Ich frage Alicia, was ihr durch den Kopf geht, wenn sie mit Friedemann einen Pas de deux tanzt. „Ich habe überhaupt nichts im Kopf“, sagt sie. „Ich bin nur Gefühl.“ Nehmen die beiden das Publikum überhaupt wahr? Spüren Sie die Begeisterung, das Mitfühlen und Mitleiden? Wie alle aufspringen und „Nein, tu’s nicht!“, brüllen wollen, als Romeo sich den Dolch ins Herz stößt, obwohl Julia nur scheintot ist? „Für mich verschwindet das Publikum völlig“, sagt Alicia. „Ich spüre die Energie des Publikums“, meint dagegen Friedemann. „Aber ich tanze nicht, um dem Publikum zu gefallen. Ich tanze einfach, und gebe alles.“

 

Wir sitzen in einer Garderobe, die wir für leer gehalten haben. Stimmt nicht ganz, denn jetzt marschiert Birgit Keil im Bademantel herein und entschuldigt sich für die Störung, dabei ist es tatsächlich ihre Garderobe. Ja, Birgit Keil, Ballettstar unter Cranko, hat an diesem Abend die Rolle der Gräfin Capulet getanzt, und damit ist der Abend zu einem kleinen Generationentreffen geworden. In der 2. Szene sind Birgit Keil als Gräfin Capulet, Sonia Santiago als Amme und Alicia Amatriain als Julia gleichzeitig auf der Bühne. Großartige Solistinnen aus drei Generationen, und mal wieder eines der berühmten Familientreffen des Stuttgarter Balletts, weshalb es sich sowohl Reid Anderson als auch Tamas Detrich nicht nehmen lassen, beim Schlussapplaus die Blumen an die Damen zu überreichen.

Das Ballett als Familienersatz. Gibt es ein Leben außerhalb des Balletts? Ja, das gibt es, und es ist sogar sehr wichtig, meint Alicia. Man kann sich nicht immer in diesem Kokon des Balletts bewegen. Und was macht sie dann? Sie liest gern, oder näht. Nähen? Irgendwie kann man sich Alicia Amatriain nicht so richtig beim Nähen vorstellen. „Ich entspanne mich, wenn ich etwas mit den Händen tue.“ Und natürlich geht sie auch aus, und macht mal mit den Freunden richtig einen drauf. Alles Vorurteile, dass Balletttänzer vor lauter Disziplin nicht richtig feiern können!

Und jetzt aber ab in die Kantine zum Absacker

Im Film des SWR hat man gesehen, wie die Fans vor lauter Begeisterung kreischen, wenn die Superstars des Stuttgarter Balletts nach der Vorstellung in Tokyo auf die Straße treten. Ist das nicht ein tolles Feedback? Schon, aber auf Dauer wäre ihr das zu anstrengend, meint sie. Dann schon lieber Stuttgart, wo sie sich nahezu unerkannt bewegen kann. Und der Schwabe an sich kreischt ja eher selten, ergänze ich im Geiste. Und wie kann sie sich nur all diese Choreografien merken, die sie parallel tanzt? Muss sie sich vor dem Ballett hinsetzen und im Geiste die Schritte wiederholen? „Nein, nein. Das geht alles in Fleisch und Blut über. Du hörst die Musik und weißt sofort, wie es sein muss.“ War der heutige Abend im Rahmen der Festwoche etwas Besonderes? Jeder Abend ist etwas Besonderes, meint sie. Vor allem in Stuttgart, der Stadt mit dem besten Ballett-Publikum der Welt! Eine allerletzte Frage habe ich noch an Alicia. Was geht ihr durch den Kopf, wenn sie als scheintote Julia auf ihrem Bett liegt, während um sie herum die Hochzeitsvorbereitungen für die Hochzeit mit Graf Paris im Gange sind? Normalerweise nichts, antwortet sie. Nur einmal war sie kurz davor, niesen zu müssen. Das ist zum Glück nicht passiert... und endlich lacht sie.

Genug jetzt der lästigen Fragen, ab in die Kantine mit den beiden. Dort warten die Freunde, und endlich, endlich dürfen unsere völlig unprätentiösen Superhelden sich entspannen und feiern und ganz normal sein, nach diesem beispiellosen Kraftakt.

