Ein Ersthelfer nach einem tödlichen Autounfall in Sindelfingen vom Donnerstagabend hat sich womöglich mit dem HI-Virus infiziert. Der Mann soll sich dringend bei der Polizei melden, denn es gibt ein Medikament, das ihm helfen könnte.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Die Polizei sucht dringend nach einem Mann, der in Sindelfingen erste Hilfe geleistet hat. Er versuchte am Donnerstagabend, einen 37-jährigen Fußgänger wiederzubeleben, der kurz zuvor beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst worden war und noch an der Unfallstelle verstarb. Das Unfallopfer war möglicherweise mit dem HI-Virus infiziert, teilt die Polizeidirektion Ludwigsburg mit. „Die Infizierung beruht auf einer Aussage des Unfallopfers“, sagt Andrea Wimmer, die Sprecherin der Behörde.

 

Der bei dem Unfall verstorbene 37-Jährige war als Drogensüchtiger der Polizei bekannt. Aus der Datenbank konnten die Beamten entnehmen, dass er zu einem früheren Zeitpunkt selbst angegeben hat, sich mit dem HI-Virus angesteckt zu haben. „Aber man muss noch sein Blut untersuchen“, erklärt die Polizeisprecherin Wimmer.

Es muss schnell gehen

Der gesuchte Ersthelfer hatte den Unglücksort verlassen, bevor die Polizei eintraf. Nun ist unklar, ob er sich wirklich mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung dem Risiko einer Ansteckung ausgesetzt hat. Wie ein Sprecher mitteilte, haben sich bei der Polizei mittlerweile andere Ersthelfer gemeldet und ausgesagt, sie hätten niemanden gesehen, der das Unfallopfer Mund zu Mund beatmet habe. Die Zeugin, die das behauptet, bleibt allerdings bei ihrer Version der Geschichte.

Nach einem so genannten Risikokontakt mit dem Virus wird empfohlen, innerhalb von 24 Stunden mit einer Prophylaxe zu beginnen. Die Therapie besteht aus der Einnahme von Tabletten, die unter anderem verhindern, dass der Virus in die Wirtszellen eindringen kann. Je länger man mit dieser Prophylaxe wartet, desto geringer sind ihre Erfolgschancen.

Allerdings kann auch diese Behandlung eine Infektion mit dem Virus nicht zu hundert Prozent ausschließen. Die Prophylaxe wird normalerweise nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person durchgeführt. „Die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, hängt von der Viruslast ab“, sagt Dusan Minic, der Sprecher vom Landratsamt Böblingen, das über das Gesundheitsamt auch Aidsberatung anbietet. Wenn eine infizierte Person medikamentös behandelt werde, sei sie unter Umständen gar nicht mehr ansteckend, weil dadurch die Zahl der Viren gesenkt werde. „Die Ansteckungsgefahr hängt sehr vom Einzelfall ab.“

Ersthelfer soll sich melden

Das 37-jährige Unfallopfer wollte gegen 21.50 Uhr an einer Fußgängerampel die Hanns-Martin-Schleyer-Straße in Sindelfingen überqueren. Ein 18 Jahre alter Autofahrer wechselte kurz vor der Kreuzung auf den linken der beiden aus Böblingen kommenden Fahrstreifen. Der Fußgänger hatte den ersten Ermittlungen zufolge versucht, die Fahrbahn für den Autofahrer von links kommend zu überqueren und wurde dabei von dem Golf des 18-Jährigen erfasst. Der Mann erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen.

Ein Sachverständiger soll nun klären, welcher der Unfallbeteiligten die Straße bei roter Ampel überquerte. Laut der Polizeisprecherin gibt es mehrere Zeugen.Die Polizei geht mittlerweile jedoch davon aus, dass der 37-Jährige bei rot an einem Fußgängerüberweg über die Hanns-Martin-Schleyer-Straße gegangen ist. Der Autofahrer habe laut Zeugen seine Ampel noch bei grün passiert, so der Polizeisprecher. "Ihm machen wir derzeit keinen Vorwurf".

Außerdem leisteten auch mehrere Menschen erste Hilfe. Aber nur der unbekannte Mann unternahm Reanimationsmaßnahmen. Vermutlich hat das Unfallopfer viel Blut verloren. „Wir hoffen, dass sich der Ersthelfer meldet“, sagt Andrea Wimmer. Er soll sich umgehend mit dem Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Tel. 07141/18-5050, in Verbindung setzen.