Das Geldinstitut investiert 65 Millionen Euro, baut auf dem Vogelsang-Areal und ersetzt die Hauptgeschäftsstelle an der Bahnhofstraße durch einen Neubau.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die Vorteile beim Neubau überwiegen eindeutig.“ Franz Scholz, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, neigt nicht zu Aufgeregtheiten. Was er aber gestern gewohnt nüchtern verkündet hat, ist ein städtebaulicher Paukenschlag. Dass die Kreissparkasse auf dem Vogelsang-Areal, also dort, wo das Geldinstitut bis in die 1970-er Jahre ihre Hauptgeschäftsstelle hatte, einen Neubau plante, war bekannt. Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen, das Gelände zu verkaufen, hatte die Sparkasse Anfang des Jahres angekündigt, selber auf dem Vogelsang-Areal aktiv werden zu wollen. Doch nun hat Scholz nicht nur dieses Projekt vorgestellt. Er hat auch angekündigt, dass der 1974 eingeweihte Altbau der heutigen Zentrale an der Bahnhofstraße abgerissen und komplett neu errichtet wird.

 

Lediglich der Mitte der 1990-er Jahre entstandene Neubau am Kronenhof bleibt erhalten. Zudem soll die bisherige Gaststätte „Falken“ an der Ecke Bahnhofstraße/Am Kronenhof in den Gesamtkomplex integriert werden. Während der Neubauphase des Haupthauses soll dort der Kundenverkehr abgewickelt werden. Später soll dann dort die Immobilienabteilung ihre neue Heimat finden.

Kosten steigen von 15 auf 65 Millionen Euro

Insgesamt lässt sich die Kreissparkasse die Neu- und Umbauten 65 Millionen Euro kosten. Als Scholz vor anderthalb Jahren die Pläne für die Sanierung des Haupthauses vorgestellt hatte, war er noch von Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro ausgegangen. Allerdings, so Scholz, hätten sich diese ersten Schätzungen nach genaueren Untersuchungen der Bausubstanz als viel zu niedrig herausgestellt. Jetzt soll der Neubau auf dem Vogelsang-Areal 24 Millionen Euro kosten.

Für das Haupthaus inklusive der Neugestaltung des „Falken“ werden 41 Millionen Euro benötigt. Ende 2017 soll das Projekt abgeschlossen sein. Dann werden die 700 Mitarbeiter, die bisher auf fünf Häuser in Esslingen verteilt sind, an zwei Standorten konzentriert. Das Projekt ist in mehrere Phasen unterteilt. Los geht es mit dem Vogelsang-Areal. Dort muss – vermutlich im kommenden Sommer – erst die alte Kreissparkassenzentrale abgerissen werden. Dann wird vom Spätherbst an nach den Plänen der „Architektenwerkgemeinschaft Weinbrenner. Single, Arabzadeh“ das Bürogebäude mit 300 Arbeitsplätzen gebaut.

„Äußerst sensible Baukörperkomposition“

Das Nürtinger Architekturbüro ist als Sieger aus einer Mehrfachbeauftragung hervorgegangen. Wolfgang Riehle, der Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg und der Jury-Vorsitzende, erklärt, der Siegerentwurf sei eine „äußerst sensible Baukörperkomposition“ und besteche durch seine sorgfältige Analyse der Esslinger Stadtstruktur. Der konsequente viergeschossige Bau sei „wohltuend proportioniert“ und gebe mit den aufgesetzten Kaltdächern, die nicht als Bürofläche, sondern lediglich für technische Installationen genutzt werden, „die richtige Antwort auf die Dachlandschaft der Innenstadt“.

Wenn dieser Bau bis Mitte 2015 fertiggestellt ist, ziehen die vom Abriss des Haupthauses betroffenen Mitarbeiter vorerst auf das Vogelsang-Areal. An der Bahnhofstraße sollen Anfang 2016 die Bagger anrollen. Entstehen wird ein Gebäude, dass zwar ein Stockwerk mehr als der Bestandsbau hat, aber dennoch fünf Meter niedriger sein wird. Möglich ist das, weil in dem Altbau an der Bahnhofstraße ursprünglich keine Sparkasse, sondern ein Kaufhaus mit entsprechenden Geschosshöhen und Tragekonstruktionen geplant war.

Der Neubau ermöglicht es nun der Kreissparkasse, all die bisher auf dieser Tatsache beruhenden Dauerkompromisse zu beseitigen und für die Mitarbeiter wie die Kunden optimale Bedingungen zu schaffen. In dem Neubau entstehen nicht nur 80 zusätzliche Arbeitsplätze, mehr Beratungszimmer und 40 weitere Tiefgaragenplätze. Die Kunden werden in Zukunft auch aus der Tiefgarage mit einem Aufzug direkt in die Kundenhalle fahren können.

„Falken“ in schlechtem Zustand

Unklar ist im Moment noch, wie es mit dem „Falken“ weitergehen wird. Das denkmalgeschützte Gebäude befindet sich in einem schlechten Zustand. In den kommenden Wochen soll zusammen mit den Denkmalbehörden geklärt werden, ob und wie es erhalten werden kann. Franz Scholz kündigt schon jetzt an, dass man selbst im Fall eines Abrisses auch in Zukunft erkennen werde, dass an dieser Stelle früher der „Falken“ gestanden hat.