Jürgen Müller arbeitet beim Stromspar-Check der Caritas: Ziel des Projekts ist, den meist bedürftigen Kunden aufzuzeigen, wie sie ihre Energiekosten senken können. Die Technik ist aber nur ein Aspekt. Es geht auch darum, das Verhalten der Nutzer zu ändern.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Es passiert nur selten, dass der Zwei-Meter-Mann Jürgen Müller auf eine Leiter steigen muss. Aber an die Deckenlampe in Luisa Fazalles Schlafzimmer (Name geändert) kommt selbst der längste Stromsparhelfer der Stadt nicht ohne Hilfe. Die Decke ist 3,50 Meter hoch. Routiniert steigt Müller also die Stufen hoch und schraubt neue Energiesparlampen in die Fassungen. Sie kosten die Familie, die gerade auf Arbeitslosengeld II angewiesen ist, keinen Cent. Fördermittel des Bundesumweltministeriums machen es möglich.

 

Jürgen Müller arbeitet beim Stromspar-Check der Caritas: Ziel des Projekts ist, den meist bedürftigen Kunden aufzuzeigen, wie sie ihre Energiekosten senken können. „Die Technik ist nur ein Aspekt, es geht natürlich auch um das Nutzungsverhalten“, sagt Bernd Schwarz, der den Stromspar-Check leitet und ausnahmsweise mit als Helfer vor Ort ist. Dass sich im Fall der dreiköpfigen Familie etwas ändern muss, ist offenkundig. Ihr Verbrauch ist exorbitant hoch. „Ich bin schockiert gewesen, als ich die Rechnung bekommen habe“, erzählt Luisa Fazalle. Anfang April kam die Jahresabschlussrechnung ihres Energieversorgers an: 1890 Euro für Strom und Gas sollen sie nachzahlen. Allein 5600 Kilowattstunden Strom sollen sie verbraucht haben. „Ich kann mir das nicht erklären“, sagt Luise Fazalle. Sie sei mit ihrer Familie erst im Juni in die ein Zimmer größere Wohnung gezogen. Solch eine hohe Rechnung hätten sie noch nie gehabt. Weil die Familie keine Rücklagen hat, musste das Jobcenter Geld zur Begleichung der Forderung vorstrecken Nun fallen monatliche Ratenzahlungen an. Zudem hat der Energieversorger den Vorauszahlungsbetrag von 80 auf 260 Euro pro Monat erhöht. Zusammengenommen mache das für sie jetzt fast 500 Euro im Monat, berichtet die Stuttgarterin. Zum Glück habe ihr Partner gerade einen Job als Leiharbeiter in der Nachtschicht einer Gießerei gefunden. Doch der Verdienst ist gering. Die hohen Abschlagszahlungen belasten die Familie sehr. In ihrer Verzweiflung hat sich Luisa Fazalle an den Stromspar-Check gewandt. Vermittelt hat ihn das Jobcenter.