Seit 25 Jahren gibt es die Hospizbewegung in Esslingen. Zum Jubiläum erscheint eine Festschrift.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Dass es seit drei Jahren ein Hospizhaus in Esslingen gibt, ist vielleicht die logische Folge einer Bewegung, die vor einem Vierteljahrhundert in Esslingen begonnen hat. Seit 25 Jahren gehen Ehrenamtliche im Landkreis Esslingen mit Sterbenden den letzten Weg, trösten sie, sprechen mit ihnen über den Sinn des Lebens und des Sterbens, oder sind einfach nur da, wenn sie gebraucht werden.

 

Für den Dekan Bernd Weißenborn ist die Sterbebegleitung eine zutiefst christliche Aufgabe, schlichtweg ein „Werk der Barmherzigkeit“. Und er war es auch, der nach dem Beschluss des Gesamtkirchengemeinderates im Jahr 2008 sich besonders für das Hospizhaus in Esslingen eingesetzt hat. Das vor allem in jenen Zeiten, als die Finanzierung wackelte und durch Spenden gesichert werden musste. Bis heute sieht man in vielen Läden oder Gaststätten die Spendenboxen mit der Aufschrift: „Geborgen am Ende des Lebens.“

Begonnen hat die Hospizbewegung Mitte der sechziger Jahren in England. Ende der sechziger Jahre wurde sie durch die Bücher der schweizerischen Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross weltweit bekannt, die mit ihrem Forschungen über Tod und Sterben die Diskussion anheizte. Anschließend breitete sich die Hospizbewegung in Deutschland aus, weil längst klar war, dass die Menschen am Ende ihres Lebens mehr brauchten, als eine Apparatemedizin, die in vielen Fällen auch als sinnlos empfunden wurde.

Dass es 1992 zu Gründung der Arbeitsgemeinschaft Hospiz Esslingen kam, ist vor allem dem Wirken einer rührigen Frau zu verdanken: Ursula Roller aus Aichwald hatte zuvor schon in der Hospiz-Gruppe in Stuttgart ehrenamtlich mitgearbeitet. Sie begann 1992, ehrenamtlich Kurse zur Sterbebegleitung zu geben.

Und noch immer sucht der Hospizverein ehrenamtliche Mitarbeiter, die Sterbende betreuen. Zur Zeit sind es 60 Menschen, die diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. Acht Männer sind im Team, der Rest sind Frauen, oft auch Frauen die berufstätig sind oder kleine Kinder großziehen.

Entscheidendes Jahr 1997

Das Jahr 1997 war ein entscheidendes Jahr für die Hospizbewegung: Der Esslinger Verein wurde Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft, ein Förderverein gründete sich, und mit Friedeborg Keller stieß die erste hauptamtliche Mitarbeiterin zum Hospizverein. Außerdem bekam Ursula Roller in diesem Jahr für ihren aufopfernden Dienst am Nächsten das Bundesverdienstkreuz.

Als im April 2014 das Hospizhaus eingeweiht wurde, empfanden es viele als schwierigen aber notwendigen Schritt. Dort können jährlich etwa 100 Sterbende betreut werden. 2,7 Millionen Euro kostete die Einrichtung neben der Oberesslinger Martinskirche, die teilweise im alten Pfarrhaus, teilweise in einem Neubau Platz gefunden hat. Aufgenommen wird jeder ungeachtet seiner Religion oder Konfession. Zum Jubiläum hat die Kulturwissenschaftlerin Gudrun Silberzahn-Jandt eine Festschrift beigesteuert, die in einer Auflage von 1000 Stück erschienen ist.