Kornelia Schehle hat das Jugendbüro Esslingen aufgebaut. Nach 23 Jahren geht sie in den Ruhestand.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Bei der Verabschiedung von Kornelia „Conny“ Schehle am vergangenen Wochenende waren sich alle einig: Dass das Jugendbüro Esslingen die bekannteste Jugendeinrichtung der Stadt geworden ist, sei allein ihr Verdienst. Am Freitag ging Kornelia Schehle nach 23 Jahren Arbeit in den Ruhestand, ihre Nachfolgerin wird Barbara Matussek.

 

Kornelia Schehle hatte ihre Arbeit einst als Streetworkerin begonnen und sollte vor allem in der Szene am Bahnhof arbeiten. Dort waren abends bis zu 40 Jugendliche versammelt, die keinen anderen Platz hatten, um sich zu treffen. Mit Block und Stift zog sie los, schloss Freundschaften, spann Beziehungen und half den Jugendlichen in jeder Lebenslage, und sei es nur, dass sie einen Raum anbot für gelegentliche Treffs. Von der mobilen Arbeit ging es so zur stationären Arbeit.

Markus Benz, der Geschäftsführer des Stadtjugendrings, wertet das Jugendbüro im Komma als die wichtigste Anlaufstelle für Jugendliche in der Stadt. Völlig niederschwellig kann sich jeder Jugendliche dort Rat und Hilfe holen. Dabei geht es oftmals um Probleme, die für Jugendliche existenziell sind. Stress mit Freunden oder mit der Schule, Beziehungsprobleme, aber auch Ratschläge beim Tod von Angehörigen, oder bei Konflikten mit der Polizei oder den Ordnungshütern.

Kornelia Schehle half, wo sie konnte, gab den Jugendlichen die Zeit, die sie benötigten, um sich auszusprechen und vermittelte ihre Kunden auch an andere zuständige Stellen, sagt Benz. Sie bot den Jugendlichen das an, was sie am dringendsten brauchten, eine Ersatzfamilie. Sie wanderte sehr zielstrebig auf dem schmalen Grat zwischen Polizei, Justiz und sozialem Engagement.

Der Abschied am Freitag war hochkarätig besetzt: Die Laudatio hielt der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger, der Kornelia Schehle bescheinigte, eine „ideale Besetzung für die Stelle gewesen zu sein.“ Sie sei eine Frau „die sich über die Maßen hinaus engagiere“ und durch ihre kompetente Arbeit im Laufe von 23 Jahren deutliche Spuren hinterlassen habe, die, so versprach ihr der Oberbürgermeister, nachhaltig weiter wirken würden.

Darüber hinaus hat Kornelia Schehle viele Projekte in der Stadt angeschoben. Sie etablierte das Mitternachts-Fußball-Turnier, sie engagierte sich bei dem Projekt Zivilcourage und ebnete über Jahre hinweg vielen Kindern und Jugendlichen, die am Rand der Gesellschaft standen, den Weg in die Mitte. Sie organisierte Stadtführungen mit und durch Jugendliche und half ihnen so, ein Gefühl für die Stadt und ihre Geschichte zu entwickeln. Nicht zuletzt ihrem Wirken ist es zu verdanken, dass das Jugendbüro seit 2009 dauerhaft über eine zweite Stelle verfügt. Seit zwei Jahren ist es in der Trägerschaft des Stadtjugendrings.