Tun sich die Fischers schwer mit Loslassen? Als Sie 1980 den Chefposten von Ihrem Vater übernommen haben, hat es auch geknirscht.
Ich wollte das besser machen und hatte mir vorgenommen, mit 60 aufzuhören. Es ist leider anders gekommen. Jetzt muss ich eine andere Lösung suchen.

Was waren die Gründe der Trennung von Vater und Sohn?
Wir sprechen von einer Trennung in Bezug auf die Führung des Unternehmens. Wir haben in den 15 Monaten feststellen müssen, dass unsere Vorstellungen im Hinblick auf Ausrichtung und Führung des Unternehmens gravierend unterschiedlich sind. Ungeachtet der Tatsache, dass mein Sohn ausgeschieden ist und ich die Geschäftsführung wieder übernommen habe, muss es das Ziel bleiben, dass jemand aus der Familie das Unternehmen weiterführen kann. Es kann auch möglich sein, dass eine Zeit lang ein externer Manager die Firma führt. Das ist aber noch nicht entschieden.

Ist es nicht auch ein Fall von Verschwendung statt des eigenen Sohns einen Fremden an die Spitze zu setzen?
Es gibt viele Familienunternehmen, die von Externen erfolgreich geführt werden. Und es gibt andere Familienunternehmen, die von Familienmitgliedern weniger erfolgreich geführt werden. Wichtig ist, dass der Geist erhalten bleibt. Dass derjenige, der das Unternehmen führt, dies im Sinne der Familie tut und er es auch versteht, mit ihr angemessen umzugehen.

Lassen Sie uns von der lokalen Unternehmenspolitik zur Landespolitik wechseln.
Sehr gerne!

Gefällt Ihnen im Schwarzwald eigentlich das neue Stuttgarter Grün?
Wir haben seit einem Jahr in Baden-Württemberg eine neue Regierung, der man eine Chance geben muss. Probleme habe ich mit der Schulpolitik und mit der Verkehrspolitik. Die bisher zu beobachtende Schulpolitik unter Grün-Rot vermag mich nicht zu überzeugen. Es ist kein Konzept aus einem Guss, ich sehe keine Verbesserungen, im Gegenteil. Ich würde mir eine Schulpolitik wünschen, die von der Idee ausgeht, die Kinder ihren Begabungen gemäß zu stärken. Das vorhandene Potenzial zu entwickeln, darum muss es gehen – wie auch in Unternehmen.

Und die Verkehrspolitik?
Mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister tue ich mich offen gestanden schwer. Ich weiß nicht, wofür er steht, ich weiß nur wogegen. Die Industrie braucht eine gute Infrastruktur, braucht neue und gute Straßen. Fahrradwege sind wichtig, aber auf ihnen lassen sich unsere Waren nicht transportieren. Herr Hermann sollte sich nicht nur mit den Bedürfnissen der Protestgemeinde in Stuttgart auseinandersetzen, sondern auch mit den Bedürfnissen von Unternehmern und deren Belegschaft außerhalb der Ballungsräume. Ich habe hier weder ihn noch irgendeinen anderen grünen Politiker gesehen, der mich gefragt hätte: „Was brauchen Sie denn als Mittelständler für die Zukunft, wo können wir Sie unterstützen?“ Nur wenn wir miteinander arbeiten und nicht gegeneinander, werden wir in diesem Land vorankommen.

Wenn Sie in diesen Tagen einen Wunsch äußern könnten, wie würde er lauten?
Ich möchte gerne Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, auch in Zukunft gut zu wirtschaften. Unser Anspruch ist es, nicht der Größte, sondern der Beste in unserem Segment zu werden.

Ich dachte, das wären Sie schon?
Wir sind es noch nicht überall auf der Welt.

Und Sie dübeln unverdrossen an Ihrem Schreibtisch weiter, bis Sie dieses Ziel erreicht haben? Wäre es nicht viel entschleunigter, Ihre Oldtimer zu pflegen und mit ihnen durch den Schwarzwald zu tuckern?
Ich ziehe Kraft aus der Begeisterung meiner Mitarbeiter, die sich als Teil einer großen Familie verstehen. Die wollen ganz vorne dabei sein und über das Halbfinale hinauskommen. Jeden Tag spüre ich diesen Geist und auch, dass ich nicht allein bin. Wir helfen uns hier gegenseitig. Wer in Not gerät, den lassen wir nicht hängen. Deshalb komme ich jeden Morgen ins Büro und gehe abends oft spät nach Hause, von den Wochenenden gar nicht zu reden. Zu meinen Führungskräften sage ich immer wieder: Es ist eure Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich die Mitarbeiter freitagabends wieder auf Montag freuen. Bei mir muss das niemand sagen. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Natürlich freue ich mich auf eine kommende Lebensphase mit weniger Arbeit.