Die hauptsächlich durch Füchse übertragene Virusinfektion Staupe ist in der Region Stuttgart angekommen. Für Menschen und Katzen ist sie ungefährlich, für Hunde aber hoch ansteckend. Die Veterinäre empfehlen einen ausreichenden Impfschutz.

Esslingen - Im Veterinäramt des Landkreises Esslingen haben in den vergangenen Tagen häufiger als sonst die Telefone geklingelt. Am anderen Ende der Leitungen waren Hundebesitzer, die sich Sorgen um die Gesundheit ihrer geliebten Vierbeiner machen. Denn die Kreisbehörde hat Ende der vergangenen Woche in einer Pressemitteilung vor der – vor allem für Hunde hoch ansteckenden – Virusinfektion Staupe gewarnt hat (wir berichteten).

 

Gerhard Stehle, der Leiter des Kreisveterinäramts, berichtet von einem „großen Echo“ auf die Mitteilung. Das hat ihn in seiner Meinung bestätigt, dass die Bevölkerung „wissen muss, dass die Staupe hier angekommen ist“. Nur so könnten Hundebesitzer dafür sensibilisiert werden, ihre Tiere regelmäßig gegen die Krankheit impfen zu lassen, die hauptsächlich durch Füchse übertragen wird. Ein ausreichender Schutz für die Hunde sei sehr wichtig, so Gerhard Stehle, denn die Zahl der Staupefälle nehme rasant zu.

Ansteckung durch direkten Kontakt

Seit der Veröffentlichung der Meldung sei die Seuche bei weiteren fünf toten Füchsen vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart mit Sitz in Fellbach nachgewiesen worden. Menschen und Katzen erkrankten nicht an Staupe, aber Füchse, Dachse, Marder, Frettchen oder Waschbären seien für das Virus empfänglich, das durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, beziehungsweise durch Tröpfcheninfektion übertragen werde.

Gerhard Stehle empfiehlt, Welpen im Alter von acht Wochen beim Tierarzt mit der vor Staupe, Hepatitis, Leptospirose und Parvovirose schützenden Mehrfachimpfung „grundimmunisieren“ zu lassen. Dies werde dann im Regelfall vier Wochen später wiederholt – ergänzt durch eine Tollwutimpfung. In regelmäßigen Abständen von maximal drei Jahren sollte der Schutz aufgefrischt werden, der zeitliche Abstand sei abhängig von der Art des Impfstoffes.

Hauptgrund für Verbreitung ist die hohe Fuchspopulation

Die Seuche habe sich in den vergangenen Jahren vom Norden der Republik regional in Richtung Süden ausgebreitet, erklärt Stehle. Ein Veterinär des CVUA bestätigt auf Anfrage, dass die Problematik „generell“ den gesamten Regierungsbezirk Stuttgart betreffe. Aus den Vorjahren waren Staupeinfektionen bei Wildtieren im Südosten des Landes, einschließlich der angrenzenden Kreise Tübingen, Reutlingen und Alb-Donau bekannt. Schwerpunkte im Kreis Esslingen liegen in den Bereichen Ohmden, Bissingen, Lenningen, Frickenhausen und Großbettlingen.

Gerhard Stehle geht davon aus, dass bald auch im Süden Baden-Württembergs und in Bayern Staupefälle bekannt werden. Der Hauptgrund für die Ausbreitung sei die sehr große Fuchspopulation in den hiesigen Wäldern. „Dann kann sich das schnell aufschaukeln“, sagt Stehle, denn rasch verbreite sich das Virus unter den Tieren, die sich gegenseitig ansteckten. Der Fuchs sei „schlau und bequem“, er weiche bis in die Städte aus, um an Fressbares zu gelangen. Und wenn die Tiere gut genährt seien, vermehrten sie sich stark. Deshalb appelliere das Kreisveterinäramt an die Jägerschaft, verstärkt Füchse zu schießen, um die Population zu reduzieren.

Meister Reineke ist schwer zu jagen

Markus König, der Leiter des Forstreviers Weilheim, weiß, dass die Jäger versuchen müssen, die Fuchspopulation durch intensive Bejagung auf einem „vertretbaren Niveau“ zu halten. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass der Waldbewohner auch ein „Nützling“ sei. Er fresse hauptsächlich Mäuse und erfülle als Aasfresser zudem die Rolle der Gesundheitspolizei im Wald. In Königs Revier, rund um Neidlingen und Bissingen, waren die ersten Staupefälle im Kreis registriert worden.

Einfach sei Meister Reineke ohnehin nicht zu jagen. Am effektivsten sei es, ihn mit Hunden in seinem Bau aufzustöbern, doch diese Art der Jagd werde zurzeit nicht favorisiert. Denn dabei komme es oft zu einem direkten Kontakt zwischen den für diese Art der Jagd spezialisierten Terriern oder Dackeln und dem – möglicherweise mit Staupe infizierten – Fuchs. Die Jagdhunde seien zwar geimpft, „aber ein gewisses Unbehagen schwingt mit“.

König empfiehlt Hundebesitzern, ihre Vierbeiner zurzeit im Wald anzuleinen, wenn sie nicht aufs Wort gehorchten. Wer ein krankes oder totes Wildtier entdecke, möge dies der Polizei, dem Jagdpächter oder dem Forstrevier melden.

Der Verlauf ist oft tödlich

Virus:
Die Virusinfektion Hundestaupe wird auch als Carrésche Krankheit bezeichnet. Denn im Jahr 1905 war es Henri Carré, der den Erreger entdeckte. Die Inkubationszeit beträgt zwischen drei und sieben Tage. Außerhalb des lebenden Organismus bleibt der Erreger nur wenige Tage infektiös. Gegenüber Trockenheit und Kälte ist er recht resistent, wird aber von Desinfektionsmitteln schnell inaktiviert.

Symptome:
Die ersten Symptome bei erkrankten Hunden sind hohes Fieber, Mattigkeit, Fressunlust sowie eitriger Augen- und Nasenausfluss. Im weiteren Verlauf können Lunge, Darm und Nervensystem betroffen sein. Wenn das Virus das Gehirn des Vierbeiners angreift, gleichen die Symptome denen der Tollwut.

Folgen:
Die Krankheit endet für den Hund oft tödlich. Überlebende Tiere weisen mitunter Langzeitschäden wie Verhaltensstörungen oder Lähmungen auf. Manche Hunde erkranken ohne äußere Anzeichen, tragen das Virus aber in sich und können es weiter geben.