Einen neuen Platz gefunden hat bereits eine junge Frau, die von Rundel gerade begrüßt wird. Früher arbeitete sie in der Gastronomie, zwölf Jahre lang. „Schwierige Jahre“, sagt sie. Jetzt leistet sie Freiwilligendienst in einer Einrichtung für geistig und körperlich behinderte Kinder in Nordwürttemberg. „Ich unterstütze die fest angestellten Mitarbeiter“, sagt sie. Die Zeit habe sich schon deshalb gelohnt, weil sie sich jetzt ganz sicher sei, dass die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin, die sie demnächst beginnen werde, das Richtige für sie sei. „Und ich bekomme so viel Dankbarkeit von den Kolleginnen und den Behinderten zurück“, sagt die junge Frau – „viel mehr als früher von meinen Chefs und den Restaurantgästen.“

 

Bruno Stahl, Klaus W. und die junge Frau stehen archetypisch für die Personengruppen, die sich vom Bundesfreiwilligendienst anziehen lassen. Da sind zum einen diejenigen, die sich bewusst für den sozialen Bereich entscheiden, um anderen zu helfen. Und da sind andere, die sich beruflich neu orientieren und erste – unverbindliche – Erfahrungen im neuen Arbeitsbereich machen wollen. Und schließlich gibt es diejenigen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben oder aus verschiedenen Gründen nicht arbeiten können, aber nicht untätig daheim herumsitzen wollen. Ihnen gibt der Dienst wieder eine Struktur im Alltag. Diesen unterschiedlichen Beweggründen dient auch die Flexibilität des Bundesfreiwilligendienstes, der in Voll- und Teilzeit (von 20,5 bis 39 Stunden in der Woche) absolviert werden kann. Es gibt ein Taschengeld, Essens- und Fahrtkostenzuschüsse, und die Sozialversicherungsbeiträge werden von dem jeweiligen Träger übernommen.

Stahl ist Kellner, Hausmeister, Gesprächspartner

„Für mich ist das schon ein zusätzlicher Verdienst“, sagt der Frühpensionär Stahl. Wichtiger ist ihm aber, dass er „etwas Sinnvolles“ tut. Er holt Senioren ab, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, gibt mittags das Essen aus, betreut die Kaffeetheke, macht Hausmeisterarbeiten und hat auch mal Zeit, mit den alten Menschen zu sprechen – „das ist das Wichtigste“, sagt er. Und wenn die Ü-60-Party steigt, mimt Bruno Stahl mit Strohhut und Jackett den Eintänzer. Für jemanden wie ihn, der sich sein ganzes Berufsleben lang mit der Technik beschäftigt hat, ist das schon was Neues – „ich habe hier viel mehr mit Menschen zu tun“. Wenn er nun in Kürze ausscheidet, kann er sich gut vorstellen, ehrenamtlich weiterzumachen.

Heike Gerlach ist eine von drei Sozialpädagoginnen der Begegnungsstätte, in die täglich bis zu 120 Besucher kommen und die ganzjährig geöffnet ist. Früher unterstützten zwei Zivis die Arbeit, jetzt hat sie einen Freiwilligen, der an vier von fünf Tagen da ist. „Wenn wir ihn nicht hätten, müssten wir jemanden einstellen“, sagt sie. Einerseits ist sie froh über die Unterstützung. Andererseits belasten die Kosten für den Freiwilligen ihren Etat – auch, wenn Stahl Urlaub hat oder auf den Fortbildungstagen ist. „Für uns als Träger ist das nicht so lukrativ“, sagt Gerlach – vor allem dann, wenn die Freiwilligen, die eingearbeitet werden müssten, nur kurze Einsatzzeiten wünschten. Aber sie weiß, was der Dienst für die Betroffenen bedeutet und dass sich viele erst zurechtfinden müssen. „Viele fallen ohne Arbeit in ein tiefes Loch, es ist für sie wichtig, dass sie gebraucht werden.“

Bruno Stahl wird gebraucht. Er trägt die Suppenteller aus der Küche und deckt den Tisch. Die alten Leute kommen herein. Und nach dem Essen spielen sie vielleicht gemeinsam Mensch-ärgere-Dich-nicht .

Der Sozialarbeiter hat an diesem Montagmorgen eine große Runde im CVJM-Haus an der Esslinger Entengrabenstraße versammelt. Anders als sonstiges ehrenamtliches Engagement ist der Bundesfreiwilligendienst bewusst vom Gesetzgeber als Lern- und Bildungsdienst definiert worden. Deshalb gibt es zu Beginn einen Einstiegstag, an dem die Freiwilligen über ihre Rechte und Pflichten informiert werden. Es folgen einmal monatlich Coachinggruppen und Reflexionstage – und zu einem solchen hat Rundel an diesem Vormittag ein Dutzend Freiwilliger um sich versammelt. Sie werden gemeinsam ein Stück im Esslinger Theater anschauen, vor- und nachher über die einzelnen Szenen reden. „Man lernt Menschen in ganz anderen Lebenssituationen kennen“, sagt Bruno Stahl, „und kann seine eigenen Probleme in der Gruppe besprechen.“

