Vielerorts wurde kräftig investiert. So wurde in Waiblingen der Alte Postplatz überbaut und mit einem großen Einkaufszentrum 2008 ein neuer Anziehungspunkt geschaffen. Die Kaufleute in der Innenstadt waren skeptisch, sehen den Handelsplatz inzwischen aber als Gewinn: „Das Zentrum hilft uns“, sagt Peter Funcke, der Vorsitzende des Händlervereins Innenstadtmarketing. Nächstes Jahr soll eine gemeinsame Marketingstrategie auf den Weg gebracht werden. Impulse soll auch ein weiteres Center am Waiblinger Tor geben.

 

Die Stadt Böblingen hofft auf einen ähnlichen Effekt. Das 24 000 Quadratmeter große Einkaufszentrum Mercaden am Bahnhof ist im Oktober eröffnet worden. Es soll die Kundschaft zurückbringen, die man an das Breuningerland Sindelfingen verloren hat. Die Stadt hat etwa zehn Millionen Euro investiert, um das Entree am Bahnhof vom Verkehr zu befreien. Und noch ein Beispiel: in Ludwigsburg soll einem alten Einkaufszentrum neues Leben eingehaucht werden. Die ECE Projektmanagement GmbH & Co KG lässt sich das bis September nächsten Jahres 80 bis 90 Millionen Euro kosten. Die Stadt selbst investiert laut Rathauschef Werner Spec sechs Millionen Euro in das Umfeld des Marstallcenters. Zudem wird der Gemeinderat bald diskutieren, ob die ECE das Ludwigsburger Breuningerland erweitern darf.

Aus Fehlern lernen

Anders hingegen die Situation in Esslingen, wo große Ladenflächen Mangelware sind. Mehr als 70 Prozent der Geschäfte im mittelalterlichen Zentrum seien wegen des Denkmalschutzes kleiner als 100 Quadratmeter, sagt Manuela Deufel von der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH. „Auf so kleiner Fläche profitabel zu agieren ist eine besondere Herausforderung.“ Die Stadt schützt deshalb ihre Kaufleute im Zentrum. Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche für zentrenrelevante Sortimente erhalten am Stadtrand keine Baugenehmigung. In den 70er Jahren fehlte dieser Schutz. Das Neckarcenter aus jener Zeit zieht der Innenstadt bis heute Kaufkraft ab. Platz für Filialisten gibt es in der Stadt seit zehn Jahren im ES; außerdem sollen auf dem Karstadt-Parkplatz zusätzlich 11 000 Quadratmeter Verkaufsfläche geschaffen werden.

Besonders gut gelingt es Göppingen, Geislingen, Sindelfingen und Fellbach, Kaufkraft zu binden. Dort erwirtschaften die Händler anderthalb mal so viel Umsatz wie es das örtliche Kundenpotenzial erwarten lässt. In Göppingen ist der Erfolg nicht nur der Entfernung zu Stuttgart geschuldet. Die Stadt hat sich komplett verändert. Der Verkehr wurde aus dem Zentrum verbannt und für 15 Millionen Euro wurde eine moderne Fußgängerzone geschaffen.