Am Sonntag ist Oberbürgermeisterwahl in Esslingen. Vier Kandidaten stehen zur Wahl. Spannend ist vor allem, wie hoch die Wahlbeteiligung sein wird.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der große Verlierer der Esslinger Oberbürgermeisterwahl hat schon lange vor dem Wahlabend festgestanden: Es ist die örtliche CDU. Der Stadtverband der Partei hatte zunächst heftige Kritik am SPD-Amtsinhaber Jürgen Zieger geübt. Doch der angekündigte Gegenkandidat ließ auf sich warten. Anfang August musste die Partei dann einräumen, dass man niemanden gefunden habe, der in der zweitgrößten Stadt in der Region gegen Zieger antreten wollte. Als Begründung wurde zunächst argumentiert, der Oberbürgermeister habe die Stadtkasse derart herunter gewirtschaftet, dass niemand bereit gewesen sei, diese Altlasten zu übernehmen. Dann wieder war aus der CDU zu hören, nach 16 Jahren im Amt sitze ein Ratschef erfahrungsgemäß derart fest im Sattel, dass man sich das Geld für den Wahlkampf sparen könne. Beide Thesen haben in Esslingen für Kopfschütteln gesorgt.

 

Am Sonntag ist es nun soweit. Die rund 70 000 wahlberechtigten Esslinger haben die Möglichkeit zu bestimmen, wer in den kommenden acht Jahren an der Spitze des Rathauses stehen wird. Alles andere als ein erneuter Wahlsieg von Jürgen Zieger wäre dabei eine faustdicke Überraschung. Zwar haben sich, nachdem alle Parteien auf eigene Kandidaten verzichtet hatten, noch drei Kandidaten gefunden, die sich als demokratische Alternative zu Jürgen Zieger sehen. Doch dass einer von ihnen tatsächlich auch nur annähernd in einen Bereich kommt, der Zieger gefährlich werden könnte, gilt als ausgeschlossen. Als Indiz dafür, dass die Wahl für entschieden gilt, lange bevor die Wahllokale öffnen, kann die öffentliche Kandidatenvorstellung dienen: Im Neckar Forum verloren sich vor rund einer Woche gerade einmal 250 Bürger.

Spaßkandidat will Abriss der Pliensauvorstadt

Der einzige, der außer Jürgen Zieger überhaupt Plakate von sich aufgehängt hat, ist der Spaß-Kandidat Micha Hänßler. Er wirbt darauf mit der ebenso mutigen wie zum Schmunzeln anregenden These „Hänßler wählen – Er ist schöner“ um Stimmen. Hänßler ist Mitglied der Partei „Die Partei“. Seine Vorschläge – Abriss des Stadtteils Pliensauvorstadt und Wiederaufbau der Stadtmauer – werden aber wohl nicht dazu führen, dass sich viele Esslinger für ihn entscheiden werden. Schließlich wird den Bürgern nachsagt, dass sie stolz darauf sind, in der Stadt leben zu dürfen.

Mehr Stimmen, so wird vermutet, könnte der Regisseur Armin Vetter auf sich vereinen. Allerdings hat Vetter in den vergangenen Wochen auch kein übertriebenes Engagement erkennen lassen, um sich und seinen Namen in der Stadt bekannter zu machen. Auf eigene Wahlkampfveranstaltungen hat er verzichtet. Nicht einmal eine eigene Homepage hat er eingerichtet. Nach eigenem Bekunden stammt er aus dem bürgerlichen Lager und verspricht im Falle seiner Wahl einen anderen Führungsstil. Der Vierte im Bund ist Mirco Huber, der sich wie Armin Vetter überhaupt nur beworben hat, damit die Wähler eine Alternative haben. Mirco Huber liegen vor allem die sozialen Themen am Herzen.

Geringe Wahlbeteiligung wird erwartet

Jürgen Zieger wiederum hat seinen Wahlkampf so durchgezogen, wie er das auch für den Fall geplant hatte, dass ein wirklich ernstzunehmender Gegenkandidat aufgetaucht wäre. Allerdings hat sich die Resonanz auf seine Besuche in den Stadtteilen auch in engen Grenzen gehalten. Damit rückt am Sonntag vor allem das Thema Wahlbeteiligung in den Vordergrund. Nachdem bei der Wiederwahl von Andreas Hesky in Waiblingen mit 18 Prozent ein für die Region historisches Tiefst-ergebnis erreicht wurde, rechnet man auch in Esslingen mit keinem allzu großen Interesse. Als wirklich großer Optimist gilt derjenige, der mehr als 30 Prozent Wahlbeteiligung prognostiziert. Jedes Ergebnis jenseits der 25-Prozent-Marke wäre schon ein Erfolg, alles im Bereich der 20-Prozent-Marke eine Enttäuschung.

Aus dem Briefwahlergebnis lassen sich zwar noch keine Rückschlüsse auf das tatsächliche Interesse schließen. Immerhin haben bis gestern aber 6000 Esslinger Briefwahlunterlagen angefordert. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von acht Prozent. Am Sonntag gegen 19.30 Uhr werden die Esslinger dann wissen, wer die kommenden acht Jahre Ratschef ist – und wie viele Bürger ihn gewählt haben.