Die Gewerkschaften rufen von Freitag an zu unbefristeten Streiks auf – insbesondere in ihrer Hochburg Stuttgart. Trotz ausfallender Kinderbetreuung unterstützen viele Eltern die Erzieherinnen.

Stuttgart - Die Mitarbeiter im Sozial- und Erziehungsdienst haben für den unbefristeten Streik gestimmt: 93,44 Prozent der Verdi- und 96,37 Prozent der Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sagten hierzu bundesweit Ja. In Stuttgart soll die Zustimmung „überwältigend“, das Ergebnis „fast perfekt“ gewesen sein, so der Gewerkschaftssekretär Eduard Hartmann. Viele Eltern dürften das anders sehen. Sie müssen Alternativen für die Betreuung ihrer Kinder organisieren. Der Ausstand beginnt in fast allen Städten und Landkreisen Baden-Württembergs am Freitag, 8. Mai. In den Landkreisen Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr beginnt er am Montag. In den Kreisen Esslingen und Göppingen wird am Freitag, aber nicht am Montag gestreikt. Dienstag und Mittwoch soll dort der Ausstand weitergehen.

 

Allein in der Landeshauptstadt sind an diesem Freitag 3300 Mitarbeiter zum Streik aufgerufen, darunter 2200 Erzieherinnen und Erzieher. Unbefristet und flächendeckend soll in den Kitas und den städtischen Schülerhäusern gestreikt werden, heißt es bei Verdi. Ein Teil der 184 städtischen Kindertagesstätten bleibt allerdings geöffnet: Das Jugendamt und Verdi handelten am späten Mittwochnachmittag aus, dass 15 Einrichtungen über das Stadtgebiet verteilt eine Notbetreuung gewährleisten – dort sollen in 17 Gruppen jeweils bis zu 18 Kinder betreut werden können. 306 Plätze wären somit deutlich mehr als die 2009 bereitgestellten 100 Plätze. Um welche Kitas es sich handelt, wird an diesem Donnerstag bekannt gegeben, wenn die Notdienstvereinbarung unterschrieben ist. Unabhängig davon können Eltern die Kita-Räume zur Betreuung in Eigenregie nutzen, wenn dies mit der jeweiligen Leitung abgesprochen ist.

„Zwei Wochen Streik ist ganz schön viel“

„Die Notbetreuung ist dringend notwendig“, sagt die Sprecherin des Gesamtelternbeirats der städtischen Kitas, Monika Schneider. Zwei Wochen Streik seien „ganz schön viel“. Der Gesamtelternbeirat (GEB) stehe aber hinter den Forderungen der Erzieherinnen. Viele Eltern würden sich privat vernetzen: indem eine Mutter bei sich zu Hause fünf Kinder betreut. „So etwas versuchen wir auch zu organisieren“, sagt sie. Aktuell sei der Gesamtelternbeirat bundesweit in Abstimmung mit anderen GEBs, um einen gemeinsamen offenen Brief an die Arbeitgeberseite zu formulieren.

Die Notbetreuung wird bisher kaum angenommen

Noch sei die Stimmung der Eltern „entspannt, abwartend“, sagt Joseph J. Ginciauskas, Elternbeirat einer Kita im Stuttgarter Westen. Sie hätten vom Elternbeirat aus eine Notbetreuung organisiert, die bisher aber kaum angenommen wird. Je nachdem, ob Großeltern vor Ort seien oder nicht, sei die Betroffenheit unterschiedlich.

Tagesmütter scheinen bis jetzt nicht als Alternative erwogen zu werden. Beim Tagesmütterverein in Stuttgart hat sich nur eine Mutter nach einer Betreuung während des Streiks erkundigt. Eltern müssten die Tagesmutter dann privat bezahlen, heißt es. Weil die Kinder nicht eingewöhnt seien, sei solch ein Auftrag schwierig.