Trendsportarten wie Longboard-Fahren auf dem Lehrplan? Am Otto-Hahn-Gymnasium in Ostfildern ist das Programm. Die Schüler danken es mit Begeisterung und kommen selbst an freien Tagen an die Schule.

Esslingen - So mancher der Siebtklässer gibt ordentlich Gas. Einige Jungen liefern sich Rennen, andere gleiten gekonnt auf den bis zu 160 Zentimeter langen Rollbrettern, die der Longboard-Bauer Klaus Walter mitgebracht hat. Und ja, auf dem Schulhof des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) findet regulärer Schulsport statt.

 

Dass dieser manchmal richtig cool sein kann, das wissen die Schüler am OHG in Nellingen. Und so nehmen sie schon mal, wie am vergangenen Samstag, nicht nur die klamme Kälte fünf Stunden lang in Kauf, sondern tanzen auch an einem sonst schulfreien Tag an. Denn wann darf man schon auf teilweise sehr teuren Longboards über den Hof sausen?

Einblick in moderne Sportarten

„Es liegt natürlich auch ein bisschen am Lehrer, was angeboten wird“, sagt der Sportlehrer Christian Fichter. Doch im sogenannten Modulsport, dem die dritte Sportstunde in der siebten Klasse gewidmet ist, geht es am OHG vor allem darum, Einblicke in moderne Sportarten zu bekommen. „Das kann auch Skifahren, Klettern oder ein Ausflug in die Freestyle Academy sein“, erklärt Fichter.

Die Schülerinnen und Schüler dürfen sich aus dem Angebot etwas aussuchen und sich dafür melden. Zwar müssen sie am Modulsport teilnehmen, doch Noten gibt es nicht. Bewegung und der Spaß am Sport spielen eine größere Rolle. Außerdem würden die Schüler ja im regulären Sportunterricht bereits benotet, erklärt Fichter.

Logistisch ist es für das Lehrpersonal durchaus eine Herausforderung. „In diesem Schuljahr haben wir 120 Schüler. Das ist schon ein Aufwand, denn viele Termine finden außerhalb des Stundenplans statt“, sagt Fichter. Aber er und seine Kollegen böten das an, weil sie Lust darauf hätten, ergänzt der junge Sportlehrer, der sich an diesem Mittag auch aufs Brett schwingt.

Als Hauptfach Sport

Das Sportangebot ist vielleicht etwas ungewöhnlich, doch es ergänzt lediglich das sportliche Spektrum des OHG. Als Partnerschule der Olympiastützpunkte in Baden-Württemberg fördert das Gymnasium talentierte Mädchen und Jungen bereits in der fünften und sechsten Klasse in diversen Sportarten. Leistungssport und Schule sollen kein Widerspruch sein, sondern mit entsprechender personeller Betreuung in Einklang gebracht werden. Bereits in der achten Klasse kann Sport als Hauptfach gewählt werden. „Lediglich in der siebten Klasse gibt es eine kleine Lücke. Die füllen wir mit dem Modulsport“, erklärt Fichter.

Die Liaison zwischen dem OHG und der Trendsportart ist dabei noch relativ jung. Erst im vergangenen Schuljahr fand man zusammen. „Ein Kollege von Herrn Fichter hatte mich darauf angesprochen“, sagt Klaus Walter, der die Idee gleich super fand. Der Stuckateurmeister hat in Esslingen mit einem Partner eine kleine Longboard-Manufaktur, in der die beiden Longboards von Hand fertigen. Die Bretter sind in der Regel 160 bis 180 Zentimeter lang und damit größer als so mancher Schüler. Von den ultralangen Longboards hat Walter jedoch nur wenige dabei, schließlich kostet ein Exemplar mehr als 600 Euro. Da es für den Sportunterricht knapp 30 Bretter brauchte, hat Walter diese bei einem seiner Zulieferer geliehen. Der Aufwand sei ihm die Sache wert.