Auf der anderen Seite wirkt auch der angestrebte Netzausbau dem Speicherbedarf entgegen: Wenn überschüssiger Windstrom vom Norden in den „bedürftigen“ Süden transportiert werden kann, muss er vor Ort nicht gespeichert werden. Und auch der von Experten empfohlene Ausbau des sogenannten Lastmanagements reduziert die Notwendigkeit für neue Speicher. Dabei wird vertraglich mit bestimmten Kunden vereinbart, dass sie ihren Verbrauch senken, wenn viel Strom gebraucht wird. „Das ist eine bereits existierende Ressource, die sich mit niedrigen Investitionen nutzen lässt“, berichtete Marian Klobasa vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.

 

Internationale Erfahrungen mit dieser Art des Lastmanagements gibt es bereits, insbesondere in den USA und China. In Amerika sei auf diese Weise im Jahr 2010 eine reduzierbare Leistung von 58 Gigawatt unter Vertrag gewesen, so Klobasa. Dabei habe sich die potenzielle Spitzenlast um sieben Prozent senken lassen. In Europa gibt es solche – allerdings wesentlich kleineren – Programme in Großbritannien und Irland. Hierzulande war es bisher für Stromproduzenten und Netzbetreiber wenig lukrativ, sich um solche Geschäftsmodelle zu kümmern – schließlich gab es stets ausreichen preisgünstigen Strom.

Noch allerdings ist das Problem des überschüssigen Wind- und Solarstroms nicht so gravierend, dass unmittelbarer Handlungsbedarf besteht – und das wird nach Überzeugung Klobasas wohl noch etwa zehn Jahre so bleiben. Gleichwohl ist abzusehen, dass sämtliche möglichen Bausteine benötigt werden, um die Energiewende zu bewältigen. Unklar ist allerdings noch der jeweilige Anteil, den sie in Zukunft haben werden. Der wiederum hängt entscheidend von den Kosten ab.

Hier ist die Forschung gefragt, die bereits mit pfiffigen Ideen aufwartet. Reif für die ersten deutschen Pilotprojekte sind zum Beispiel sogenannte adiabatische Druckluftspeicher-Kraftwerke. Während bei einem Pumpspeicherwerk überschüssiger Strom genutzt wird, um Wasser nach oben zu pumpen, komprimiert man hier Luft – beispielsweise auf 65 bar – und drückt sie in unterirdische Kavernen. Bei Bedarf treibt die Luft auf dem Rückweg nach draußen Turbinen an. Wirtschaftlich interessant wird ein solches Speicherkraftwerk aber erst, wenn man auch die Wärme nutzt, die beim Komprimieren der Luft entsteht – immerhin 400 bis 450 Grad. Das allerdings stelle hohe Anforderungen an den Speicher und erfordere noch viel Forschung, hieß es auf der DLR-Tagung. Schätzungen gehen davon aus, dass sich auf diese Weise ein Gesamtwirkungsgrad von mehr als 70 Prozent erreichen lässt.