Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Der Ort aber, an dem seine persönliche und politische Adoleszenzphase begann, war das Theater. Unter den Platanen im Schlossgarten küsste er seine Freundin. Im Theaterinneren lernte er zu denken – vorbereitet von den lebensklugen Eltern. Sie wiesen ihn ein in die Fahrt mit der Straßenbahnlinie von Gerlingen zum Hauptbahnhof. Roth verwandelt diese Vorlage bis an sein Lebensende. Im Theater der Peymann-Ära habe er gelernt, dass man um die Ecke denken muss, wenn man die Wahrheit sagen will. „Diese Überzeugung hat mein Ausstellungskonzept geprägt“, sagte er bei der Rückkehr an diesen Ort. Den gesellschaftspolitischen Blick auf seine Ausstellungsobjekte und die Häuser, die er leitete, behielt er bei. Ob im Dresdner Hygiene-Museum, der Expo in Hannover, der Dresdner Sammlung oder in London. Es ging ihm darum, das Ganze im Blick zu haben.

 

Als Roth an jenem Märzvormittag den Namen des Fotografen hörte, wollte er sofort wissen, woher der Mann mit dem russisch klingenden Namen komme. Er erinnerte sich – und schweift kurz ab – an eine Begegnung in Petersburg. Er war der Einzige, der nicht Russisch sprach. Das Gespräch fand auf Deutsch statt. Das habe ihn beschämt. „Ich bedauere, nicht rechtzeitig Russisch gelernt zu haben“, sagte er, bevor der Fotograf die Bilder machte. Roth hätte gerne noch ein wenig weiterdiskutiert.