Im Landkreis Esslingen hätten bisher knapp 3000 Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung wechseln müssen. Doch der Schwund ist groß. Nur etwa die Hälfte hat bisher an die Türen der Städte und Gemeinden geklopft.

Esslingen - Obwohl die Flüchtlingszahlen zurückgehen, bleibt die Unterbringungssituation im Kreis Esslingen angespannt. Zum Stichtag 31. Oktober waren 5024 Asylbewerber in der vorläufigen Unterbringung versorgt. Rein rechnerisch stünden zwar im gesamten Kreisgebiet inzwischen rund 6329 Plätze zur Verfügung, doch ist der Landkreis den Worten des Landrats Heinz Eininger zufolge bestrebt, die Provisorien in Zelten, Containern und Sporthallen so weit wie möglich zurückzufahren.

 

„Bis Ende 2017 bewegen wir uns in einem Planungskorridor, der sicherstellt, dass wir diese Provisorien in nachhaltige Unterkünfte umwandeln“, berichtete der Kreischef dem Sozialausschuss des Kreistags in dessen jüngster Sitzung. Außerdem müsse Ersatz geschaffen werden für 300 zusätzliche Unterbringungen , bei denen die Mietverträge auslaufen. Eininger geht davon aus, dass im kommenden Jahr im Kreisgebiet rund 1800 dauerhaft zur Verfügung stehende Plätze neu geschaffen werden. Schon vor dem Jahreswechsel sollen die letzten 92 Flüchtlinge, die noch in der kreiseigenen Sporthalle in Kirchheim untergebracht sind, und ihre 113 in der Sporthalle in Esslingen-Zell hausenden Leidensgenossen aus den Provisorien ausziehen. Die mit mehr als 100 Flüchtlingen belegte Halle des Berufsschulzentrums auf dem Nürtinger Säer war schon vor Wochen frei gemacht worden.

Kapazitäten könnten schnell wieder hochgefahren werden

Dass die Hallen noch einmal belegt werden, ist unwahrscheinlich. Allerdings ist der Landkreis bestrebt, die Infrastruktur an den anderen im Laufe der nächsten Monate aufzulösenden Notstandorte so weit zu erhalten, dass die Kapazitäten bei Bedarf schnell wieder hochgefahren werden können. Die Städte und Gemeinden, die diese Platzreserve weiter vorhalten, bekommen die dort theoretisch möglichen Plätze zur Hälfte auf ihr Unterbringungssoll angerechnet.

Dass der Landkreis trotz des positiven Saldos aus Landessicht immer noch mit 375 Personen im Rückstand sein soll, kommentierten sowohl Eininger als auch die Vertreter der Fraktionen mit Unverständnis. „Das angebliche Defizit ist nicht nachvollziehbar. Wir haben dem Land deutlich mehr Aufnahmen angeboten, als dann tatsächlich Flüchtlinge angekommen sind“, zeigte sich Eininger ratlos.

Integrationsgesetz schiebt der Wanderungsbewegung einen Riegel vor

Wie schwierig beim Flüchtlingsthema der Umgang mit Zahlen und Prognosen ist, belegt die Entwicklung bei der Anschlussunterbringung. Zwar müssten der Einschätzung der Landkreisverwaltung zufolge inzwischen bis zu 2900 Flüchtlinge aus den Gemeinschaftsunterkünften im Kreis ausgezogen sein, doch nur 1419 davon sind bisher bei den Kommunen in der Anschlussunterbringung aufgeschlagen. Rund 1000 der eigentlich unterzubringenden Asylbewerber scheinen aus dem Landkreis weggezogen zu sein, 225 Flüchtlinge sind freiwillig in ihre Heimat zurückgegangen, und 43 sind abgeschoben worden.

Allerdings geht man im Landratsamt davon aus, dass das neu erlassene Integrationsgesetz diesen unkalkulierbaren Wanderungsbewegungen in Zukunft einen Riegel vorschieben wird, Unterm Strich dürften daher die Städte und Gemeinden schon mal damit rechnen, dass im kommenden Jahr rund 3000 anerkannte Asylbewerber in die kommunale Anschlussunterbringung wechseln werden. Um vor allem den kleineren Gemeinden bei der Schaffung von neuem Wohnraum unter die Arme zu greifen, wollen die Baugenossenschaften im Landkreis laut Eininger ein passgenaues Dienstleistungsangebot machen.