Der Bedarf an Tagespflege wächst. Die Entscheidung, vor fünf Jahren am Zollernplatz ein entsprechendes Angebot zu eröffnen, hat sich als richtig herausgestellt. In Oberesslingen werden ab Oktober zwölf weitere Plätze angeboten.

Esslingen - Das Wagnis hat sich gelohnt. Vor fünf Jahren eröffneten die Städtischen Pflegeheime Esslingen ihre Tagespflege am Zollernplatz. Damals sei noch nicht klar gewesen, ob das Angebot angenommen werde, sagt der Geschäftsführer Thilo Naujoks. „Es war eine mutige Entscheidung“, erinnert er sich. Inzwischen sei die Nachfrage nach Tagespflegeplätzen aber groß. Die 14 Plätze am Zollberg seien an fünf Tagen in der Woche von derzeit 34 Personen ausgebucht.

 

Im neuen Pflegeheim in Oberesslingen werden ab Oktober zwölf weitere Plätze angeboten. Darüber hinaus gibt es unter dem Dach der Städtischen Pflegeheime die Tagespflege am Obertor (zwölf Plätze) und in Hohenkreuz (16 Plätze). Insgesamt werden also ab Oktober 54 Plätze angeboten. Weitere Tagespflegeplätze könnten in Mettingen oder Weil entstehen. „Wenn man mit kleinen Einheiten dahingeht, wo die Menschen wohnen, kann man nichts falsch machen“, glaubt der Geschäftsführer Naujoks. Die Besucher der Tagespflege am Zollernplatz kämen zwar nicht ausschließlich, aber vermehrt aus dem Stadtteil.

Ambulant vor stationär

Dass die Tagespflege gut angenommen werde, hänge auch mit den Pflegereformen der vergangenen Jahre zusammen. Die Fördergelder für die Tagespflege seien nach und nach erhöht worden. Zuletzt wurden die Sätze mit dem Pflegestärkungsgesetz II zum 1. Januar 2017 angepasst. Seitdem könnten zum Beispiel Menschen mit einer Demenz in der Pflegegruppe 2 bis zu 3224 Euro monatlich für die häusliche und die Tagespflege erhalten. Das reiche aus, um eine gute Pflege zu finanzieren, meint Naujoks. Der Bedarf an Tagespflegeplätzen sei auch schon früher gegeben gewesen. Allerdings sei die Inanspruchnahme eines Tagespflegeplatzes vor den Pflegereformen der vergangenen Jahre wohl oftmals an der Finanzierung gescheitert, vermutet er. Ein Tag kostet je nach Pflegegrad zwischen 51,51 und 82,53 Euro.

Die Tagespflege solle die stationäre Pflege im Heim so lange wie möglich hinauszögern oder ganz verhindern. Das sei der Hintergrund der stärkeren Förderung der vergangenen Jahre. Ohne die Pflege zuhause würde die Tagespflege allerdings rasch an ihre Grenzen geraten, weiß der Geschäftsführer. Die Tagespflege sei ein ergänzendes Angebot zur häuslichen Pflege. „Es entlastet die Angehörigen, und die Pflegebedürftigen freuen sich auf den nächsten Tag. So soll es sein“, erklärt der Geschäftsführer Naujoks.

Frühstück und anschließendes Beschäftigungsprogramm

Wie lange das Hinauszögern eines stationären Heimaufenthaltes gelingt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Zum fünfjährigen Bestehen der Tagespflege am Zollernplatz war noch ein Besucher der ersten Stunde dabei. Neun weitere ehemalige Gäste leben inzwischen im Pflegeheim in Berkheim, einer ist ins Pflegeheim am Obertor gezogen und einer in das Pflegeheim im Stadtteil Pliensauvorstadt.

Geleitet wird die Einrichtung in Zollberg seit der Eröffnung von Stefanie Scheurich. Die Besucher werden morgens von einem Fahrdienst abgeholt und abends wieder nach Hause gefahren, erklärt sie den Tagesablauf.

In der Tagespflegeeinrichtung gibt es Frühstück und ein anschließendes Beschäftigungsprogramm, beispielsweise Kochen, Backen, Basteln, Singen, Zeitunglesen, Gedächtnistraining oder Spazieren. Am Nachmittag gibt es wieder eine Beschäftigung sowie Kaffee und Kuchen gibt. Wenn nicht selbst gekocht wird, kommt das Essen vom Pflegeheim am Obertor. Gegen 16 Uhr geht es mit dem Fahrdienst wieder nach Hause.

Um die Besucher der Tagespflege kümmern sich im Stadtteil Zollberg neben der Geschäftsführerin zwei Pflegefachkräfte, eine Helferin, zwei Betreuungshilfen und eine Freiwilligendienstleistende sowie verschiedene Fahrer.