Der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner hat sich auf die Spur des einstigen Teckrindes begeben. Die ausgestorbene Rasse ist durch das Einkreuzen von Schweizer Rindern, etwa Simmentalern, im Fleckvieh aufgegangen.

Esslingen/Beuren - Turbo-Kühe, die sich mit einem überdimensionalen Euter durchs Leben schleppen, Schweine, die ihr kurzes Dasein in engstem Gedränge auf Spaltenböden verbringen, oder Truthähne, die wegen ihres angezüchteten Brustmuskelumfangs nach vorne kippen würden, fänden sie nicht in der Masse ihrer Leidensgenossen eine Stütze. Bilder von solchen Auswüchsen der industriellen Massentierhaltung gelangen immer mal wieder an die Öffentlichkeit. Und sie bestärken diejenigen – ob Erzeuger oder Konsumenten –, die auf alte und robuste Nutztierrassen setzen, deren Haltung zudem das Gütesiegel „artgerecht“ verdient.

 

Ähnlich wie das Limpurger Rind oder das Hinterwälder Vieh aus dem Schwarzwald könnte auch das Teckrind als Musterbeispiel für diese Gegenbewegung dienen. Die Crux ist nur, dass der Teckschlag längst nicht mehr existiert. Und dies, obwohl noch anno 1852 ein Kenner schwärmte: „Der Kopf ist leicht und der Hornansatz gefällig, der Hals kurz und kräftig, der Rücken gerade, die Brust gewölbt, der Schweif schön angesetzt, die Füße kurz und kräftig.“

Vortrag im Freilichtmuseum

Manfred Waßner, der Esslinger Kreisarchivar und schon von Berufs wegen an Vergangenem interessiert, hat sich auf die Spuren des Rindviehs mit der Teck im Namen gemacht – und dabei viele Bezüge vom einstigen einfachen bäuerlichen Leben bis hin zur Viehwirtschaft adliger Notabeln speziell im Albvorland aufgedeckt. So gesehen passte ein gut besuchter Vortrag, den Waßner im Freilichtmuseum Beuren zum Teckrind hielt, exakt zur aktuellen Themenreihe „Land und Leute“ der musealen Stätte. Immerhin war es ja der württembergische König Wilhelm I., der im Jahr 1818 eine Leistungsschau der Viehzucht anregte, die schließlich den Grundstein für das Cannstatter Volksfest legte.

Noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts, so ergaben Waßners Recherchen, stand für die kleinen Bäuerle keineswegs die Viehzucht im Mittelpunkt ihres Interesses. Reichte die Milch der Kühe, die noch bis in die 1950er Jahre hinein als Zugtiere dienten, zur Herstellung von Quark und Käse, so genügte das offenbar fürs „Anspruchsprofil“. Aus der Sicht der Herrschaftshäuser – sei’s im 11. bis 13. Jahrhundert bei den Teck-Herzögen oder dann am Sitz der Württemberger in Stuttgart – stellte sich die Situation freilich anders dar: Die aufwendige Hofhaltung brauchte Nachschub an Fleisch und sonstigen Naturalien in beträchtlichen Mengen.

Schwerpunkte der Viehhaltung im Voralbgebiet, die besonders unter den Württembergern einen großen Aufschwung nahm, waren der Teckberg selbst, aber auch Ochsenwang (sic!), Herzogenau, Häringen, Randeck oder die Hinterburg zwischen Bissingen und Hepsisau. Vermutlich 1564 ist eine Melkerei in Weilheim eingerichtet worden, die Anlage in Unterhofen nennen alte Weilheimer noch heute „Stallung“ oder „Stalling“. Hinzu kam ein Viehhaus zwischen Teck und Gelbem Felsen.

Die Milchleistung der Teckkuh war eher mäßig

Nach gravierenden Rückschlägen der herzoglichen Viehwirtschaft insbesondere durch die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges, aber auch durch Tierseuchen, ging es erst langsam wieder aufwärts. Zwischen 1660 und 1720, so Waßner, ist der eigentliche Teckschlag herausgezüchtet worden, 1685 zählte man einen Gesamtbestand von 300 Rindern in den herzoglichen Ställen. Mitte des 18. Jahrhunderts habe die Viehwirtschaft unter obrigkeitlicher Ägide geendet, die Gründe sind laut Waßner noch nicht näher geklärt.

Durch das Einkreuzen von Schweizer Rindern, etwa Simmentalern, war der Teckschlag analog zu Alb- und Neckarschlag im Fleckvieh aufgegangen, für dessen Zucht insbesondere die Teckgemeinde Dettingen bekannt wurde. Wegen der Milchleistung dominieren heute Rot- und Schwarzbuntrinder mit Spitzenwerten von 10 000 bis zu 15 000 Litern pro Jahr die Szene. Mit einem Bruchteil dessen hätte die kleine und gedrungene Teckkuh heutzutage wahrlich schlechte Karten – gefälliger Hornansatz hin oder her.