Soweit ist es nun gekommen, dass einem Hausbesitzer der Geduldsfaden gerissen ist. Er prozessiert gegen seinen Nachbarn, der in seinem Garten nach Erdwärme bohren ließ. Viel zu lange hat es gedauert, bis sich die drei Versicherungen der Bohrfirma Gungl einig wurden, wer die Haftung für die unsachgemäß ausgeführten 17 Geothermiebohrungen in Böblingen übernimmt. Kurios freilich ist, dass die insolvente Firma, die in den Jahren 2006 bis 2008 bohrte und damit die Erdhebungen auslöste, in nur kurzer Zeit bei gleich drei Versicherungen unter Vertrag gestanden hatte. Immerhin: Die Allianz Versicherung will nun zahlen. Doch wieder zieht es sich hin, bis die nötigen Gutachten verfasst sind, um die Schäden zu dokumentieren. Das dauert vielen Eigentümern viel zu lange.

 

Der Kläger und mit ihm viele andere Betroffene befürchten sowieso, dass das Geld von der Allianz kaum reichen wird, um sämtliche finanziellen Nachteile auszugleichen. Die Allianz nämlich möchte nur für zwölf Millionen Euro haften. Und die Kosten für die Sanierung von 200 Häusern könnte leicht die angebotene Summe übersteigen.

Zudem ist unklar, wie die Allianz vorgeht. Bisher fasst sie die zwei Bohrungen im Norden genauso zu einem Schadensfall zusammen wie die 15 im südlichen Wohngebiet. Darüber hinaus lehnt es das Land ab, einen Schadensfonds einzurichten, da ja die Versicherung ihre Hilfe anbiete. Bei so viel Unsicherheit ist es dem Hausbesitzer nicht zu verdenken, dass er vorprescht. Schließlich muss er dafür sorgen, dass sein Heim nicht noch weiter verfällt.