Hinter der Bühne sieht man Friedemann Vogel die Emotionen und die Erschöpfung vielleicht nicht so deutlich an, aber er empfindet genauso wie seine Tanzpartnerin. „Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll. Es ist zu viel passiert, auf der Bühne.“ Vielleicht nur so viel: Wie ist das, mit Alicia zu tanzen? „Wir verstehen uns blind, ich fühle sie blind. Nur ihre Hand auf meiner Schulter, das reicht schon. Ich kann das Ballett natürlich auch mit anderen Tänzerinnen tanzen, aber Alicia ist einfach meine Julia. Wir kennen uns, seit wir vierzehn sind, wir sind zusammen in der John Cranko Schule gewesen. Das ist fast wie eine Partnerschaft.“

Achtung, Auftritt Birgit Keil im Bademantel

Ich frage Alicia, was ihr durch den Kopf geht, wenn sie mit Friedemann einen Pas de deux tanzt. „Ich habe überhaupt nichts im Kopf“, sagt sie. „Ich bin nur Gefühl.“ Nehmen die beiden das Publikum überhaupt wahr? Spüren Sie die Begeisterung, das Mitfühlen und Mitleiden? Wie alle aufspringen und „Nein, tu’s nicht!“, brüllen wollen, als Romeo sich den Dolch ins Herz stößt, obwohl Julia nur scheintot ist? „Für mich verschwindet das Publikum völlig“, sagt Alicia. „Ich spüre die Energie des Publikums“, meint dagegen Friedemann. „Aber ich tanze nicht, um dem Publikum zu gefallen. Ich tanze einfach, und gebe alles.“

Wir sitzen in einer Garderobe, die wir für leer gehalten haben. Stimmt nicht ganz, denn jetzt marschiert Birgit Keil im Bademantel herein und entschuldigt sich für die Störung, dabei ist es tatsächlich ihre Garderobe. Ja, Birgit Keil, Ballettstar unter Cranko, hat an diesem Abend die Rolle der Gräfin Capulet getanzt, und damit ist der Abend zu einem kleinen Generationentreffen geworden. In der 2. Szene sind Birgit Keil als Gräfin Capulet, Sonia Santiago als Amme und Alicia Amatriain als Julia gleichzeitig auf der Bühne. Großartige Solistinnen aus drei Generationen, und mal wieder eines der berühmten Familientreffen des Stuttgarter Balletts, weshalb es sich sowohl Reid Anderson als auch Tamas Detrich nicht nehmen lassen, beim Schlussapplaus die Blumen an die Damen zu überreichen.

Das Ballett als Familienersatz. Gibt es ein Leben außerhalb des Balletts? Ja, das gibt es, und es ist sogar sehr wichtig, meint Alicia. Man kann sich nicht immer in diesem Kokon des Balletts bewegen. Und was macht sie dann? Sie liest gern, oder näht. Nähen? Irgendwie kann man sich Alicia Amatriain nicht so richtig beim Nähen vorstellen. „Ich entspanne mich, wenn ich etwas mit den Händen tue.“ Und natürlich geht sie auch aus, und macht mal mit den Freunden richtig einen drauf. Alles Vorurteile, dass Balletttänzer vor lauter Disziplin nicht richtig feiern können!

Und jetzt aber ab in die Kantine zum Absacker

Im Film des SWR hat man gesehen, wie die Fans vor lauter Begeisterung kreischen, wenn die Superstars des Stuttgarter Balletts nach der Vorstellung in Tokyo auf die Straße treten. Ist das nicht ein tolles Feedback? Schon, aber auf Dauer wäre ihr das zu anstrengend, meint sie. Dann schon lieber Stuttgart, wo sie sich nahezu unerkannt bewegen kann. Und der Schwabe an sich kreischt ja eher selten, ergänze ich im Geiste. Und wie kann sie sich nur all diese Choreografien merken, die sie parallel tanzt? Muss sie sich vor dem Ballett hinsetzen und im Geiste die Schritte wiederholen? „Nein, nein. Das geht alles in Fleisch und Blut über. Du hörst die Musik und weißt sofort, wie es sein muss.“ War der heutige Abend im Rahmen der Festwoche etwas Besonderes? Jeder Abend ist etwas Besonderes, meint sie. Vor allem in Stuttgart, der Stadt mit dem besten Ballett-Publikum der Welt! Eine allerletzte Frage habe ich noch an Alicia. Was geht ihr durch den Kopf, wenn sie als scheintote Julia auf ihrem Bett liegt, während um sie herum die Hochzeitsvorbereitungen für die Hochzeit mit Graf Paris im Gange sind? Normalerweise nichts, antwortet sie. Nur einmal war sie kurz davor, niesen zu müssen. Das ist zum Glück nicht passiert... und endlich lacht sie.

Genug jetzt der lästigen Fragen, ab in die Kantine mit den beiden. Dort warten die Freunde, und endlich, endlich dürfen unsere völlig unprätentiösen Superhelden sich entspannen und feiern und ganz normal sein, nach diesem beispiellosen Kraftakt.

Elisabeth Kabateks Festwochen-Blog beim Stuttgarter Ballett:

https://stuttgarterballett.wordpress.com/2016/07/21/kabatek-bloggt-alicia-ist-einfach-meine-julia/