Eine Instagram-Nutzerin filmt die eigenwillige Performance eines Musikers in Berlin. Der Clip wird zu einem Hit im Internet. Den Text versteht zunächst niemand so richtig – und selbst der Musiker überarbeitet im Nachhinein den Songtitel.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Vielleicht liegt es an der simplen Melodie, vielleicht am eingängigen Sound, vielleicht aber auch am ausgefallenen Tanzstil: mit seiner schrägen Performance hat der Musiker Stephen Paul Taylor aus Berlin auf jeden Fall die Aufmerksamkeit der Netznutzer auf sich gezogen. Vor allem in den USA wird der Song des gebürtigen Kanadiers gefeiert. Die „New York Times“ erklärt Taylors Bewegungen am Keyboard zum „heißesten Tanzstil des Jahres“, das Magazin „Uproxx“ erklärt den Clip zur „größten Errungenschaft des Internets“ von einem Straßenmusiker, „der nur vier Wörter kennt“.

 

Es sind die vier Wörter des Refrains, die hängen bleiben. Die Textzeile klingt wie „Everybody knows shit fuck“ - und mit diesem Titel wird der Song auch im Netz verbreitet. Dabei singt Taylor eigentlich: „Everybody knows shit’s fucked.“ Das bedeutet - harmlos formuliert - so viel wie: „Jeder weiß, dass alles den Bach runtergeht“. Eine politische Botschaft, die sich unter anderem aus der kruden Verschwörungstheorie im Songtext ergibt, die Anschläge des 11. Septembers seien von der US-Regierung inszeniert gewesen.

Die Botschaft ist es gewiss nicht, die den Song im Netz populär gemacht hat. Schließlich hat alles mit einem 15-Sekunden-Clip bei Instagram begonnen, der lediglich den Refrain zeigt.

Gefeiert wird der Clip zunächst im einem Reddit-Forum. Dort wird der Beitrag mehr als 1000 Mal kommentiert. Während der Tanzstil und der Sound überzeugen, kommt die politische Botschaft aus dem Vers weniger gut an. Über die Textzeilen machen sich die Nutzer eher lustig. Im Vers heißt es etwa: „Scheiß auf die Menschen, Scheiß auf die Menschheit.“ Dazu kommentiert ein Reddit-User ironisch: „Mann, das war tiefgründig.“ Zu den 9/11-Verschwörungstheorien schreibt ein Nutzer lediglich: „Das ist so schlecht, dass es schon wieder gut ist.“

Gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“ sagte Taylor, man habe ihn als Verschwörungstheoretiker abgestempelt. „Einige Nutzer schreiben in den Kommentaren, dass sie die Kurzversion vorziehen, weil sie mehrdeutiger ist.“ Stephen Paul Taylor scheint aber auch gar keinen großen Wert darauf zu legen, dass seine Botschaft aus dem Text ankommt. Hauptsache, sein Song verbreitet sich im Internet. Auf seinem Blog hat er sich bereits der Mehrheit angepasst und einige Buchstaben aus dem Titel ausgeklammert. Nun nennt er seinen Song selbst „Everybody knows shit('s) fuck(ed)“.

Der Künstler hat seinen Song mittlerweile auch in voller Länge aufgezeichnet. Viel hörenswerter sind allerdings die Remixe, die aus der Performance auf den Berliner Straßen entstanden sind. Zum Beispiel dieser hier:

Oder dieser:

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