Trotz eines neuen Zuschussmodells droht dem Esslinger Tierheim 2012 die Insolvenz - das würde den Steuerzahler teuer zu stehen kommen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die Rücklagen sind aufgebraucht. Am Freitag hat sich Bertram Baresel, der Vorsitzende des Esslinger Tierschutzvereins, noch einmal an die Öffentlichkeit gewandt: Wenn nicht bald etwas passiere, drohe dem Tierheim Esslingen Mitte 2012 die Insolvenz. Schon in diesem Jahr benötigt der Verein noch 70.000 Euro, um nicht in die roten Zahlen zu rutschen. Der Haushaltsplan für 2012 weist ein Defizit von 166.000 Euro aus. Nur größere Erbschaften könnten das ausgleichen.

 

Das Minus könnte sogar noch größer werden, wenn sich nicht alle 41 vom Esslinger Tierheim betreuten Kommunen im Kreis an den gerade ausgehandelten, allerdings freiwilligen Kompromiss halten, den eine Arbeitsgruppe ausgehandelt hat. Demnach sollen sie 31 Cent pro Einwohner an den Verein überweisen, damit der ihnen die Pflicht zur Versorgung von Fundtieren abnimmt. "Eigentlich bräuchten wir aber 88 Cent pro Einwohner", sagt Baresel. In Ulm und Reutlingen zahlten die Standortkommunen 80 Cent pro Einwohner und die Umlandgemeinden 60 Cent.

Eine Insolvenz wird teuer für den Steuerzahler

Doch in der fatalen Situation, in der sich das Esslinger Tierheim momentan befinde, habe er dem Kompromiss zunächst zugestimmt, sagt Baresel. Immerhin bedeute er eine Verdoppelung der bisherigen Zuschüsse auf 130.000 Euro. Der Etat des Tierheims beläuft sich pro Jahr auf rund 530.000 Euro. Allein die Personalkosten für die 15 Mitarbeiter schlagen mit 26.4000 Euro zu Buche. Die Versorgung der Tiere kostet weitere 120.000 Euro.

Eine Insolvenz würde, so Baresel, den Steuerzahler teuer zu stehen kommen. In Böblingen etwa werde das Tierheim in Form einer gemeinnützigen GmbH vom örtlichen Tierschutzverein und dem Landkreis getragen. Der Zuschussbedarf liege bei 1,30 Euro pro Einwohner. Auch sei die Bereitschaft der Ehrenamtlichen deutlich zurückgegangen, seit der Tierschutzverein das Tierheim nicht mehr allein betreibe.

In Esslingen unterstützten 200 Freiwillige die Arbeit im Tierheim und kümmerten sich um die momentan 209 Bewohner. Die Helfer leisteten pro Jahr 14.000 ehrenamtliche Stunden. Das solle, so Baresel, auch so bleiben. Allerdings habe er schon manchmal geträumt, eines Tages beim Esslinger Oberbürgermeister im Amtszimmer zu stehen und zu sagen: "Hier, Herr Dr. Zieger, ab heute haben Sie ein Tierheim."