Auf den Galapagos-Inseln sind noch längst nicht alle Arten entdeckt – nicht einmal bei Darwins Finken. Erst gerade haben Wissenschaftler dort wieder zwei bisher unbekannte Fischarten entdeckt.

Stuttgart - Für Charles Darwin waren die Galapagosinseln ein Aha-Erlebnis: Die erstaunliche Vielfalt der Lebewesen lieferten ihm Denkanstöße für sein 1859 erschienenes Werk „Über die Entstehung der Arten“. Auch mehr als 150 Jahre nach Darwins Reise zu dem ecuadorianischen Archipel im Pazifik hält die Natur dort noch viele Überraschungen bereit.

 

Allein seit 2009 sind hier zehn neue Arten entdeckt worden. Dutzende Wissenschaftler forschen auf dem Archipel unter Aufsicht der staatlichen Galapagos-Nationalparkverwaltung. In einem der unberührtesten Habitate des Planeten beobachten sie die Ökosysteme der Inseln und deren tierische und pflanzliche Bewohner.

Regelmäßig trägt das geduldige Studium Früchte. So konnten im Juli Biologen der mexikanischen Universität San Nicolás und Ecuadors Umweltministerium die Existenz zweier bislang unbekannter Fischarten bestätigen: Der „Scorpaenodes sp“ und der „Gobiamuros sp“ wurden in den Gewässern rund um die Inseln San Cristóbal, Santa Cruz, Santa Fe, Española und Isabela gesichtet. Sie zählen nun zu den 2900 identifizierten Arten in dem Meeresreservat. Ein Viertel davon ist endemisch, also nur auf Galapagos verbreitet.

„Die Entdeckung der neuen Meerestier-Arten bestätigte, dass die Galapagos-Inseln ein lebendiges Laboratorium sind, in dem nach wie vor nicht alle Arten bekannt sind“, erklärte der Direktor des Galapagos-Nationalparks, Arturo Izurieta.

Zu den aufregendsten Entdeckungen der letzten Jahre zählt der Rosada-Drusenkopf. Forscher der italienischen Universität Tor Vergata fanden den pinkfarbenen Leguan 2009 im Vulkan „Wolf“ auf der Insel Isabela. Mit ihrer Farbe hebt sich die Art deutlich von den schwarz-gelben Drusenköpfen der anderen Inseln ab.

Mit dem „Bythaelurus giddingsi“ wurde 2012 ein neuer Katzenhai katalogisiert, der in rund 400 bis 600 Metern Tiefe lebt. Besonders ist auch der Fund einiger Korallenarten bei den Inseln Darwin und Wolf: Eine Art galt eigentlich als ausgestorben, dezimiert durch das ozeanerwärmende Klimaphänomen „El Niño“. Doch auf Galapagos hatte sie sich angepasst. Die Entdeckung legt nahe, dass einige Korallenarten widerstandsfähiger sind, als man dachte. Nach mehreren Jahrzehnten auf der Insel Daphne meldete das Biologenpaar Peter und Rosemary Grant den Fund einer neuen Darwinfinken-Art. Die Singvögel, die in Größe und Funktion ihres Schnabels von Insel zu Insel variieren, sind seit Darwin quasi der Klassiker unter den Forschungsobjekten auf Galapagos.

Nach einem Ende der Forschungserfolge sieht es nicht aus. Heute erleichtern Roboter die Arbeit in den Gewässern der vulkanischen Inseln. Erforscht werden neuerdings auch die hydrothermischen Vorgänge in der Galapagos-Spalte der Tiefsee. Dort leben Tiere ohne Sauerstoff, Licht und mit Gasen und Flüssigkeiten von bis zu 400 Grad Celsius. Sie existieren sonst nirgends.

Dennoch sind viele Arten gefährdet. Der Mensch und ortsfremde Tiere wie Ziegen oder Ratten schädigen die Ökosysteme. Als 2012 die Galapagos-Riesenschildkröte „Lonesome George“ starb, befürchteten Forscher das Ende seiner Art, denn der „einsame George“ hatte sich nicht mehr fortgepflanzt. Später wurden aber 17 Schildkröten einer verwandten Unterart gefunden. Trotzdem: George ist für die Forscher eine Lektion. Galapagos mag ein unerschöpfliches Labor sein, aber die Natur braucht dennoch Schutz. Die Galapagos-Inseln gehören zum Unesco-Weltnaturerbe.