Von Dezember an will ein kleines Unternehmen für Wettbewerb auf der Berlin-Strecke sorgen. Dann geht ein neuer Fernverkehrszug von Stuttgart an die Spree an den Start. Nach einigen Verzögerungen soll es von Mitte November an Tickets geben.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Das private Eisenbahnunternehmen Locomore will vom 11. November an Fahrkarten für seinen Zug verkaufen, der zwischen Stuttgart und Berlin pendelt. Premierenfahrt soll am 14. Dezember sein. Das hat das Unternehmen nun bekräftigt. Zuvor hatten sich sowohl der Termin für den Verkaufsstart wie auch für die Betriebsaufnahme verschoben. Diese Anlaufschwierigkeiten glaubt das Unternehmen nun überwunden.

 

Die Fahrten des Bahnkonkurrenten sollen sowohl auf der Webseite der Deutschen Bahn wie auch auf in den Bahnhöfen hängenden Fahrplänen ausgewiesen werden. „Dazu ist die Bahn gesetzlich verpflichtet“, erklärt Locomore-Gründe Derek Ladewig auf Anfrage. Ein Bahnsprecher in Stuttgart schränkt allerdings ein, dass der Bahn die Daten auch vorliegen müssten. Der Austausch finde über das Europäisches Fahrplanzentrum statt. Daten, die dort eingepflegt sind, fänden auch Eingang in die Fahrplanmedien der Deutschen Bahn.

Etwas langsamer als die DB

Die Fahrt von Stuttgart nach Berlin soll laut der Ankündigung von Locomore 6 Stunden 45 Minuten dauern – und damit gut eine Stunde länger, als mit einem ICE der bundeseigenen Bahn. Der Neuling auf dem Bahnsektor hält im Gegenzug auch an Bahnhöfen wie Vaihingen/Enz, die von der Bahn ohne Stopp passiert werden. Zudem verspricht Locomore günstigere Tarife. „Der Höchstpreis liegt jeweils immer unterhalb der Hälfte des Normalpreises der Deutschen Bahn“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens.

Wäre es bei den ursprünglichen Plänen geblieben, würden die Locomorezüge bereits seit September zwischen Spree und Neckar pendeln. Dann aber zogen sich die Verhandlungen hin, in denen geklärt wurde, welche Waggons von welchen Lokomotiven gezogen werden. Bei der Innotrans, einer alle zwei Jahre in Berlin stattfindenden Fachmesse für den Bahnsektor, präsentierte Locomore aber im September seine Wagen und unterstrich damit seine Ambitionen, den Ankündigungen auch Taten folgen zu lassen. Zuvor hatte sich das Unternehmen das nötige Startkapital auf unkonventionelle Weise gesichert: durch das Crowdfundig genannte Spendensammeln im Internet. Deutlich mehr als eine halbe Million Euro war auf diese Weise zusammengekommen.