Ernst Hövelborn war leidenschaftlich Lehrer und ein guter Gewichtheber. Seit 1979 lenkt er den Backnanger Heimat- und Kunstverein. Anlässlich seines 75. Geburtstags stellt der Pädagoge zusammen mit seinem Sohn Clemens Gemälde im Helferhaus aus

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Wenn Clemens Hövelborn sich an früher erinnert, dann kommt ihm fast immer der Vater in den Kopf, der – im Gedächtnis des Filius jedenfalls – entweder im Keller bleischwere Gewichte stemmt oder in der Küche den Pinsel schwingt. Ernst Hövelborn hat sich freilich auch mit vielen anderen Dingen beschäftigt. In erster Linie war er leidenschaftlich Lehrer – er hat nicht nur Kunst und Sport unterrichtet, sondern auch Deutsch, Erdkunde, Philosophie und Ethik. Er war ein sehr guter Schwerathlet. Er hat sich in der Lehrerfortbildung engagiert, noch immer stellt er den Lernstoff für die gymnasiale Oberstufe im Fach Kunst zusammen. Und er lenkt die Geschicke des Backnanger Heimat- und Kunstvereins, bereits seit dem Jahr 1979. Damals war Clemens noch gar nicht geboren.

 

Anlässlich des 75. Geburtstags von Ernst Hövelborn zeigen er und sein 34-jähriger Sohn nun bei einer Ausstellung im Helferhaus auf dem Stiftshof einige Gemälde. Die meisten Arbeiten stammen vom Vater, schließlich feiert ja er in diesem Jahr. Clemens Hövelborn lebt in Stuttgart, er ist Profi und lebt nicht nur für die Kunst – so wie sein Vater – sondern auch von der Kunst. Bei einigen Werken indes hat der Spross der bekannten Backnanger Familie – die Frau und Mutter Ursula Hefter-Hövelborn ist Stadträtin – assistiert. „Ich bin für die Landschaften und für die Tiere zuständig“, sagt Ernst Hövelborn während dieser Vorab-Stippvisite der Ausstellung, die am Sonntag eröffnet wird. Alle Menschen auf den neueren Bildern sind Beiträge von Clemens Hövelborn, der als Maler ganz gut über die Runden kommt. Vorher, sagt er, habe er ein bisschen Jura und Kunstgeschichte studiert. Einen Abschluss hat er an der Freien Kunstschule in Stuttgart gemacht. Ernst Hövelborns zweites Kind, die 44-jährige Judith, ist Architektin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Schulleiter? „Da wirst du aufgesogen von der Bürokratie.“

Das Faible fürs Gestalten wurde den Sprösslingen wohl in die Wiege gelegt, so wie anno dazumal dem kleinen Ernst die Liebe fürs Zeichnen. Ernst Hövelborn hat eine ganze Mappe mit Werken, die er als Sechs-, Sieben- und Achtjähriger angefertigt hat, viele zeigen Soldaten im Zweiten Weltkrieg und unmittelbar danach.

Ernst Hövelborn ist als Sohn eines Arzts 1940 in Stuttgart geboren worden. Er hat in Nürnberg, Stuttgart und Tübingen studiert. 1969 kam der junge Lehrer an das Backnanger Max-Born-Gymnasium. Schulleiter, sagt er und grinst dabei verschmitzt, habe er nie werden wollen – obgleich er einmal gefragt worden sei. „Da wirst du aufgesogen von der Bürokratie.“ Das ist nichts für einen Freigeist wie ihn. Ernst Hövelborn ist ein politisch denkender Mensch. Doch auf die Idee, in eine Partei einzutreten – so wie seine Frau, die Sozialdemokratin – käme er nie im Leben. Nur einmal hat er sich in Backnang auch parteipolitisch engagiert, als Leiter der Wählerinitiative, die 1994 den SPD-Mann Jürgen Schmidt unterstützt hat. Der Mann aus Frankfurt wollte Oberbürgermeister werden , und ihm ist dann tatsächlich gelungen, was viele Beobachter im schwarzen Städtchen arg überrascht hat. Lange her.

Jetzt wird er das Amt nicht mehr los

Zum Vorsitz des traditionsreichen Heimat- und Kunstvereins sei er gekommen wie die Jungfrau zum Kind, sagt Hövelborn: „Bevor ich 100-mal nein sage, habe ich halt gleich ja gesagt.“ Und jetzt wird er das Amt nicht mehr los, wie das halt so ist in vielen Vereinen. Den Wettkampfsport hat er erst mit 40 an den Nagel gehängt, trainiert wird freilich noch – bevorzugt daheim. „Heute morgen habe ich 1000 Liegestützen gemacht.“ Auch das hat der Sohnemann vom Papa abgeschaut. Clemens Hövelborn ist leidenschaftlicher Kick-Boxer.