Die Elternstiftung unterstützt Mütter und Väter dabei, den Bildungsweg ihrer Kinder aktiv zu begleiten – und zwar unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Bildungsstand.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

In Georgien bringen die Erstklässler ihrer Lehrerin zur Schuleinführung Blumen mit. Doch in Deutschland wirkt es seltsam, wenn das Kind am ersten Schultag mit einem Strauß statt mit einer Schultüte im Klassenzimmer erscheint. Auch ist es in vielen Ländern unüblich, dass es regelmäßige Elterngespräche gibt, ohne dass der Nachwuchs etwas ausgefressen hat. Solche und andere Situationen würden immer wieder zu Verunsicherungen in Familien mit ausländischen Wurzeln führen, sagt Nina Khabelashvili. Seit acht Jahren ist sie ehrenamtliche Mentorin bei der Elternstiftung Baden-Württemberg. Seit drei Jahren koordiniert sie dort zudem hauptamtlich die interkulturellen Elternmentorinnen und -mentoren. „Ich finde es so wichtig, dass Eltern einen Ansprechpartner auf Augenhöhe haben“, sagt sie.

 

Mit 19 Jahren kam Nina Khabelashvili von Georgien nach Deutschland. „Ich war allein und musste meinen Weg selbst machen.“ Das sei für sie der Grund gewesen, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Ich wollte meine Erfahrungen weitergeben, damit andere Familien davon profitieren“, sagt Nina Khabelashvili. Derzeit hat die Elternstiftung etwa 1500 interkulturelle Elternmentorinnen und -mentoren, die in mehr als 40 Kommunen aktiv sind. Ihre Arbeit ist unterschiedlich ausgestaltet. In manchen Städten gibt es Elterncafés, in anderen werden sie zu Elternabenden eingeladen.

Seminare und Unterstützung für Elternvertreter

Eltern dabei zu unterstützen, den Bildungsweg ihrer Kinder aktiv zu begleiten, und zwar unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Bildungsstand, das ist das Hauptziel der Elternstiftung, die in Stuttgart ihren Sitz hat und im gesamten Bundesland aktiv ist. Gegründet wurde sie 1974 aus dem Landeselternbeirat heraus. „Damals ging es vor allem darum, Elternvertreter für ihre Aufgabe fit zu machen“, sagt die Geschäftsführerin Svenja Hasenberg. Bis heute gehört die Schulung und Begleitung von Elternvertretern neben dem Mentorenprogramm zu den Hauptaufgaben der Stiftung. Sie ist Anlaufstelle für Mütter und Väter, die sich am Schulleben aktiv beteiligen. Neben regelmäßigen Seminaren bietet sie auch jeden Dienstagnachmittag eine Telefonsprechstunde an.

Der dritte Aufgabenbereich ist das Projekt „Frei“. Die Abkürzung steht für „frühe Einbindung neu zugezogener Eltern“. Denn, damit auch sie sich im Bildungssystem gut und schnell zurechtzufinden, brauchen sie Informationsangebote. Dafür gibt die Elternstiftung Multiplikatoren sowie pädagogischen Fach- und Lehrkräften Material an die Hand und steht bei Fragen zur Verfügung. So sind zum Beispiel viele Broschüren in unterschiedlichen Sprachen erschienen, unter anderem zu den Themen Berufsorientierung und Kultursensibilität sowie ein Begrüßungsheft für Grundschüler. Zudem gibt es auf der Homepage der Elternstiftung Erklärvideos. Sie veranschaulichen zum Beispiel, wie die Schullandschaft aufgebaut ist oder wie eine Kita funktioniert.

Jubiläumsfest für Ehrenamtliche

Finanziert wird die Elternstiftung vom Kultus und vom Sozialministerium, zum kleinen Teil auch durch Spenden. Getragen wird die Arbeit von sieben hauptamtlichen Mitarbeitenden und unzähligen Ehrenamtlichen.