An der Epplestraße in Stuttgart-Degerloch parken oft Lieferfahrzeuge auf dem Gehweg. Das passt dem örtlichen Gewerbe- und Handelsverein nicht. Er hat eine Idee vorgeschlagen, die beim Tiefbauamt auf Wohlwollen trifft – bei den Bezirksbeiräten allerdings nicht.

Degerloch - Auf der Epplestraße geht es betriebsam zu, bisweilen sogar hektisch. Verkehrsbehinderungen stehen auf der Tagesordnung. Auf dem viel befahrenen oberen Teil der Straße entstehen sie nicht zuletzt durch den regen Lieferverkehr, der die Ladengeschäfte des Einzelhandels, Bäckereien und Metzgereien mit Waren versorgt. Dabei machen sich die Fahrer oft die Busspuren zunutze, um Waren ein- und auszuladen.

 

Laut Gewerbe- und Handelsverein Degerloch (GHV) bleibt es dabei aber nicht. Zwischen Schreibfant an der Ecke zur Löwenstraße und der Metzgerei Cantz stellen sich viele Fahrer sogar direkt auf den Bürgersteig, wie Eberhard Klink vom GHV beobachtet hat. Deshalb hatte der Verein die Stadt bereits im Herbst in einem Brief um Abhilfe gebeten.

„Ich sehe permanent Anlieferfahrzeuge auf dem Gehweg. Beim Cantz haben Laster schon zweimal das Vordach zerstört“, so Klink jüngst im Bezirksbeirat. „Auch beim Schreibfant parken PKW in voller Breite auf dem Gehweg“, sagte Klink, der die bauliche Maßnahme deshalb ausdrücklich befürwortet. Damit, dass die Lieferanten auf der Busspur halten, hat er hingegen kein Problem. Ganz im Gegenteil: „Die Maßnahme soll die Leute dazu bringen, die Busspur zu nutzen. Das ist sogar der ausdrückliche Wunsch der Polizei!“

Der Bezirksbeirat fühlt sich überrumpelt

Die Zusage vom Tiefbauamt kam dann auch zügig: Zehn Sitzwürfel will es auf dem Bürgersteig anbringen. Die Würfel aus Basalt sind je 50 Zentimeter hoch und breit, das Stück kostet 250 Euro. An der Vaihinger Stiftswaldstraße kann man bereits einige Exemplare bewundern.

„Bei einem Ortstermin haben wir zwischen Pollern und Sitzwürfeln abgewogen“, erzählt Daniel Hartenstein, Sachgebietsleiter Straßenplanung bei der Stadt. Optisch hätten die Würfel das Rennen gemacht – gerade in der exponierten Haupteinkaufsstraße sei dieser Aspekt nicht unwichtig. Die Mindestbreite von 2,50 Metern sei trotz der Würfel auch an der schmalsten Stelle des Bürgersteigs noch gegeben.

Bestellt habe man die Würfel aber noch nicht. „Wir warten noch auf ein klares Votum des Bezirksbeirats“. Das wird frühestens in vier Wochen kommen. Denn bei der jüngsten Sitzung zeigten sich die Mitglieder überrumpelt von dem Vorstoß, den niemand auf der Rechnung hatte.

Götz Bräuer (CDU) wollte den Sinn der Maßnahme nicht erkennen. „Wenn Anlieferer parken, dann eigentlich auf der Busspur“, so Bräuer. Michael Huppenbauer (Grüne) konnte den Sitzwürfeln zwar optisch einiges abgewinnen, bezweifelte aber ebenfalls den Sinn der Sache. „Das Geld könnte man auch anders investieren“, so Huppenbauer. Wenigstens könne man aber jeden zweiten Würfel weglassen und das Geld einsparen. Auch Wilfried Seuberth (SPD) äußerte Bedenken. Michael Köstler (Linke) lehnte ebenfalls ab: „Der Gehweg ist an der Stelle zu schmal.“

In vier Wochen soll noch mal beraten werden

Noch deutlicher wurde Uli Demeter (Freie Wähler). An der Stelle seien die Würfel nicht angebracht. Sinnvoller seien sie allenfalls auf der anderen Seite der Kreuzung. „Dort stehen nämlich wirklich manchmal Autos auf dem Gehweg.“ Auch Thilo Roßberg (FDP) konnte keinen Bedarf erkennen.

Nach den Ausführungen von Eberhard Klink machten sich im Gremium jedoch Zweifel an der Ablehnung breit. „Die Initiative kommt mir zu früh. Ich würde das gern noch mal vier Wochen beobachten“, sagte Michael Huppenbauer. Auch Götz Bräuer lenkte ein. „Das Thema ist kurzfristig reingekommen, das geht mir alles zu schnell. Heute bin ich dagegen, in vier Wochen sieht es vielleicht anders aus.“ Wilfried Seuberth (SPD) kündigte an, sich ebenfalls kundig machen zu wollen. Astrid Maurer (Grüne) brachte einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Die Würfel könnten Kinder zum Spielen direkt an der Straße einladen, das könnte gefährlich sein“, warnte sie. Ob die Skepsis bleibt, wird man in vier Wochen sehen.