Eltern lernen am Eschbach-Gymnasium in Stuttgart-Freiberg per Theater etwas über den Medienkonsum des Nachwuchses.

Mühlhausen - Wie sag’ ich’s meinem Kinde? Das beschäftigt Eltern. Aber heißt die Frage heute, im Zeichen digitaler Medien, nicht eher: Wie erfahre ich überhaupt, was der Nachwuchs noch nicht weiß? Denn junge Leute sind heute oft mehr und offener im Netz unterwegs, als Eltern überhaupt zu ahnen wagen. Unsicherheit und Besorgnis werden so zum Normalzustand. Besser aber ist, sich als Eltern zu wappen und sich auf die Sprünge helfen zu lassen in Sachen Mediennutzung. Dass der Bedarf dafür groß ist, zeigte nun eine Veranstaltung für Eltern im Eschbach-Gymnasium in Freiberg, wo das Thema „auf etwas andere Weise“ bearbeitet wurde: nicht mit frontal gebotener Information, sondern mit dem improvisatorischen Theaterstück „Netzflimmern“. Mitspielen war da ausdrücklich erwünscht.

 

Wobei es für die Schauspieler Allan Mathiasch und Tobias Keller gar nicht so schwierig war, dafür Eltern gewinnen. Männer mal ausgenommen. Zwischen dem „Eisbahn-“ und „Segelboot“-Modell von Erziehung pendelten da die Pole der lockeren Rollenspiele, zwischen umfassender Kontrolle und viel „laufen lassen“. Zunächst aber skizierten die Schauspiel-Moderatoren in Gespräch und Spiel den Medienkonsum der Digital Natives, der mit den neuen Medien geborenen und aufwachsenden Generation.

Wie mit „sexy Selfies“ umgehen?

Schon ein Fünftklässler bringt es heute gerne auf 3000 Whatsapp-Nachrichten. Am Tag! Ein Phänomen, dass dann mit der skizzierten Kürzelhaftigkeit ein wenig entzaubert wurde. Die pure Menge und Dauer der Nutzung freilich ist durchaus ein Problem. Und unausgeschlafenen Kinder in der Schule durchaus anzusehen, wie der Schulleiter Christoph Zauner anmerkte. Was aber tun? Die klassische Ohrfeige? Wohl kaum. Wegschauen? Verbieten? Und was machen, wenn man sein Kind beim Surfen in einer peinlichen Situation erwischt? Wie mit „sexy Selfies“ umgehen? Wie mit der Gefährdung durch Gewaltdarstellungen? Oder mit Cyber-Mobbing? Auch auf heikle Szenen ließen sich die Mütter ein, was eine ganz andere Nähe zur Thematik schuf als purer Info-Input es könnte.

„Mit starren Befehlen oder mit Verboten klappt das nur begrenzt“, resümierte Mathiasch. Besser sei es, ein Gesprächsangebot zu machen. Dann fühlten sich die Kinder ernst genommen. „Und dann kann man auch seine Sorgen sagen und über Gefahren aufklären. Das schafft Vertrauen und Verständnis. Und dann kann man auch gemeinsam Regeln aufstellen, die eingehalten werden müssen“, riet Mathiasch.

Eltern müssen umdenken

Ein Vater, der einen elfjährigen Sohn am Eschbach-Gymnasium hat, wollte „ein Gefühl dafür bekommen, wo es digital hingeht und wie man damit umgehen kann“. Karola Muchow hatte „ein bisschen mehr darüber erwartet, wo die Kinder heute digital unterwegs sind“. Aber ihr sei auch klar geworden, dass man umdenken müsse: „Man kann es nicht verbieten, auch wenn es einen Suchtfaktor hat. Sonst blockieren sie. Über manches bin ich erschrocken. Das Beste ist, mit den Kindern zu sprechen“.

Nadja Cagnetta fand es gut, im Spiel zu sehen, wie andere Eltern reagieren. „Man muss offen sprechen und Regeln finden. Man sollte aber auch die Auseinandersetzung nicht scheuen. Aber so ist ja die ganze Erziehung!“ Christoph Hilse wiederum hat interessiert: „Was mache ich, wenn es aus dem Ruder läuft? Wenn ich Panik kriege, dann kriegt mein Kind auch Panik. Ich fand es ganz erstaunlich, was da heute Abend rauskam.“