In der zweiten Pause bin ich bei Sonia Santiago auf der Bühne im Park zu Gast. Hinrennen, kurzes Interview zum Blog, zurückrennen. Ich darf doch auf keinen Fall den 3. Teil verpassen! Semyon Chudin, zum Beispiel, Star des Bolschoi Balletts, der mit Anna Osadcenko ein großartiges Dornröschen tanzt. Das große Finale vor dem Überraschungsschluss liefern Elisa Badenes und Friedemann Vogel in Tschaikowskys Pas de deux, in der Choreografie von George Balanchine. Die beiden drehen Pirouetten, dass ich schon beim Zugucken den Drehwurm kriege, und heben die Gesetze der Schwerkraft komplett auf. Atemberaubend! Das Publikum trampelt und tobt. Dann geht das Licht an. Was kann denn jetzt noch kommen, nach so einem Abend! Im Programm steht nur Finale. Knisternde Spannung.

 

He’s the one. Wann hat man schon einmal eine komplette Ballettcompagnie singen hören? Denn das ist die Überraschung. Im fulminanten Finale singt und tanzt das Stuttgarter Ballett das Finale des Musicals „A Chorus Line“, umgedichtet auf Reid Anderson. Dazu dreht sich eine Discokugel und auf die Wände des Opernhauses wird der Schriftzug „Reid - 20 years“ projiziert. Ja, sie singen, in glitzernden Kostümen mit silbernen Zylindern, so wie der, den Tamas Detrich am Anfang getragen hat, und sie machen das richtig gut! Und nun erscheinen auch noch die SolistInnen in ihren Superhelden-Kostümen, Wonderfeet, Elastorina, Captain Fantastic und alle anderen.

Damit nicht genug, wird hinten ein Transparent entrollt: Lieber Reid, danke für 20 tolle Jahre, dein Stuttgarter Ballett. Der, um den sich alles dreht, kommt endlich auf die Bühne und kann endlich beklatscht werden. Aber nicht für lange, denn schließlich wartet das Publikum im Park! Schnell rennen alle hinauf in den 3. Rang. Ich laufe mit und frage auf dem Weg Alexander McGowan, wie oft sie den Schluss geprobt haben. „Fünf, sechsmal vielleicht. Wir sind halt Tänzer, keine Sänger. Es war für ihn!“ ER weiß jetzt auch, warum man ihn in den letzten Tagen so oft in die Kantine zum Essen geschickt hat. Reid Anderson hält noch eine kurze Rede auf dem Balkon, nachdem sich die Compagnie den Jubel der BesucherInnen im Park abgeholt hat. „Das war wahrscheinlich die beste Gala, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe“, sagt er. „Alles, an was ich glaube, habe ich heute Abend auf der Bühne gesehen. Ihr habt einen sehr glücklichen Menschen aus mir gemacht.“

Der letzte Vorhang ist gefallen. Kein Stück Pizza mehr am Schlossplatz auf dem Heimweg, keine Nachtschichten mehr, um den Blog zu schreiben, die längste bis zwanzig nach drei. Die Festwoche ist vorbei. Wie konnte es so bloß so weit kommen? Was mache ich am nächsten Abend? Ich sehe schon das tiefe Loch gähnen, in das ich fallen werde. Das Leben wird wieder normal. Ich werde mich wieder mit Leuten unterhalten können, die nichts mit Ballett am Hut haben; in den letzten Tagen war die Kommunikation etwas schwierig.

Und jetzt: Sommerpause!

Danke für alle Begegnungen, für alle Gespräche! Wenn es ein Leitmotiv gab für mich in diesen Tagen, dann das altmodisch klingende Wort Hingabe. In doppeltem Sinne: zum einen die des Stuttgarter Balletts an seine Arbeit. Damit meine ich gewiss nicht nur die, die vorne im Rampenlicht stehen, sondern alle, die hier am Gesamtkunstwerk stricken, auch die hinter den Kulissen, die normalerweise für das Publikum nicht sichtbar sind. Diese Hingabe gilt aber auch für das Stuttgarter Publikum. Egal, mit wem ich in den letzten zehn Tagen gesprochen habe - TänzerInnen, ChoreografInnen, DirektorInnen, KritikerInnen, sie alle sind einhellig derselben Meinung: Das Stuttgarter Publikum ist das beste der Welt!

Genug der Reden. Der Rest des Abends, der Großteil des Abends, gehört dem Ballett. Großartig, dass ich heute noch einmal alle TänzerInnen sehen darf, die die letzten Abende auf der Bühne gestanden sind, nur leider ohne Sue Jin Kang. Und wie sie tanzen und noch einmal das Beste geben, was sie haben, um ihrem Chef zu danken! Klassik und Moderne bunt gemischt, so wie es Reid Anderson immer gehalten hat. Das Erbe pflegen, neue Choreografien fördern. Und so gibt es an diesem Abend sogar vier großartige Uraufführungen, darunter In Short von Itzik Galili (getanzt von Anna Osadcenko und Jason Reilly) und Arcadia von Douglas Lee, getanzt von Alicia Amatriain und Constantine Allen. Der tanzt außerdem sein Rollendebüt im Pas de deux aus John Crankos Schwanensee, und wer die „Widerspenstige“ am Donnerstag verpasst hat, weiß spätestens jetzt, dass Elisa Badenes und Constantine Allen das neue Stuttgarter Tanz-Traumpaar sind.

