So steht es in den Verhaltenskodizes der PR-Branche. Aber Theorie und Praxis klaffen auseinander.


Anspruch und Praxis klaffen auch in der Politik und im Journalismus oft auseinan-der. Das Verhältnis von Journalismus und PR ebenso wie zwischen Journalismus und Politik muss kein Freund-Feind-Verhältnis sein. Es geht um eine sachorientierte Rollenaufteilung.

Im "Spiegel" werden Sie mit den Worten zitiert, die Gesellschaft könne sich nicht mehr darauf verlassen, dass der Journalismus die Wirtschaft kontrolliere. Auch in den PR-Abteilungen der Unternehmen müssten Menschen sitzen, die begriffen haben, dass nur Transparenz und Offenheit Glaubwürdigkeit schaffen. Herr Voß, das war ein Witz, oder?


Nein, ganz im Ernst: wenn PR wichtiger wird und Journalismus partiell schwächer, muss PR umso mehr ethischen Standards genügen.

Steht das Fach Ethik auf dem Stundenplan?


Ja, als Thema in jedem Studiengang. An aktuellen Beispielen aus der Praxis lernen die Studenten etwas über ethische Standards in der PR. Nehmen Sie das Beispiel der Bahn, die versucht hat, das Problem mit den Klimaanlagen erst einmal herunterzuspielen - das war nicht professionell.

Wie hätte sich die Bahn nach den ethischen Standards der Akademie verhalten sollen?


Der Konzern sollte offen darlegen, dass und wie der Kostendruck Probleme erzeugt. Nur Offenheit schafft Vertrauen.

Für den "Fellow" im Fachbereich Politics, Thorsten Hofmann, scheint dieses Transparenzgebot nicht zu gelten. Nach Auffassung seiner Kritiker verstieß er gegen ethische Standards, als er 2007 für den Energieversorger Eon eine Kampagne entwarf, um die öffentliche Meinung für die Atomkraft einzunehmen.