Die Rettungshunde des Arbeitersamariterbundes haben im Abrissgebäude der Kreissparkasse Esslingen den Ernstfall geübt. In kurzer Zeit finden die speziell ausgebildeten Hunde einen vermeintlich unter Trümmern verschütteten Menschen.

Esslingen - Wenn Alexander Hahn Amy von der Leine und ihrem Halsband befreit, gibt es für die siebenjährige Golden-Retriever-Hündin kein Halten mehr. Dann will sie nur noch eines: Menschen finden. Dafür ist Amy eine ausgebildete Spezialistin. In unglaublicher Geschwindigkeit, die Schnauze stets auf dem Boden, eilt sie über Schuttberge, klettert Leitern hinauf, springt über Stock und Stein und sucht das Abrissgebäude der Kreissparkasse in Esslingen systematisch nach eventuell Verschütteten ab. Es ist eine Übung unter realen Bedingungen, das Gebäude hätte auch durch eine Gasexplosion zerstört worden sein können.

 

Genau dieses Szenario einer Katastrophe gibt Carsten Holzer, der Leiter der Rettungshundestaffel des Arbeitersamariterbundes (ASB), Kreisverband Esslingen, vor. Amy ist eine von rund 15 Vierbeinern, die mit ihren Haltern in der vor zwei Jahren ins Leben gerufenen ASB-Rettungshundestaffel organisiert sind und immer dann angefordert werden, wenn Kinder vermisst werden, an Demenz erkrankte Menschen verschwunden sind oder suizidgefährdete Personen so schnell wie möglichst gefunden werden müssen. Auch die Suche nach Verschütteten gehört zum Aufgabengebiet der Hunde und ihrer Herrchen und Frauchen.

Die Hunde müssen motiviert werden

Amy ist fündig geworden. Sie hat die vermeintlich verletzte Person nach kurzer Zeit zwischen Betonbrocken und Stahlträgern aufgespürt und meldet dies durch lautstarkes Bellen. So lange, bis Alexander Hahn zur Stelle ist.Der Eifer der Hündin wird belohnt – mit Maultaschen, Amys Leibspeise. Eine solche Anerkennung und Bestärkung sei sehr wichtig für die Motivation des Hundes, sagt Alexander Hahn. Wenn das Tier bei einem Einsatz nichts finde, „wird hinterher noch eine Übung gemacht, an deren Ende ein Erfolgserlebnis für den Hund steht“. Denn eines dürften die vierbeinigen Retter nie verlieren: den Spaß an der Arbeit.

Zwei Jahre dauert die Ausbildung der Hunde, am Ende stehen Prüfungen, die dem Hund und seinem Führer beispielsweise die Eignung zur Suche Vermisster oder Verschütteter bescheinigen. Gut ausgebildete Hunde können laut Felix Wilde vom ASB sogar unterscheiden, ob sie die Witterung eines bereits verstorbenen oder verletzten Opfers aufgenommen haben. Sie zeigen es dann je nachdem durch Jaulen, oder wie bei Amy durch lautes Bellen an.

Freilich ist nicht jeder Hund für diese Arbeit geeignet, erklärt Alexander Hahn. Das Tier dürfe nicht schreckhaft oder gar aggressiv reagieren, es müsse auch unter Stressbedingungen „tiefenentspannt“ sein. Und es müsse in der Lage sein, nach der Suche für eine schnelle Erholung zur Ruhe zu kommen. Schließlich könne schon kurze Zeit später der nächste fordernde Einsatz warten. Je nach den äußeren Bedingungen könnten die Hunde bis zu einer Stunde am Stück konzentriert arbeiten.

Helfer sind auf Spenden angewiesen

Ein Abrissgebäude, wie es zurzeit die ehemalige Hauptstelle der Kreissparkasse in der Esslinger Bahnhofstraße darstellt, ist ein ideales Übungsterrain für Hund und Mensch, sagt Alexander Hahn. Wenn die Tiere stets im selben Umfeld trainierten, „kennen sie die Verstecke schon im Voraus“. Deshalb sei es ein Glücksfall, dass die Bank die Ruine für die ASB-Staffel zur Verfügung gestellt habe.

Die Mitglieder der ASB-Rettungshundestaffel sind Alexander Hahn zufolge echte Idealisten, die ausschließlich ehrenamtlich helfen und auf Spendengelder angewiesen seien. Die Ausrüstung, die Tierarztkosten für die Hunde und die Fahrten zu den Einsatzorten bezahlten sie aus der eigenen Tasche. Und natürlich auch die Maultaschen für Amy.