War das immer schon so?
Ich habe immer gerne gelesen, aber als ich jung war, wusste ich sicherlich noch nicht zu schätzen, welche Kraft die Literatur haben kann. Außerdem kann es der Sache viel von ihrem Spaß rauben, wenn man in der Schule zum Lesen gezwungen wird. Seit es aber keine Pflicht mehr für mich ist, will ich am liebsten in meiner Freizeit nichts anderes tun als lesen.
Was lesen Sie im Moment?
Das Buch, das ich aktuell lese, gab mir eine gute Freundin, die als Psychiaterin in einer Klinik arbeitet. Es ist ein Buch über den Holocaust aus dem Jahr 1946: „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ des österreichischen Psychologen und KZ-Überlebenden Viktor Frankl.
Jetzt haben Sie ein Märchen-Musical gedreht. Brauchen wir so einen Film, um in diesen Zeiten für zwei Stunden der Realität zu entfliehen?
Vielleicht. Wobei ich sogar zu behaupten wage, dass unser Film mehr zu bieten hat als bloße Unterhaltung. Denn die Geschichte hat einen Bezug zu unserer politischen Realität, der aktueller ist, als wir uns das während der Dreharbeiten hätten vorstellen können.
Das müssen Sie genauer erklären!
Gegen Ende des Films gibt es eine Szene, in der Gaston die gesamte Dorfbevölkerung um sich versammelt, um zum Angriff auf das Biest zu blasen. Diese Hetze gelingt ihm, weil er unter den Menschen Angst vor dem Biest schürt. Kommt einem doch erschreckend bekannt vor, oder? Überhaupt ist das Biest eine Metapher für alle, die anders sind als die Mehrheit. Deshalb können wir uns alle von Belle eine Scheibe abschneiden: Sie achtet nicht auf Äußerlichkeiten, sondern nähert sich dem Biest unvoreingenommen mit Aufgeschlossenheit, Neugier und Empathie.