Für die Frau auf Nufringen, die ihren Enkel in Florida ertränkt haben soll, hält der Ankläger lebenslange Haft für zu milde.

Nufringen/Florida - Bei einer gerichtlichen Anhörung in Apalachicola/Florida in der vergangenen Woche hat die Staatsanwaltschaft für eine 71 Jahre alte Frau aus Nufringen (Kreis Böblingen), die ihren Enkelsohn ertränkt haben soll, die Todesstrafe beantragt. Das ist dort möglich, obwohl noch keine Anklage gegen die Rentnerin erhoben worden ist, die sich seit Anfang Januar in Untersuchungshaft befindet. Die Frau soll laut der Entscheidung einer Jury im März wegen "Mordes ersten Grades" angeklagt werden. Dafür sieht das US-Recht eine lebenslange Haft oder die Todesstrafe vor. Die Staatsanwaltschaft hat nun erklärt, dass sie in jedem Fall die Todesstrafe beantragen werde.

Wann das Verfahren gegen die 71-Jährige eröffnet wird, steht noch nicht fest. Ines Suber, die amerikanische Pflichtverteidigerin der Nufringerin, hat angekündigt, dass sie alles tun werde, um einen schnellen Prozess zu verhindern. "Wir brauchen Zeit, um alles gründlich zu untersuchen", sagte die Anwältin nach der Anhörung.

Die Rentnerin soll am 4. Januar dieses Jahres in einem Ferienhaus auf der Insel St.George ihren fünf Jahre alten Enkelsohn - den Sohn ihrer Tochter - in einer Badewanne ertränkt haben. Anschließend soll sie versucht haben, sich selbst im Golf von Mexiko zu ertränken. Sie habe es nicht ertragen, dass ihr Enkel in einer Scheidungsfamilie aufwachse, hatte die Frau gegenüber ihrem Ehemann geäußert, der den leblosen Körper des Fünfjährigen in der Badewanne entdeckt hatte.

Die Angeklagte und ihr Mann lebten völlig zurückgezogen


In Nufringen hat diese Nachricht im vergangenen Januar zunächst Entsetzen ausgelöst. Doch mittlerweile scheint der Fall kaum noch ein Gesprächsthema in der 5300-Einwohner-Gemeinde zu sein. Das liegt vermutlich daran, dass die 71-Jährige und ihr Ehemann, die seit vielen Jahren in einem Eigenheim in Nufringen wohnen, kaum Kontakte im Ort hatten. "Sie lebten völlig zurückgezogen", berichtet eine Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Ein anderer Nachbar bestätigt dies: "Die Leute sind in keinem Verein Mitglied." Und eine Verkäuferin in einem Laden in der Ortsmitte fügt hinzu: "Hier kennt jeder jeden, aber von dieser Familie wissen wir nichts."