die meisten Seniorenhandys lassen sich auch ganz intuitiv, ohne Studium einer Bedienungsanleitung einstellen.

Fast alle Handys sind zusätzlich mit Notfalltasten ausgestattet, und manche haben sogar einen GPS-Ortungssensor eingebaut, der den Aufenthaltsort des Besitzers im Ernstfall an die Rettungsstelle weitergeben kann. Die Notfalltaste ist fast immer auf der Rückseite angebracht. Diese Taste lässt sich beispielsweise so programmieren, dass drei Rufnummern der Reihe nach angewählt werden. Nimmt keiner ab, so wird eine Notruf-SMS verschickt. Allerdings gibt es eine Falle bei diesem System: geht ein Anrufbeantworter dran, so denkt das Telefon, es hätte jemand abgenommen. Weitere Nummern werden dann nicht mehr angewählt. Wer befürchtet, die Notruftaste versehentlich auszulösen oder sie einfach nicht verwenden will, kann sie auch deaktivieren.

Notruf per SMS

Unter den Großtasten-Mobiltelefonen gibt es auch solche, die über eine sogenannte Totmannfunktion verfügen. Dann reagiert das Handy sogar ohne Tastendruck. Die Notruf-SMS wird abgesetzt, sobald das Handy einen Sturz registriert und der Nutzer nicht innerhalb eines gewissen Zeitraums eine Taste drückt, um den Notruf zu unterdrücken. Das Hagenuk Fono C800 verfügt über derartige Sensoren, die das Herunterfallen bemerken.

Hörgerätekompatibel sind die Handys dieser Sparte im Grunde alle - auch das Klapphandy des Seniorenhandy-Spezialisten Emporia, das derzeit auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin erstmals vorgestellt wird. Das heißt, es treten keine Störungen auf, wenn der Nutzer das Telefon mit Hörgerät benutzt. Das Emporia-Click ist mit einer Notruftaste und einer einfach zu bedienenden Kamera ausgestattet - für den gelegentlichen Schnappschuss unterwegs. Außerdem lassen sich wie beim neuesten Modell des schwedischen Herstellers Doro, dem Doro Phone Easy 615, drei Zusatztasten direkt mit Nummern belegen, so dass diese ausgewählten Teilnehmer mit einem einzigen Tastendruck angerufen werden können.

Preise zwischen 40 und 180 Euro

Dass es auch bei den Nutzern von Großtastentelefonen unterschiedliche Bedürfnisse gibt, lässt sich daran erkennen, dass mittlerweile die teureren Modelle mit der schnellen Datenübertragungstechnik UMTS oder mit einem UKW-Radio angeboten werden. Die Preise für Großtastenhandys liegen zwischen 40 und 180 Euro, ohne dass zusätzlich ein Mobilfunkvertrag abgeschlossen werden müsste. Man kann einfach die bisher genutzte Prepaid- oder Vertrags-SIM-Karte einlegen und lostelefonieren. Für manche Senioren können Prepaid-Karten sinnvoll sein, weil das Guthaben gedeckelt ist. Ist kein Geld mehr vorhanden, funktioniert allerdings auch die Notruffunktion nicht mehr. Lediglich die Notrufnummern 110 und 112 können noch gewählt werden.

Und wer Gefallen an der Einfachheit in der Bedienung und an den großen Tasten gefunden hat: es gibt auch vergleichbare, schnurlose Telefone für zu Hause.

Übersicht von aktuellen Großtasten- und Notrufhandys www.senioren-handy.info

Ein Seniorenhandy braucht große Tasten

Tasten Die Tasten sollten groß und kontrastreich gestaltet und in ausreichendem Abstand angeordnet sein und einen guten Druckpunkt aufweisen.

Display Grundsätzlich muss man sich zwischen einem Monochromdisplay und einem Farbdisplay entscheiden. Das einfarbige Display ist bei jeder Beleuchtung gut lesbar. Die modernen, hochauflösenden Farbbildschirme lassen sich jedoch auch bei schwierigen Lichtverhältnissen, etwa bei hellem Sonnenlicht, gut ablesen.

Bedienung Soll das Großtastenhandy für einen älteren Menschen sein, dann ist es ratsam, dass ihr oder ihm jemand aus der näheren Umgebung beim Einrichten der Grundeinstellungen behilflich ist. Auch wenn die Bedienung der Telefone einfach ist, sollten die ersten Schritte dem Nutzer möglichst persönlich erklärt werden. Die Bedienungsanleitungen sind nicht immer gut gemacht und verständlich.

Ladestation Besonders komfortabel ist es, wenn das Handy einfach in eine Ladestation gesteckt werden kann. Dies ist mittlerweile Standard bei den Großtastentelefonen. Der Vorteil dabei: das Handy ist immer geladen und einsatzbereit.

Vertrag Um ein Handy in Betrieb zu nehmen, benötigt man eine sogenannte SIM-Karte. Diese kann man erhalten, indem sich ein Prepaid-Starterpaket kauft. Das Guthaben kann in 10-Euro-Schritten aufgeladen werden.