Bei einer Informationsveranstaltung zum Umbau der Eislinger Hirschkreuzung wurden noch einmal das Für und das Wider erörtert. Eine Tendenz für die Abstimmung am 13. März zeichnete sich auch dabei nicht ab.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Eislingen - Wenn die Lautstärke und die Dauer der Beifallsbekundungen ein Anzeichen dafür sind, wie der Bürgerentscheid zum Umbau der Eislinger Hirschkreuzung ausgeht, dürfte es auf alle Fälle spannend werden. Der letzte Informationsabend zu der Abstimmung, die am 13. März parallel zur Landtagswahl stattfinden wird, ließ am Donnerstag in der mit weit mehr als 300 Besuchern gefüllten Stadthalle jedenfalls keine eindeutige Tendenz erkennen, in welche Richtung die Bevölkerung marschieren möchte.

 

Die Ausgangssituation ist schnell erklärt: Der Gemeinderat hat sich bereits mit einer breiten Mehrheit dafür ausgesprochen, die Ampelkreuzung für rund 1,5 Millionen Euro möglichst bald in einen Kreisverkehr mit Zebrastreifen sowie einem umlaufenden Radweg zu verwandeln und die vorhandene Unterführung für Radler und Fußgänger zuzuschütten. Die Bürgerinitiative Hirschkreuzung wiederum will die Umgestaltung solange verschieben, bis die Mühlbachtrasse irgendwann einmal fertiggestellt ist. Sie hat für dieses Ansinnen im vergangenen November mehr als 3000 Unterschriften gesammelt und den Bürgerentscheid damit erst möglich gemacht.

Die einen wollen gleich bauen, die anderen abwarten

Beide Seiten erläuterten bei der Bürgerinformation noch einmal ihre Standpunkte. Unumstritten ist, dass die Kreuzung in der jetzigen Form überdimensioniert ist. Als die B 10 noch durch Eislingen führte, rollten dort täglich rund 50 000 Fahrzeuge darüber. Seit dem Bau der Umfahrung und der Osttangente sind es nur noch halb so viele. Unumstritten ist deshalb auch, dass an dem Kontenpunkt im Zentrum, der als Schulweg dient sowie Eislingen-Nord- und Eislingen-Süd miteinander verbindet, etwas getan werden muss.

Die Verwaltung, mehrere von ihr beauftragte Planer, weite Teile des Gemeinderats und die jüngst ins Leben gerufene Bürgerinitiative „Lebendige Stadmitte Eislingen Süd Jetzt!“ wollen aus städtebaulicher und aus verkehrstechnischer Sicht den besagten Kreisel, während die BI Hirschkreuzung abwarten möchte, wie sich das Verkehrsaufkommen entwickelt, wenn die Mühlbachtrasse gebaut und die jetzige Bahn- und Filsquerung abgerissen ist.

Auch das Publikum ist sich uneins

Noch einmal wurden daher in der Stadthalle die Argumente für und gegen das Vorhaben ausgetauscht, wobei es erwartungsgemäß zu keiner Annäherung kam. Während die Umbaubefürworter, unterstützt von Fachleuten, die größere Sicherheit, die der vorgesehene Kreisverkehr bringen werde, noch einmal herausstellten, zogen die Gegner genau dies in Zweifel. Sie verwiesen auf die funktionierende Unterführung und könnten sich daher mit einer kleineren Kreisellösung anfreunden, um es Gehbehinderten oder Müttern mit Kinderwagen zu ermöglichen, die Straße ebenerdig zu überqueren.

Dass es auch im Gemeinderat unterschiedliche Ansichten gibt, machten die Sprecher der Fraktionen deutlich. Die SPD und die Grünen sind dafür, das Projekt schnell umzusetzen, die CDU will es verschieben. Die Freien Wähler sind geteilter Meinung. Die Wortmeldungen aus dem Publikum ließen ebenfalls kein eindeutiges Meinungsbild erkennen, wobei aber eher die Kritik überwog. Wie gesagt: bis zum 13. März bleibt es spannend.

Pro – Zuschütten – Von Klaus Nonnenmacher

Fachleute aller Couleur sprechen für den Rückbau der Angströhre an der Hirschkreuzung und für einen Radweg rund um den künftig dort vorgesehenen Kreisel. Warum wollen einige dem Expertenrat einfach nicht folgen? Gerade die Eislinger sind doch zu Recht stolz darauf, dass sie verkehrstechnisch durchaus als innovativ gelten. Nirgendwo sonst im Filstal hat man so konsequent wie in Eislingen neuralgische Verkehrsknotenpunkte in gut funktionierende Kreisverkehre umgebaut, und zwar nicht aus Prinzip, sondern aus Überzeugung. Genauso überzeugend ist es, dass man auf eine enge Unterführung aus alten, verkehrsreichen Zeiten zu Gunsten moderner, klarer Regelungen verzichten kann. Die Überwindung der Hirschkreuzung ist für Fußgänger und Radler heute beschwerlich und unübersichtlich. Das muss nicht so bleiben. Es sei denn, man will den Autos in der Innenstadt für weitere Jahrzehnte den Vorrang geben. Dann muss man schwächere Verkehrsteilnehmer auch künftig in den Untergrund verweisen.

Kontra – Unten bleiben – Von Andreas Pflüger

Sodom und Gomorrha? – Gedeih oder Verderben? – Folgt man den Argumenten all derer, die so tun, als wäre die Unterführung unter der Hirschkreuzung hindurch ein Schwerpunkt tödlicher Unfälle oder ein Ort des schweren Verbrechens, gibt es keinen anderen Schluss, als den zur „Angströhre“ erhobenen Durchlass zuzuschütten. Jetzt ist Eislingen in den vergangenen Jahrzehnten mit dem, zugegeben, unschönen Tunnel für Fußgänger und Radler aber doch ganz gut klar gekommen. Selbst Menschen, die auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind, beschweren sich erst, seit namhafte Stadtpolitiker eine Initiative gegen die Bürgerentscheiddurchsetzer ins Leben gerufen haben. Keine Frage, ein Rückbau der früheren B-10-Kreuzung ist überfällig, ein Kreisel, vielleicht ein etwas kleinerer, auch die richtige Alternative. Aber was hat das mit der Unterführung zu tun? – Städtebauliche Argumente werden ins Feld geführt für etwas, das von oben gar nicht zu sehen ist. Deshalb lautet die Devise: Unten (muss) bleiben!