Aus den Tänzern werden Musicalstars

In der zweiten Pause bin ich bei Sonia Santiago auf der Bühne im Park zu Gast. Hinrennen, kurzes Interview zum Blog, zurückrennen. Ich darf doch auf keinen Fall den 3. Teil verpassen! Semyon Chudin, zum Beispiel, Star des Bolschoi Balletts, der mit Anna Osadcenko ein großartiges Dornröschen tanzt. Das große Finale vor dem Überraschungsschluss liefern Elisa Badenes und Friedemann Vogel in Tschaikowskys Pas de deux, in der Choreografie von George Balanchine. Die beiden drehen Pirouetten, dass ich schon beim Zugucken den Drehwurm kriege, und heben die Gesetze der Schwerkraft komplett auf. Atemberaubend! Das Publikum trampelt und tobt. Dann geht das Licht an. Was kann denn jetzt noch kommen, nach so einem Abend! Im Programm steht nur Finale. Knisternde Spannung.

He’s the one. Wann hat man schon einmal eine komplette Ballettcompagnie singen hören? Denn das ist die Überraschung. Im fulminanten Finale singt und tanzt das Stuttgarter Ballett das Finale des Musicals „A Chorus Line“, umgedichtet auf Reid Anderson. Dazu dreht sich eine Discokugel und auf die Wände des Opernhauses wird der Schriftzug „Reid - 20 years“ projiziert. Ja, sie singen, in glitzernden Kostümen mit silbernen Zylindern, so wie der, den Tamas Detrich am Anfang getragen hat, und sie machen das richtig gut! Und nun erscheinen auch noch die SolistInnen in ihren Superhelden-Kostümen, Wonderfeet, Elastorina, Captain Fantastic und alle anderen.

Damit nicht genug, wird hinten ein Transparent entrollt: Lieber Reid, danke für 20 tolle Jahre, dein Stuttgarter Ballett. Der, um den sich alles dreht, kommt endlich auf die Bühne und kann endlich beklatscht werden. Aber nicht für lange, denn schließlich wartet das Publikum im Park! Schnell rennen alle hinauf in den 3. Rang. Ich laufe mit und frage auf dem Weg Alexander McGowan, wie oft sie den Schluss geprobt haben. „Fünf, sechsmal vielleicht. Wir sind halt Tänzer, keine Sänger. Es war für ihn!“ ER weiß jetzt auch, warum man ihn in den letzten Tagen so oft in die Kantine zum Essen geschickt hat. Reid Anderson hält noch eine kurze Rede auf dem Balkon, nachdem sich die Compagnie den Jubel der BesucherInnen im Park abgeholt hat. „Das war wahrscheinlich die beste Gala, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe“, sagt er. „Alles, an was ich glaube, habe ich heute Abend auf der Bühne gesehen. Ihr habt einen sehr glücklichen Menschen aus mir gemacht.“

Der letzte Vorhang ist gefallen. Kein Stück Pizza mehr am Schlossplatz auf dem Heimweg, keine Nachtschichten mehr, um den Blog zu schreiben, die längste bis zwanzig nach drei. Die Festwoche ist vorbei. Wie konnte es so bloß so weit kommen? Was mache ich am nächsten Abend? Ich sehe schon das tiefe Loch gähnen, in das ich fallen werde. Das Leben wird wieder normal. Ich werde mich wieder mit Leuten unterhalten können, die nichts mit Ballett am Hut haben; in den letzten Tagen war die Kommunikation etwas schwierig.

Und jetzt: Sommerpause!

Danke für alle Begegnungen, für alle Gespräche! Wenn es ein Leitmotiv gab für mich in diesen Tagen, dann das altmodisch klingende Wort Hingabe. In doppeltem Sinne: zum einen die des Stuttgarter Balletts an seine Arbeit. Damit meine ich gewiss nicht nur die, die vorne im Rampenlicht stehen, sondern alle, die hier am Gesamtkunstwerk stricken, auch die hinter den Kulissen, die normalerweise für das Publikum nicht sichtbar sind. Diese Hingabe gilt aber auch für das Stuttgarter Publikum. Egal, mit wem ich in den letzten zehn Tagen gesprochen habe - TänzerInnen, ChoreografInnen, DirektorInnen, KritikerInnen, sie alle sind einhellig derselben Meinung: Das Stuttgarter Publikum ist das beste der Welt!

Jetzt ist Sommerpause. Alle haben sie dringend nötig. Aber es geht ja weiter im Herbst! Noch zwei Jahre mit Reid Anderson, und dann übernimmt Tamas Detrich. Es geht weiter, in Stuttgart, und nicht nur hier, sondern an vielen anderen Orten in der Welt, die mit dem Stuttgarter Ballett vernetzt sind. Freuen wir uns drauf. Danke, Reid!

Elisabeth Kabateks Blog beim Stuttgarter Ballett