Die Adalbert-Stifter-Schule blutet langsam aus. Ein fünfköpfiges Team aus bundesweit renommierten Schulexperten soll jetzt ein neues Konzept erarbeiten, das der Schule eine Strahlkraft verleiht, die in der ganzen Stadt leuchtet.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Wie der Phönix aus der Asche soll die Adalbert-Stifter-Schule in der Pliensauvorstadt neu entstehen. Dazu beauftragt der Sozialausschuss des Esslinger Gemeinderates ein Gremium aus Experten. Die Fachleute sollen eine völlig neue Modellschule konzipieren.

 

Die Asche: Die ehemalige Hauptschule stand nach der grünroten Bildungsreform vor dem Aus. Zwar hatte der Esslinger Gemeinderat gegengesteuert und die Bildungseinrichtung zur Werkrealschule aufgewertet, aber es half nichts. Die Eltern fürchteten, ihre Kinder würden auf der Werkrealschule zu Bildungsverlierern und damit auch zu gesellschaftlichen Verlierern werden. Sie meldeten ihre Kinder nicht mehr an. Die Schule blutete aus und hätte wohl geschlossen werden müssen.

Der Phönix: Vor allem der Kultur- und Sozial-Bürgermeister Markus Raab wollte nicht hinnehmen, dass es in dem einstigen Problem-Stadtteil Pliensauvorstadt keine öffentliche Schule mehr geben sollte. Daraufhin beschloss der Arbeitskreis Schulentwicklung, dort eine Modellschule einzurichten. Es soll eine Schule werden von solcher Strahlkraft, dass die für alle Esslinger Kinder interessant würde.

Um die neue Schule aus der Taufe zu heben, regte die Stadtverwaltung an, ein bundesweites Expertengremium zusammen zu rufen, das diese völlig neue Schulform planen soll. Wichtig bei der Auswahl der Köpfe war laut Bernd Berroth, dem Leiter des Esslinger Schulamtes, dass es sich um Praktiker handele, die selbst schon einmal eine Schule geleitet hätten oder Lehrer gewesen seien. Außerdem mussten sie in den Kreisen der Schulentwicklung einen gewissen Ruf haben.

Das Team zählt jetzt fünf Köpfe, es sind zwei Frauen und drei Männer: Thomas Bendlin etwa hat zwei Brennpunktschulen in Bremen geleitet und hat die Ganztagsschulen dort weiter entwickelt. Helga Boldt ist Mitglied des Schulinspektionsteams des Landes Bremen und Schuldezernentin in Münster. Kathrin Höhmann ist Professorin an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg und war Referatsleiterin für Bildung und Wissenschaft in Bremen. Otto Seydel ist Leiter eines Instituts für Schulentwicklung in Überliegen. Ulrich Deinet ist Professor für Didaktik an der Fachhochschule Düsseldorf und war Referent im Landesjugendamt in Münster.

Der Gemeinderat Edward-Erroll Jaffke (CDU) hatte sich ausführlich mit den Lebensläufen der fünf Experten beschäftigt. Dabei war ihm aufgefallen, dass manche der Bertelsmann-Stiftung nahe stünden und dass die meisten Experten von jenseits des Weißwurst-Äquators kämen, weil drei von fünfen in Bremen tätig gewesen seien. Weil es nun bekannt sei, so Jaffke, die dass Schüler aus den südlichen Bundesländern im bundesdeutschen Vergleich stets bessere Noten erzielten, fragte er nach, ob man im Süden nicht bessere Experten zum Thema hätte finden können.

Daraufhin entbrannte eine lebhafte Diskussion zum Thema norddeutsche Migrationshintergründe von Schulexperten für süddeutsche Schulprojekte. Bernd Berroth begründete aber ganz sachlich die Auswahl damit, dass der erste Ansprechpartner in der Expertenwahl der Überlinger Otto Seydel gewesen sei, der sein Netzwerk aktiviert habe, um weitere Mitglieder des Gremiums zu verpflichten. Klaus Hummel, Mitglieder der SPD-Fraktion und ehemaliger Schulleiter, hielt Edward-Errol Jaffke entgegen, dass die meisten Institute zur Schulentwicklung nördlich der Mainlinie lägen.