Jason Kessler, einer der Organisatoren der rechtsextremen Kundgebung in Charlottesville, USA, bei der die Gegendemonstratin Heather Heyer ums Leben kam, besitzt nun ein verfiziertes Konto auf Twitter. Andere Nutzer haben haben sich empört, Twitter hat alle Verifizierungen suspendiert.

Stuttgart - In der Welt der sozialen Netzwerke ist das weiße Häkchen auf blauem Hintergrund ein Statussymbol: Das Logo neben einem Benutzernamen auf Twitter, das das Konto als „verifiziert“ bezeichnet. Ist das kleine Häkchen da, kann man sich sicher sein, dass es sich um den authentischen Auftritt einer einigermaßen bekannten Person handelt. Laut Twitter kennzeichnet diese Verifizierung „Accounts von öffentlichem Interesse“ und „umfasst typischerweise Accounts, die von Nutzern aus den Bereichen Musik, Film, Mode, Regierung, Politik, Religion, Journalismus, Medien, Sport, Wirtschaft und anderen wichtigen Bereichen betrieben werden“.

 

Seit kurzem gehört auch Jason Kessler dazu. Der 34-Jährige ist einer der Organisatoren der rechtsextremen Kundgebung „Unite the Right“, die am 12. August in der US-amerikanischen Stadt Charlottesville, Virginia, stattfand. Rechtsextreme, Neonazis und Ku-Klux-Klan Anhänger marschierten durch die Straßen mit Fackeln, Konföderierten-Flaggen und Hakenkreuz-Fahnen. Gegendemonstranten stellten sich quer. Es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen, die in einem Anschlag gipfelten: Der 20-jährige Alex Field James Jr. fuhr ein Auto in die Menge der Gegendemonstranten und tötete dabei die 32-jährige Heather Heyer.

Nachdem Kessler seine Verifizierung verkündet hatte, entstand auf Twitter sofort eine Empörungswelle. Nutzer richteten wütende Nachrichten an den Support und an den Twitter-Mitgründer Jack Dorser.

„Danke Twitter, wir haben wirklich nur #280 [Zeichen] und mehr Nazis gebraucht“, schrieb die (ebenfalls verifizierte) Aktivistin Alex Leo.

„Ich bin eine Bestseller-Autorin und bekomme keine Verifizierung“, schrieb die Nutzerin Mary Janice Davidson. „Wie viel Nazi braucht man dafür? Soll ich mich der Bewegung anschließen oder reicht es, wenn ich „Mein Kampf“ lese?“

Als Reaktion auf die zahlreichen Beschwerden hat Twitter alle weiteren Verifizierungen suspendiert. „Verifizierung soll Identität und Stimme authentifizieren“, hieß es im Statement des verifizierten Twitter-Kontos, „wird aber als Befürwortung oder ein Zeichen der Wichtigkeit interpretiert. Wir erkennen an, dass wir diese Verwirrung geschafft haben und sie lösen müssen. Während wir daran arbeiten, haben wir alle generellen Verifizierungen auf Eis gelegt und werden uns bald zurück melden“.

„Wir hätten schneller (gestern) kommunizieren sollen“, schrieb Dorser auf seinem verifizierten Konto dazu. „Unsere Mitarbeiter haben unseren Verifizierungsrichtlinien richtig gefolgt, aber wir haben schon vor einer Weile verstanden, dass das System kaputt ist und repariert werden muss. Und sind daran gescheitert, indem wir nichts getan haben. Wir arbeiten jetzt daran, um es schneller zu reparieren“.

Doch die Maßnahme missfällt vielen.

Kesslers Konto trägt weiterhin das kleine Häkchen.