Capri-Sonne, das wohl bekanteste Produkt von Wild Flavors, behält der bisherige Eigentümer des Unternehmens. Der Bereich, in dem das Getränk, aber auch die Maschinen für dessen Verpackung hergestellt werden, ist der kleinere Teil.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der Aromenhersteller Wild Flavors in Eppelheim bei Heidelberg bekommt einen neuen Eigentümer. Gesellschafter Hans-Peter Wild sowie die Investmentgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts (KKR) verkaufen das Unternehmen an den Agrarkonzern Archer Daniels Midland (ADM) im US-Bundesstaat Illinois. Der Verkaufspreis beträgt 2,3 Milliarden Euro. Für seinen Anteil von 65 Prozent des Kapitals erhält Wild rund 1,4 Milliarden Euro, KKR bekommt für seine 35 Prozent 770 Millionen Euro. Zudem übernimmt der künftige Eigentümer Schulden in Höhe von 100 Millionen Euro.

 

Wild behält allerdings den Unternehmensbereich Capri-Sonne. Dort arbeiten rund 520 Beschäftigte. Bei Capri-Sonne werden sowohl das Getränk als auch die Maschinen für dessen Verpackung hergestellt. Zudem wurden in verschiedene Länder Lizenzen für die Herstellung von Capri-Sonne vergeben. Capri-Sonne gehört Wild zu hundert Prozent. „Das soll auch so bleiben“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Der Bereich, der verkauft werden soll, ist aber weit größer. Weltweit sind bei Wild etwas mehr als 2400 Mitarbeiter tätig, darunter 800 in Eppelheim. In der Sparte, die an den US-Konzern geht, würden Aromen als „Halbfabrikate“ für andere Unternehmen hergestellt, sagte die Sprecherin.

Arbeitsplätze durch Verkauf nicht gefährdet

Der Umsatz von Wild Flavors stieg im vergangenen Jahr von 838 Millionen Euro auf knapp unter eine Milliarde Euro und soll in diesem Jahr die Milliarden-Marke überschreiten. Den Umsatz im Bereich Capri-Sonne wollte das Unternehmen nicht bekannt geben. Arbeitsplätze seien durch den Verkauf nicht gefährdet. Wild schreibe schwarze Zahlen, sagte die Sprecherin. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters sind diese sogar recht gut. Diese will aus Finanzkreisen erfahren haben, dass das Eppelheimer Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr ein operatives Ergebnis von mehr als 130 Millionen Euro erwirtschaftet habe.

Den Sitz seiner Holding hat Wild schon vor längerer Zeit nach Zug in der Schweiz verlegt. Zwischenzeitlich hatte der Unternehmer auch schon die Absicht gehabt, den Aromenhersteller an die Börse zu bringen. Im Zuge dieser wieder aufgegebenen Pläne war damals auch der Finanzchef des Düfteherstellers Symrise AG aus Holzminden in der Nähe von Hannover zu Wild gewechselt. Wild hat zwei Söhne, die aber nicht im Unternehmen arbeiten. Er will durch den Verkauf die Zukunft des Aromenherstellers sichern.

Der amerikanische Agarkonzern Archer Daniels Midland setzte zuletzt mit rund 30 000 Beschäftigten etwa 90 Milliarden Euro um. Das 1902 gegründete Unternehmen verarbeitet in mehr als 270 Produktionsstätten Getreide und Ölsaaten zu Produkten für Lebensmittel, Getränke, Futtermitteln und die Industrie. Der Konzern gehört zu den weltweit größten Verarbeitern etwa für Sojaöl, Palmöl und Backmehl. In Deutschland ist das Unternehmen unter anderem durch Ölmühlen in Hamburg, Mainz und Straubing vertreten. Wegen der Widerstände gegen Genprodukte in Europa hatte ADM um die Jahrhundertwende seinen Bereich Genprodukte von der Sparte genfreie Produkte getrennt, um den Kunden Wahlfreiheit zu geben. Die seit 2006 amtierende Vorstandsvorsitzende Patricia Woertz hatte die Aktivitäten vor allem den Bereich Kraftstoffproduktion, etwa Biodiesel, ausgebaut.

US-Konzern will mit Kauf neues Feld erschließen

Mit der Übernahme von Wild wollen die Amerikaner sich nun ein für sie relativ neues Feld erschließen. Aromen gelten in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie praktisch als unverzichtbar. Wild liefert Aromen nicht nur an Getränkehersteller, sondern auch für Molkereiwaren, Eis, Süßwaren oder Fertiggerichte. Das Unternehmen hält auch die Rechte an der Getränkemarke Libella.

Die Übernahme von Wild durch den amerikanischen Konzern ist Teil eines Konzentrationsprozesses in der Aromabranche. Die Symrise AG hatte kurzzeitig ebenfalls Interesse an Wild. Mit ihren Duft- und Geschmacksstoffen für Parfüm-, Kosmetik-, Lebensmittel und Getränkehersteller hat Symrise eine größere Produktpalette als die Eppelheimer. Relativ rasch habe sich das Unternehmen aus Holzminden allerdings dafür entschieden, die französische Diana-Gruppe zu übernehmen, sagte ein Sprecher von Symrise. Dafür wird ein Kaufpreis von 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. „Das Geld dafür haben wir“, sagte der Sprecher. Die größte Sparte bei Diana sind Aromen für Heimtierfutter. Symrise setzte 2013 Jahr mit knapp 6000 Mitarbeitern rund 1,8 Milliarden Euro um.

Das Aroma-Imperium aus der Kurpfalz

Unternehmen Der Aromahersteller wurde 1931 von Rudolf Wild, dem Vater des derzeitigen Mehrheitseigners Hans-Peter Wild, gegründet. Im Jahr 1969 kommt das wohl bekannteste Produkt, die „Capri-Sonne“, auf den Markt. Wild hält auch die Markenrechtean Libella. 2010 steigt der Finanzinvestor KKR bei dem Aromahersteller ein.

Unternehmer Wild gilt als hart. Er blockierte 2006 den Plan von Dietmar Hopp, SAP-Gründer und Mäzen von 1899 Hoffenheim, in Heidelberg ein Stadion zu bauen.