In der früheren Eberhard Passage eröffnet Deutschlands führender Outdoorhändler seine letzte große Filiale. Der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Lipke sagt: „Der Markt in Deutschland ist aus unserer Sicht nun aber gesättigt.“

Stuttgart - Der Handelsherbst hat begonnen. Innerhalb von etwas mehr als vier Wochen kommen in der Stuttgarter Innenstadt rund 75 000 Quadratmeter Verkaufsfläche hinzu. Den Anfang im Reigen der Neueröffnungen macht der Outdoorspezialist Globetrotter – die Center Milaneo und Gerber werden folgen.

 

Das Haus in Stuttgart ist für den hierzulande erfolgreichsten Akteur im Outdoorsegment von besonderer Bedeutung. Denn es ist die letzte große, aufwendig ausgestattete Neueröffnung des Unternehmens in Deutschland. „Wir haben von der Herkunft unserer Kunden im Internet gelernt, dass in Stuttgart die Nachfrage nach einer Filiale besteht“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter, Thomas Lipke. „Der Markt in Deutschland ist aus unserer Sicht nun aber gesättigt“, erklärt Lipke. Soll heißen; weitere Neueröffnungen sind nicht mehr vorgesehen. Stuttgart ist die siebte sogenannte Erlebnisfiliale.

Hart umkämpfte Branche

Auf die Frage nach der Konkurrenz vor Ort sagt Lipke provozierend: „Die muss sich um uns keine Sorgen machen.“ Der Markt in Stuttgart ist in der Outdoor-Branche hart umkämpft – im Bereich der unteren Königstraße befinden sich neben Karstadt Sport und Sport-Scheck auch Markengeschäfte wie The North Face oder Mammut. Auch Jack Wolfskin und Schöffel-Lowa sind mit sogenannten Flagship-Konzepten in der Innenstadt vertreten. Bergland Alpin hat nach Jahren in der Calwer Passage an die Silberburgstraße kürzlich neu eröffnet.

Dazu behauptet sich Larca weiter am Berliner Platz zusätzlich zum 10 000 Quadratmeter großen Outlet am Firmensitz in Schorndorf. „Larca wird der Letzte sein, der den Platz räumt“, erklärt der Geschäftsführer, Wilfried Weller. Zur Konkurrenz wolle man sich weiter nicht äußern. „Das ist unsere Philosophie seit unserer Gründung 1980“, so Weller. Dabei scheint Larca der direkte Widersacher von Globetrotter zu sein. Denn um sich von den Textilern abzugrenzen, bezeichnet sich der Outdoorriese als Reisekaufhaus. „Bei uns können Sie in einem Aufwasch ihr Ticket buchen, die Ausstattung kaufen und sich gegen Gelbfieber impfen lassen“, so Lipke. Dafür gibt es im Haus eine Praxis für Reise- und Tropenmedizin sowie ein Reisebüro.

Woick geht in Globetrotter auf

Rund 13 Millionen Euro stecken in den 4500 Quadratmetern an der Tübinger Straße. „Knapp sieben Millionen im Hochbau“, sagt der Architekt Holger Moths. Die Rolltreppen im Innenhof der ehemaligen Eberhard-Passage wurden entfernt. Das Café im obersten Stock ist nun bereits vom Eingang durch den transparenten Boden zu sehen. „Das ist höchste Baukunst“, so Moths.

Bei der Eröffnung sitzt neben Geschäftsführer, Architekt und Filialleiter ein vierter Mann am Tisch. Bernd Woick ist in der Region als Pionier im Outdoormarkt bekannt. „Vor zwei Jahren wurde ich von drei Firmen angesprochen, ob ich mir einen Verkauf meines Unternehmens vorstellen könne“, sagt er. Während zwei lediglich einzelne Filialen und wenige Mitarbeiter übernehmen wollten, sagte Globetrotter zu, alles unter neuem Namen weiterzuführen. Zwar seien die vergangenen Jahre seine umsatzstärksten gewesen, „doch als Kleiner hat man es im Einzelhandel inzwischen enorm schwer“, so Woick, dessen Firma nun komplett in der Globetrotterwelt aufgeht. Die Filiale an der Neuen Brücke unweit der Königstraße wurde bereits aufgegeben – dort hat auf 250 Quadratmetern mit den Marken Elkline, Finkid und Finside bereits der nächste Outdoor-Shop eröffnet. Die Woick-Geschäfte in Metzingen, Ulm und Filderstadt bestehen weiter – nun eben unter dem Namen Globetrotter.

Die City-Initiative beurteilt die Neuansiedlung zwischen Gerber und Königstraße positiv. Und: „dadurch, dass Globetrotter Woick übernommen hat entsteht kein echter neuer Wettbewerb im Outdoor-Bereich“, so City-Managerin Bettina Fuchs.

800 Stellen im Einzelhandel

Dass das Unternehmen zum Start in Stuttgart rund 40 Mitarbeiter von Woick einsetzen kann, hat sich als Glücksfall erwiesen. „Es werden aktuell mehr als 800 Stellen im Einzelhandel in der Stadt geschaffen“, sagt der Filialleiter, Michael Büchel, mit Blick auf die Eröffnungen der Einkaufscenter Gerber und Milaneo. Der Wettbewerb um Mitarbeiter scheint hart.

Dass auch der Musterknabe der Branche Probleme kennt, ist inzwischen klar. Im vergangenen Jahr musste Globetrotter rund 100 Mitarbeiter entlassen. „Im Internet findet ein Preiskampf statt“, erklärt Lipke. Da es vor der Eröffnung in Stuttgart ruhig um das Vorhaben geworden war und Presseanfragen zur Unternehmenssituation nicht beantwortet wurden, kamen Gerüchte auf, die Filiale in Stuttgart würde nicht realisiert. „Das stand nie zur Debatte“, sagt der Geschäftsführer entschieden.