Die Außensanierung der Frauenkirche ist abgeschlossen, und auch die mittelalterlichen Glocken läuten wieder. Der Einladung zu einem Festgottesdienst folgen prominente Gäste.

Esslingen - Viele verklärte Blicke richten sich gen Kirchturm, und der eine oder andere bekommt auch feuchte Augen, als das wiederhergestellte mittelalterliche Geläut der Esslinger Frauenkirche erklingt. Die Stadtkirchengemeinde, unter deren Fittichen sich auch die Frauenkirche befindet, hat am Sonntagmorgen den Abschluss der Außensanierung und die Wiederherstellung der Glocken mit einem Festgottesdienst gefeiert. Mit dabei waren der evangelische Landesbischof Frank Otfried July und auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

 

Die Kirchen sind ein Teil der Esslinger Identität

Acht Jahre lang hatten die Glocken wegen der vor 22 Jahren begonnenen aufwendigen Sanierungsarbeiten geschwiegen. Vom Gerüst befreit, bietet die Frauenkirche nun wieder einen erhabenen Anblick. So wie die anderen Kirchen in der Stadt, ist auch die Frauenkirche ein Teil der Identität Esslingens, wie Frank Otfried July in seiner Predigt sagte.

Kein Bollwerk der Abwehr, sondern ein „Raum der Freiheit und der Gnade“ sei die Frauenkirche, so der Landesbischof weiter. Das Gotteshaus lade ein zur Einkehr und zum Innehalten. Unter der Prämisse „versöhnte Verschiedenheit“ sei der christliche Glaube offen für verschiedene Kulturen und Religionen.

Für Frank Otfried July ist die Sanierung auch eine Verpflichtung zu einer mentalen Haltung. „Äußerlich Kirche zu bauen gelingt uns nur, wenn wir die innere geistige Statik haben“, sagte der Bischof. Ein „Haus der lebendigen Steine“ soll die Frauenkirche auch für künftige Generationen sein.

200 Jahre lang ist an der Frauenkirche gebaut worden

Als ein „kunsthistorisches Juwel des Landes“ bezeichnete Winfried Kretschmann die Esslinger Frauenkirche. Darüber hinaus sei das Gebäude als „echte Bürgerkirche“ auch religions- und gesellschaftspolitisch eine Besonderheit. Anders als die Pfarrkirche St. Dionys, die dem Domkapitel Speyer gehörte, war der Bau der Frauenkirche von Anfang an ein kommunales Vorhaben. Nach einem Spendenaufruf an die damaligen Esslinger wurde 200 Jahre lang an der spätgotischen Kirche gebaut, bis sie schließlich im Jahr 1516 fertig wurde. Vor diesem historischen Hintergrund ist die Frauenkirche für Winfried Kretschmann auch ein „sichtbarer Beweis und ein Impuls für bürgerschaftliches Engagement“.

„Es ist unglaublich, wie viele Esslinger sich mit der Frauenkirche identifizieren und das Erbe unbedingt erhalten möchten“, meint der Projektleiter der Kirchensanierung, Ulrich Gökeler. Für die nun anstehende Innensanierung ist ein auch in finanzieller Hinsicht nachhaltiges Bekenntnis der Bürger zu der Kirche weiter vonnöten. Sind doch die Möglichkeiten der Stadt zur monetären Unterstützung der Kirche begrenzt, wie der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger anmerkt.

Die nächste Aufgabe wartet bereits

Sanierung
Auch wenn die Außensanierung abgeschlossen ist und die Glocken der Frauenkirche wieder erklingen: im Innenraum des 500 Jahre alten Gotteshauses warten weitere dringend notwendige Restaurierungsarbeiten auf ihre Umsetzung.

Jubiläum
Unter anderem diesem Ziel dient eine Jubiläumsreihe, zu der die Kirchengemeinde beginnend im Juli die Bevölkerung einlädt.

Konzerte
Los geht es mit einem Orgelkonzert am 23. Juli. Es spielt Michael Stadtherr. Die Fortsetzung folgt am 7. August mit Tobias Meyer (Tenor) und Johannes Lienhart (Orgel). Sylvain Pluyaut aus Dijon zieht am 2. Oktober die Register. Die Schola Gregoriana von St. Paul kommt am 30. Oktober.

Vorträge
„Denkmale gemeinsam erhalten“ ist der Titel eines Gesprächs über die Zukunft der Frauenkirche am 9. September. Zum selben Thema spricht Dag Metzger am 11. September. Der Vortrag „Die Glocken der Frauenkirche“ folgt am 9. Oktober. Am 23. Oktober blickt Martin Beutelspacher auf die Frauenkirche in den letzten 200 Jahren. Der Eintritt ist immer frei, Spenden sind willkommen.