Es waren viele Irr- und Umwege nötig, um eine Mountainbike-Strecke in Esslingen aus der Taufe zu heben. Jetzt wird EsNos als Modellprojekt mit landesweitem Vorbildcharakter gefeiert.

Esslingen - Inzwischen sind alle stolz darauf. Die rund 1,2 Kilometer lange Mountainbikestrecke „Esslinger Nordschleife“, kurz EsNos, gilt als Vorzeigeprojekt, wie Vertreter der Stadt Esslingen, der Landesregierung, der Forstverwaltung und der Sportverbände anlässlich eines Ortstermins an der Strecke betonten. Anlass für das Treffen im Wald waren die bundesweit stattfindenden Waldtage.

 

Unter dem Motto „Wald bewegt“ wurden in ganz Deutschland öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen angeboten, um auf die Bedeutung des Waldes für den Sport, die Erholung und die Gesundheit hinzuweisen. Waldbesitzer und Sportler haben in ganz Deutschland zu mehr als 200 Veranstaltungen in den Wald eingeladen. Initiator des Waldtages ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Kooperation mit dem Deutschen Olympischer Sportbund und dem Deutscher Forstwirtschaftsrat.

Unterschiedliche Interesse unter einem Hut

„Der Wald hat den Deutschen schon immer bewegt“, sagt die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU). Doch während einst vor allem die Entspannung und Inspiration im Wald gesucht worden sei, seien heute ganz unterschiedliche Interessen für den Waldbesuch hintergründig, die nicht immer in Einklang zu bringen seien. Es müssten die Interessen von Sportlern, Spaziergängern, Jägern und der Forstwirtschaft bedacht werden. Der Freizeitanspruch an den Wald habe sich verändert. „Heute will man Sport treiben und sich auspowern“, sagt Gurr-Hirsch. Rund zwei Millionen Menschen kämen wöchentlich allein in Baden-Württemberg in den Wald. „Da kann es auch zu Konflikten kommen“, weiß die Staatssekretärin.

Einer dieser Konflikte wurde noch vor vier Jahren in Esslingen ausgetragen. Denn die alte Mountainbikestrecke wurde ohne Genehmigung in einem Bannwald angelegt. Mehrfach hat die Stadt erfolglos versucht, die Strecke zu sperren. Letztlich wurde die Strecke aber doch noch beseitigt, was den Unmut vieler Sportler hervorgerufen hat. Immerhin hatten sie viel Arbeit geleistet, um die Strecke anzulegen.

„Damals habe ich einen Shitstorm erlebt“, erinnert sich der Oberbürgermeister Jürgen Zieger, der in seiner Freizeit selbst gerne in die Pedale seines Mountainbikes tritt. Doch das Sperren der Strecke im Bannwald sei notwendig gewesen. „Sie war an dieser Stelle nicht genehmigungsfähig“, so Zieger. Denn der Bannwald soll Flora und Fauna als Rückzugsort dienen. Mountainbiker haben dort dagegen keinen Platz. Innerhalb eines Zeitraums von vier Jahren sei es den Sportlern schließlich gelungen, eine legale und naturverträgliche Strecke anzulegen. Allein das Genehmigungsverfahren habe zwei Jahre gedauert. Es seien rund zehn Hektar Wald betroffen. Inzwischen sind die regelmäßigen Nutzer der Esslinger Nordschleife Mitglieder beim ortsansässigen TV Hegensberg, der dadurch viele neue Mitglieder bekommen hat. „Es ist ein Angebot, das im Trend liegt“, meint Zieger.

Verein freut sich über neue Mitglieder

Der Abteilungsleiter der Mountainbiker beim TV Hegensberg ist Johannes Reiser. Er hofft, dass die Erfahrungen aus Esslingen auch in anderen Kommunen genutzt werden. Denn der familienfreundliche Flow-Trail, wie er die Strecke beschreibt, musste viele bürokratische Hürden nehmen, bevor es ans Bauen gehen konnte. Dafür gebe es nun keine Konflikte mehr.

Dieselbe Hoffnung hegen auch Vertreter von Sportverbänden. „Es ist ein Vorzeigemodell, das nachahmenswert ist“, meint Ulrich Derad. Er ist der Geschäftsführer des Landessportverbandes. Er weiß, dass viele Sportler den Wald gerne als Kulisse nutzen. „Der Wald an sich ist ein prädestinierter Sportplatz“, sagt Derad. Und der Präsident des Württembergischen Radsportverbandes, Klaus Maier, erklärt: „Ihr habt Pionierarbeit geleistet. Es muss nicht jeder Verein von vorne anfangen.“