Der polare „Heizofen“ am Boden sorgt dafür, dass – ähnlich wie bei einem Heißluftballon – die erwärmte Luft nach oben steigt und die Atmosphäre über dem offenen Meer insgesamt labiler macht. Das wirkt sich auf die bisherigen typischen Wettermuster aus, zu denen auch die sogenannte Arktische Oszillation mit den aus den Wetterberichten bekannten Azoren-Hochs und Island-Tiefs gehört. Wenn dieser Gegensatz hoch ist, transportiert ein starker Westwind im Winter warme und feuchte atlantische Luftmassen nach Europa. Andernfalls ist der Weg für die sehr kalte arktische Luft nach Europa frei. Die Modellrechnungen der AWI-Forscher zeigen nun, dass die Luftdruckgegensätze abgeschwächt werden, wenn es im Sommer wenig Eis in der Arktis gibt. Entsprechend steigt die Chance auf Kälteeinbrüche in Europa, so wie dies im vergangenen Jahr der Fall war.

 

Auch im letzten Sommer war das arktische Meereis kräftig zusammengeschmolzen. Ironischerweise haben Ralf Jaiser und sein Team ihre Forschungsergebnisse bereits Ende Januar veröffentlicht – und der war ja noch ungewöhnlich warm. Entsprechend bemüht waren die Forscher, eine Erklärung für diese Diskrepanz zu finden. Nun aber ist der kalte und zumindest in Osteuropa bereits sehr schneereiche Winter doch noch über uns hereingebrochen. Und in der Arktis ist es tatsächlich – wie prophezeit – warm geworden: Auf der nördlich von Skandinavien gelegenen norwegischen Insel Spitzbergen hat es laut AWI einen Regenrekord gegeben.