Mitte August eröffnet an der Degerlocher Epplestraße eine Tegut-Filiale. Damit gibt es einen weiteren Laden, in dem sich die Kundschaft mit Bio-Lebensmitteln eindecken kann. Aus Sicht der Händler macht die Konkurrenz den Markt spannender.

Degerloch - Die Degerlocher haben bald die Qual der Wahl, wo sie ihre Sojamilch oder Bio-Äpfel kaufen. Am Donnerstag, 13. August, soll an der Epplestraße eine Tegut-Filiale öffnen. Sie bezieht die Räume, die vorher der Discounter Lidl belegt hat. Nur wenige Meter entfernt liegt der Alnatura-Markt, dessen Bio-Eigenmarke in der Drogerie DM ein paar Schritte weiter angeboten werden. An der Löwenstraße, gleichfalls in unmittelbarer Nähe, können die Verbraucher in einer Naturgut-Filiale einkaufen. Ganz schön viel bio für einen Bezirk mit etwa 16 000 Einwohnern. Doch die Betreiber sehen das anders. Für sie ist Degerloch aus unterschiedlichen Gründen ein lohnendes Pflaster.

 

„Wenn es nach uns geht, sollte so viel bio wie möglich angeboten werden“, sagt Stefanie Neumann, die Sprecherin der Alnatura-Kette. Sie sieht gerade die neue Nachbarschaft zu Tegut gelassen. Denn Tegut bietet ebenso wie die DM-Filiale an der Epplestraße Alnatura-Produkte an. Neumann sieht einen Sogeffekt in die eigentlichen Alnatura-Filialen, wenn Verbraucher beim Einkaufen in anderen Geschäften Alnatura-Produkte kennenlernen. So würden Kunden, die bei DM nur Trockenprodukte bekommen, vielleicht Lust bekommen, auch Obst oder Milchprodukte bei dem Bio-Supermarkt einzukaufen.

Der Geldbeutel sitzt locker

Das Kalkül scheint so gut aufzugehen, dass auch eine gewisse Konkurrenz, etwa zu Naturgut, gelassen bewertet wird. „Stuttgart ist insgesamt ein interessanter Standort“, sagt Stefanie Neumann. Anders ausgedrückt, läuft das Geschäft der drei Alnatura-Filialen in Degerloch, an der Tübinger Straße und am Killesberg offenbar ziemlich gut. Das liege an der bioaffinen Käuferklientel, erklärt Neumann. Der Geldbeutel der Stuttgarter, insbesondere in wohlhabenderen Bezirken wie Degerloch, scheint locker zu sitzen, wenn es um Waren geht, die einen ökologischen oder gesundheitlichen Mehrwert versprechen.

Die Kette Tegut, die in Stuttgart bisher mit einer Filiale im Milaneo vertreten ist, wirbt ebenfalls mit regionalen und ökologischen Lebensmitteln und spricht damit dieselbe Käuferschicht wie Alnatura oder Naturgut an. Dennoch ist Tegut ein Vollsortimenter, der auch konventionelle Waren verkauft. Genau darin sieht Andrea Rehnert, die Sprecherin der Firma mit Sitz in Fulda, eine interessante Lücke für Tegut. „Wir bieten nicht nur Biowaren an, aber auch unsere Hausmarken entsprechen höchsten Qualitätsansprüchen. Das kommt bei einer anspruchsvollen Klientel gut an“, sagt sie.

Der GHV-Vorsitzende freut sich auf Tegut

Von der Naturgut-Filiale an der Löwenstraße heißt es wiederum in einer Erklärung, der Markt bleibe spannend. Allerdings gibt sich der Geschäftsführer Niko Tsiris überzeugt, dass Naturgut keine Sorge haben muss wegen der neuen Tegut-Filiale. „Wir haben nur bio im Sortiment – nicht auch“, heißt in seiner Stellungnahme.

Eberhard Klink vom Degerlocher Gewerbe- und Handelsverein freut sich auf den neuen Tegut. Er erwartet nicht, dass die Filiale ihr Bio-Sortiment besonders herausstellen und damit Naturgut und Alnatura zu ähnlich werden könnte. Deshalb sei auch nicht zu befürchten, dass sich das Geschäftsumfeld an der Epplestraße zukünftig gleiche wie ein Bioei dem anderen. „Ich glaube, dass es durch den Tegut nicht langweiliger wird, sondern spannender“, sagt Eberhard Klink. Dennoch bedauert der GHV-Vorsitzende, dass mit dem Ende der Lidl-Filiale künftig ein Discounter fehlt. „Ich denke schon, dass es in Degerloch auch ein Käufersegment für einen Discounter gibt“, so Klink. Dem GHV gehe es darum, auch für diese Klientel ein Angebot in Degerloch zu haben, anstatt zu riskieren, dass sie abwandere. „Der Lidl hat meiner Information nach kein schlechtes Geschäft gemacht. Aber die Rahmenbedingungen waren nicht gut“, sagt Klink. Er meint die relativ geringe Fläche und fehlende Parkmöglichkeiten. Das müsse sich ändern, damit ein Discounter an einem anderen Standort im Bezirk Erfolg haben könne, meint der GHV-Vorsitzende. Insgesamt ist aus seiner Sicht die Einkaufssituation für Lebensmittel im Bezirk mehr als zufriedenstellend. „Davon profitiert auch das übrige Gewerbe in Degerloch“, ist Eberhard Klink überzeugt.

Discounter nur interessant für Degerlocher

So interessant ein Discounter aus Sicht Klinks für manchen Degerlocher wäre, so wenig erwartet er sich von einem Billig-Supermarkt mehr Attraktivität des Bezirks für Auswärtige. Wer einen weiten Weg zum Discounter in Kauf nehme, dem sei es in der Regel anderswo zu teuer, so Klink. Von diesen Kunden hätte das übrige Gewerbe an der Epplestraße seiner Ansicht nach also nichts, weil es zu hochpreisig sei. Vielleicht sind da eher jene interessant, die in den Bioläden Degerlochs gern auch mal mehr ausgeben.