Die Killesberghöhe verbinden viele mit der (abgewendeten) Insolvenz des Möbelhändlers Fleiner sowie dem Abzug des Café Scholz vom Marktplatz. Doch aus Sicht der Verantwortlichen funktioniert der Standort.

Stuttgart - Die weißen Häuser entlang der Straße Am Kochenhof haben in der Stadt keinen allzu guten Ruf. Die inzwischen abgewendete Insolvenz des Möbelhändlers Fleiner und das Fehlen des Café Scholz am Marktplatz werden mit dem Einkaufs- und Wohnquartier Killesberghöhe in Verbindung gebracht. Doch aus Sicht der Verantwortlichen funktioniert der Standort. Eines ist zumindest sicher: Die geringe Zahl an Mieterwechseln können andere Einkaufszentren der Stadt nur neidisch zur Kenntnis nehmen.

 

In drei Jahren zwei Mieterwechsel

25 Mieter auf rund 10 000 Quadratmeter Handelsfläche – das sind die nackten Zahlen des Einzelhandels im Quartier. „Insgesamt haben wir in den drei Jahren zwei Mieterwechsel gehabt“, sagt die Centermanagerin Birgit Greuter. Verglichen mit den radikalen Umbaumaßnahmen, etwa im Gerber, eine erstaunlich geringe Zahl. Trotzdem kämpft die Killesberghöhe mit ihrem Image.

Darauf angesprochen spricht die Centermanagerin von „einer unglücklichen Interaktion mit der Innenstadt“. Das Café Scholz wird seit seinem Umzug auf den Killesberg am Marktplatz schmerzlich vermisst. Zudem musste das Möbelhaus Fleiner kurz nach seinem Umzug vom City Plaza am Rotebühlplatz auf den Killesberg Insolvenz anmelden. „Das ging alles mit unserem Quartier nach Hause“, erinnert Greuter. Doch sowohl die Gastronomen als auch die Möbelhändler sind auf dem ehemaligen Messegelände glücklich. „Fleiner hat eine bessere Frequenz als früher in der City und auch das Scholz funktioniert sehr gut “, berichtet die Centermanagerin.

Auf der anderen Seite entsteht ein neues Wohngebiet

Zum Quartier gehören neben den Handelsflächen noch 110 Wohneinheiten. „Der größte Teil davon sind Eigentumswohnungen“, sagt Greuter. Hier sei es aufgrund von zahlreichen und teilweise recht späten Umplanungen zu Verzögerungen gekommen. Inzwischen seien jedoch sämtliche Wohnungen vergeben und die meisten bezogen, berichtet die Managerin. Da das Quartier nicht als Shopping-, sondern als Nahversorgungsstandort ausgelegt sei, habe man nun „einen guten Zustand“ erreicht, so Greuter.

Doch das mühsam erreichte Gleichgewicht am Killesberg wird sich in absehbarer Zeit verändern. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ein neues Wohnquartier geplant. Da es sich bei der Roten Wand um ein städtisches Grundstück handelt, wird der Anteil an Sozialwohnungen recht hoch sein. In der Zwischenzeit sollen auf dem ehemaligen Messeparkplatz Flüchtlinge provisorisch untergebracht werden. Ein zu harter Kontrast zu der wohlhabenden Nachbarschaft? „Bei mir haben sich schon viele Bewohner gemeldet, die sich engagieren wollen“, sagt Greuter. „Lehrer wollen Sprachunterricht geben, andere wollen spenden“, sagt sie. Sicher gebe es auch Vorbehalte, doch das sei alles überschaubar, so die Centermanagerin. Greuter ordnet die anstehenden Veränderungen als „Belebung“ für das Quartier ein.

Das Areal wurde vom Projektentwickler Fürst gebaut und im Jahr 2014 an die Württembergische Lebensversicherung verkauft, die beispielsweise auch Eigentümer des Einkaufszentrums Gerber ist. Die Baukosten für die Killesberghöhe wurden damals mit rund 160 Millionen Euro beziffert. Zudem hatte die Stadt insgesamt 21 Millionen Euro für den Abriss der alten Messhallen und in die Umgestaltung des Killesbergparks (Grüne Fuge) sowie in Straßenbaumaßnahmen investiert.

Und auch wenn es nach den Worten von Centermanagerin Greuter derzeit kaum Grund zur Klage auf dem Killesberg gibt, hat sie doch einige Forderungen an das Stuttgarter Rathaus. „Zu Messezeiten fuhr die Stadtbahn hier im Zehnminutentakt, jetzt kommt die Bahn nur noch alle 20 Minuten“, kritisiert sie. Der OB wolle doch, dass die Menschen vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, sagt sie. „Dann muss die Bahn aber auch öfter als bisher fahren“, so Greuters Meinung.