20 Prozent aller untersuchten Kinder mussten aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme kurz vor der Einschulung ein zweites Mal vom Arzt angeschaut werden. Dabei gehe es vom schlechten Hören bis zum Kinderschutz.

Besonders froh ist Fezer über die gestiegene Akzeptanz seitens der Eltern. Dies führt die Bürgermeisterin vor allem darauf zurück, dass die Stadt im Unterschied zum Land auf den umstrittenen Elternfragebogen verzichtet. Stattdessen werde der Befundbogen vom Arzt gemeinsam mit den Eltern ausgefüllt. Als praktisch habe sich erwiesen, dass der Arzt den Eltern konkrete Tipps gebe, etwa mit dem Kind Mensch-ärger-dich-nicht zu spielen, Papierflieger oder Kastanientiere zu basteln, Perlenketten aufzuziehen, auf der Bordsteinkante zu balancieren, miteinander zu essen oder gemeinsam einen Einkauf vorzubereiten. Auch den Kontakt zu Büchereien und Sportvereinen vermittle der Arzt, der sich inzwischen auch als Sozialmediziner verstehe.

Stuttgart fehlen die Erzieherinnen


Es gibt allerdings auch offene Fragen. Auch für die Kitas sei die ESU ein Kraftakt, selbst wenn die meisten Tests aus Raumgründen in den Außenstellen des Gesundheitsamts durchgeführt würden. Denn vor der Untersuchung müssen die Erzieherinnen einen Fragebogen zu jedem Kind ausfüllen und geben ihn den Eltern mit. Anschließend sprechen sie mit dem Arzt über jedes Kind. Hinzu kommt: für die Förderung in den Kitas brauche man gut ausgebildete und genügend Erzieherinnen - "da haben wir in Stuttgart ein Problem, das kann man nicht wegdiskutieren", sagt Nowotzin.

Dies räumt auch der Jugendamtschef Bruno Pfeifle ein: "Bezogen auf die Anforderungen haben wir nicht genügend Personal, etwa für die individuelle Förderung," Denn aufgestockt wurde nicht. "Wie sollen zwei Erzieherinnen das bei 25 Kindern machen?" Dass der Sprachförderbedarf dennoch abgenommen hat, führt Pfeifle darauf zurück, dass viel mehr Kinder ganztags in der Kita seien. Wie gut sie beim Test abschneiden, hänge auch davon ab, wie regelmäßig und seit wie langer Zeit sie in der Kita seien. Über deren Personalausstattung werde der Gemeinderat allerdings erst diskutieren, wenn die Mindestpersonal-Anstellungsrichtlinien des Landes verabschiedet worden seien. Dies hätte bereits vor der Sommerpause erfolgen sollen.

Ein weiteres Problem: laut Gesundheitsamt sind zwischen 20 und 100 Eltern mit ihrem Kind nicht zum Test erschienen, obwohl dieser obligatorisch ist. Wie man damit umgeht, soll gemeinsam mit Jugend- und Ordnungsamt geklärt werden. Bußgelder habe man bis jetzt nicht veranlasst, sagt Eva Hungerland, Abteilungsleiterin im Gesundheitsamt. Fezer betont: "Wir wollen ein engmaschiges Raster entwickeln, damit uns solche Einzelfälle nicht durchgehen - wir erheben aber keinen Generalverdacht, wir schauen nur genauer hin."