Vor Beginn der Kämpfe hatte Syrien 22,5 Millionen Einwohner. Die Vereinten Nationen schätzen, dass nahezu zehn Millionen Menschen derzeit auf der Flucht sind. „Seit dem Völkermord in Ruanda vor zwanzig Jahren haben wir keine Fluchtbewegung mehr gesehen, die in solch extremer Weise eskaliert“, erklärte der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, António Guterres, vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Rund sieben Millionen Menschen irren im Land umher. Mehr als 2,5 Millionen haben sich über die Grenzen ins Ausland gerettet, primär in die direkten Nachbarländer Libanon, Jordanien, Türkei und Irak sowie nach Ägypten, darunter eine Million Kinder. Die meisten dieser Kleinen haben seit zwei oder mehr Jahren keinen Schulunterricht mehr gehabt. Die Kinderhilfsorganisation Unicef warnt bereits vor einer „verlorenen Generation“. Mehr als 7600 Minderjährige sind im syrischen Bürgerkrieg umgekommen, Hunderte spurlos verschwunden oder von ihren Eltern getrennt.

 

Sogar Kinder werden gefoltert

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen werden in diesem Krieg auch Halbwüchsige skrupellos misshandelt oder als Mitkämpfer missbraucht – von Assads Truppen genauso wie von den Rebellen. Selbst Elf- oder Zwölfjährige würden in den Haftanstalten der diversen Geheimdienste gefangen gehalten und gefoltert, um die Verwandten der Kinder zu zwingen, sich zu stellen. „Die Misshandlungen bestehen aus Schlägen mit Metallkabeln, Peitschen oder Holzknüppeln, Elektroschocks an den Genitalien, Ausreißen von Finger- und Fußnägeln, Vergewaltigungen, Scheinhinrichtungen, Verbrennungen durch Zigaretten oder Schlafentzug“, heißt es in dem düsteren Bericht von Leila Zerrougui, der UN-Sonderbeauftragten für Kinder in bewaffneten Konflikten.

Statt einem Ende der Bestialität steht Syrien nach dem Scheitern der Gespräche in Genf eine weitere Eskalation bevor. Regimeeinheiten und ihre Hisbollah-Verbündeten nahmen die Grenzstadt Yabroud in der Provinz Damaskus unter Feuer und begannen, sie sturmreif zu schießen. Saudi-Arabien kündigte am Wochenende an, man werde den Rebellen jetzt moderne Panzerabwehrgeschosse sowie schultergestützte Boden-Luft-Raketen gegen Assads Luftwaffe liefern.