Bereits an diesem Mittwoch wird die Ausstellung „Local Heroes“ in der Architekturgalerie am Weißenhof eröffnet, die den Blick auf „Das Bild unserer Stadt“ und ihre prägenden Bauwerke und Architekten richtet. Das Diskussions- und Erregungspotenzial der Schau kann schon vorab als hoch bewertet werden, da über einigen dieser Bauten, die das Bild unserer Stadt prägen, bekanntlich die Abrissbirne schwebt – über die ehemalige Zentrale der Energieversorgung Schwaben (EVS) von Kammerer und Belz in der Kriegsbergstraße etwa soll das Todesurteil schon gesprochen sein. Aus dem Stadtbild würde damit nicht nur ein bemerkenswerter Bau der siebziger Jahre, sondern auch ein Werk von zwei für die Stuttgarter Baugeschichte der Nachkriegszeit bedeutenden Namen verschwinden: Hans Kammerer und Walter Belz. Auch die Tage ihres (in Zusammenarbeit mit Rolf Gutbier geplanten) Daimler-Hochhauses in Untertürkheim sind gezählt.

 

Es ist daher kein Zufall, dass der Architekturnovember in einem Gebäude von Kammerer und Belz startet. Der BDA möchte damit auch eine Lanze für die ungeliebte Architektur der Sechziger und Siebziger brechen: Die Party am „ANfang“ findet in der soeben an einen Schweizer Investor verkauften Commerzbank neben der Stiftskirche statt, einem Bau der Architekten aus den siebziger Jahren. Auf einem beengten Grundstück, eigentlich einem Hinterhof, brachten die Planer damals den Erweiterungsbau der Bank mit Büros, Casino und Ladenlokalen unter, der mit Spiegeleffekten der dunkelbraunen Alufassade und reflektierendem Fensterglas geschickt Weite simuliert, wo keine ist – und der vor allem der historischen Nachbarschaft von gotischem Kirchenschiff und Stiftsfruchtkasten mit vielfältigen Spiegelungen Reverenz erweist. Die Kritik lobte das Haus seinerzeit als herausragendes Beispiel für den spannungsreichen Dialog von alter und neuer Architektur. Seit einigen Jahren steht das vielfach ausgezeichnete, denkmalgeschützte Gebäude jedoch leer und ist in eine Art Dornröschenschlaf gefallen. Drum auf zum Architekturnovember! Es gibt viel zu entdecken und erwecken.