Werden sich die Stadt und die Brauerei Dinkelacker einig, dann kann das Vier Peh vorläufig weiter bestehen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Jeden Tag kommen so ein bis zwei neue Mitglieder beim „Verein zum Erhalt des Kulturstandortes Vier Peh“ dazu. Derzeit sind es mehr als 200 aktive Mitglieder und knapp 600 passive Mitglieder, die verhindern wollen, dass das Vier Peh seine Pforten schließt. Doch nicht nur ihnen liegt der Fortbestand der Kultkneipe im Esslinger Norden am Herzen, auch die Stadt und die Dinkelacker-Brauerei bemühen sich, eine Lösung zu finden, um die alternative und traditionsreiche Kulturstätte für die nächsten fünf Jahre zu retten. Denn länger kann sie aller Voraussicht nach am alten Standort in der Flandernstraße nicht bleiben. Das Gelände der alten Pädagogischen Hochschule, dessen Mensa das Vier Peh (Pavlos pädagogische Pils-Pinte) einst war, wird dann überbaut.

 

Das Hauptproblem, so kristallisiert sich jetzt heraus, sind die Abrisskosten, die in fünf Jahren entstehen werden, wenn das Gebäude abgetragen wird. Würde man das Haus jetzt schon platt machen, dann müsste nach Vertragslage die Brauerei die Kosten übernehmen. In fünf Jahren müsste die Stadt den Auftrag erteilen. Zwar würde die Brauerei die Abrisskosten zum heutigen Zeitpunkt bezahlen, aber niemand kann voraussehen, wie hoch die Kosten in fünf Jahren sein werden. Deswegen fürchtet die Stadt, auf der Differenz sitzen zu bleiben.

Michael Schauer, der erste Vorsitzende des Vereins, rechnet mit einem Betrag von 40 000 Euro auch Bernhard Schwarz von der Dinkelacker-Brauerei hat eine ähnliche Zahl im Kopf. Möglicherweise, so war aus anderen Quellen zu erfahren, geht es auch noch um Kosten für Gutachter, die jene Summe für den Abriss errechnen sollen. Die Stadt und ihr Pressesprecher Roland Karpentier halten sich bedeckt und sprechen von „schwierigen Verhandlungen“. Anders der Chef der Dinkelacker-Brauerei: „Ich bin nach dem jetzigen Kenntnisstand zuversichtlich, dass wir eine Einigung erzielen“, sagt Bernhard Schwarz.

Vorsichtig optimistisch ist auch der Vereinsvorsitzende Michael Schauer. Die vielen Vereinsmitglieder wollen das Haus erhalten und tatkräftig mithelfen, möglicherweise sogar mit eigenen Finanzmitteln. Weil unter den aktiven und passiven Vereinsmitgliedern eine enorme Anzahl von Ingenieuren ist, die an der Esslinger Hochschule einen Abschluss gemacht haben, hat Michael Schauer auch schon Zusagen von Leuten, die eine Lärmdämmung konstruieren und mithelfen wollen, das Gebäude für die nächsten fünf Jahre fit zu machen. „Wenn sich die Stadt und die Brauerei einigen, dann können wir im Januar anfangen, umzubauen“, sichert er zu.

Doch alles in allem hat das Vier Peh nur noch eine kurz- bis mittelfristige Perspektive. Aber auch damit will sich der Verein nicht einfach abfinden. Er hofft, dass der neue Bebauungsplan für das Gebiet nördlich der Flandernstraße ein Plätzchen für ein künftiges Vier Peh freilässt. Schließlich ist es der einzige Kultur-Treffpunkt im Esslinger Norden.

Gerade dieses Argument hat auch schon den SPD-Landtagsvizepräsidenten Wolfgang Drexler bewogen, sich für den Erhalt stark zu machen. Sollte das nicht gehen, dann will Michael Schauer mit der Hochschule Esslingen ins Tal ziehen, sicherheitshalber hat er schon mal bei dem Investor RVI nach einem Platz angefragt. Die Antwort, so sagte er, stehe noch aus.