Klaus W., der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist auch dabei. Der Mann ist Anfang 40 und zu 85 Prozent schwerbehindert, seinen Job hat er verloren. „Ich versuche, über den Bundesfreiwilligendienst wieder einen Arbeitsplatz zu bekommen“, sagt er. Er hilft jetzt in einer klinischen Einrichtung und betreut psychisch kranke Menschen. „Ich kann nur jedem empfehlen, das zu machen, man ist mit anderen Menschen zusammen, hat Kontakt und weiß, dass man nicht allein ist.“ Er habe endlich wieder die Hoffnung, „dass es auch für mich ein Plätzchen gibt“.

Eine Chance für Leute, die sonst keinen Job bekommen

Einen neuen Platz gefunden hat bereits eine junge Frau, die von Rundel gerade begrüßt wird. Früher arbeitete sie in der Gastronomie, zwölf Jahre lang. „Schwierige Jahre“, sagt sie. Jetzt leistet sie Freiwilligendienst in einer Einrichtung für geistig und körperlich behinderte Kinder in Nordwürttemberg. „Ich unterstütze die fest angestellten Mitarbeiter“, sagt sie. Die Zeit habe sich schon deshalb gelohnt, weil sie sich jetzt ganz sicher sei, dass die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin, die sie demnächst beginnen werde, das Richtige für sie sei. „Und ich bekomme so viel Dankbarkeit von den Kolleginnen und den Behinderten zurück“, sagt die junge Frau – „viel mehr als früher von meinen Chefs und den Restaurantgästen.“

Bruno Stahl, Klaus W. und die junge Frau stehen archetypisch für die Personengruppen, die sich vom Bundesfreiwilligendienst anziehen lassen. Da sind zum einen diejenigen, die sich bewusst für den sozialen Bereich entscheiden, um anderen zu helfen. Und da sind andere, die sich beruflich neu orientieren und erste – unverbindliche – Erfahrungen im neuen Arbeitsbereich machen wollen. Und schließlich gibt es diejenigen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben oder aus verschiedenen Gründen nicht arbeiten können, aber nicht untätig daheim herumsitzen wollen. Ihnen gibt der Dienst wieder eine Struktur im Alltag. Diesen unterschiedlichen Beweggründen dient auch die Flexibilität des Bundesfreiwilligendienstes, der in Voll- und Teilzeit (von 20,5 bis 39 Stunden in der Woche) absolviert werden kann. Es gibt ein Taschengeld, Essens- und Fahrtkostenzuschüsse, und die Sozialversicherungsbeiträge werden von dem jeweiligen Träger übernommen.

Stahl ist Kellner, Hausmeister, Gesprächspartner

„Für mich ist das schon ein zusätzlicher Verdienst“, sagt der Frühpensionär Stahl. Wichtiger ist ihm aber, dass er „etwas Sinnvolles“ tut. Er holt Senioren ab, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, gibt mittags das Essen aus, betreut die Kaffeetheke, macht Hausmeisterarbeiten und hat auch mal Zeit, mit den alten Menschen zu sprechen – „das ist das Wichtigste“, sagt er. Und wenn die Ü-60-Party steigt, mimt Bruno Stahl mit Strohhut und Jackett den Eintänzer. Für jemanden wie ihn, der sich sein ganzes Berufsleben lang mit der Technik beschäftigt hat, ist das schon was Neues – „ich habe hier viel mehr mit Menschen zu tun“. Wenn er nun in Kürze ausscheidet, kann er sich gut vorstellen, ehrenamtlich weiterzumachen.

Heike Gerlach ist eine von drei Sozialpädagoginnen der Begegnungsstätte, in die täglich bis zu 120 Besucher kommen und die ganzjährig geöffnet ist. Früher unterstützten zwei Zivis die Arbeit, jetzt hat sie einen Freiwilligen, der an vier von fünf Tagen da ist. „Wenn wir ihn nicht hätten, müssten wir jemanden einstellen“, sagt sie. Einerseits ist sie froh über die Unterstützung. Andererseits belasten die Kosten für den Freiwilligen ihren Etat – auch, wenn Stahl Urlaub hat oder auf den Fortbildungstagen ist. „Für uns als Träger ist das nicht so lukrativ“, sagt Gerlach – vor allem dann, wenn die Freiwilligen, die eingearbeitet werden müssten, nur kurze Einsatzzeiten wünschten. Aber sie weiß, was der Dienst für die Betroffenen bedeutet und dass sich viele erst zurechtfinden müssen. „Viele fallen ohne Arbeit in ein tiefes Loch, es ist für sie wichtig, dass sie gebraucht werden.“

Bruno Stahl wird gebraucht. Er trägt die Suppenteller aus der Küche und deckt den Tisch. Die alten Leute kommen herein. Und nach dem Essen spielen sie vielleicht gemeinsam Mensch-ärgere-Dich-nicht .