Sport: Joachim Klumpp (ump)
Vom DHB kämen mehr Forderungen als Unterstützung, heißt es bei den Organisatoren in Bietigheim. Wie sehr trifft Sie das als ehemaliger DHB-Präsident?
Mich trifft dies nicht mehr. Ich kann auch schlecht beurteilen, ob die Vorwürfe zutreffen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der DHB, ähnlich wie es nun der HVW und die Stadt Bietigheim-Bissingen getan haben, für die Dauer der WM ein Rahmenprogramm erarbeitet hätte, das über die Spiele hinaus wirkt. Eine WM ist ein so herausragendes Schaufenster für unsere Sportart, dass alles getan werden muss, um diese Chance zu nutzen. Aus diesem Grund hatten wir ja bereits Anfang 2014 einen großen Workshop mit den Dänen, um u. a. ein Rahmenprogramm zu gestalten, das beginnend mit der Frauen-WM 2015 in Dänemark sich über „100 Jahre Handball“ und die Frauen-WM in Deutschland zur gemeinsamen Männer-WM 2019 hinzieht.
Wenn man hört, dass der DHB ein Defizit von einer halben Million Euro prognostiziert, würden Sie trotzdem sagen: Das lohnt sich?
Ich kenne die Fakten nicht, die dieser Prognose zugrunde liegen. Daher kann ich auch nicht beurteilen, ob sie zutrifft. Natürlich dürfen solche Ereignisse einen Verband nicht in die Verschuldung treiben. Deshalb halte ich es auch für wichtig, dass unser Staat so herausragende Veranstaltungen wie internationale Meisterschaften fördert. Allerdings bin ich auch der Auffassung, dass ein so großer Verband wie der DHB Verantwortung für unsere Sportart übernehmen muss, in dem er bereit ist, internationale Meisterschaften auszurichten. Sie sind ja das Salz in der Suppe! Der Wettbewerb mit den besten Mannschaften elektrisiert immer und lenkt die Blicke auf den Sport. Deshalb ist dies gut angelegtes Geld, eine Investition in die Zukunft.
Einmal weg von Bietigheim, wie wichtig sind sportlichen Erfolge der deutschen Frauen für das Gelingen des Turniers?
Die Spiele der Heimmannschaft, egal in welcher Sportart, sind ist immer mitentscheidend dafür, ob ein Turnier wirklich erfolgreich wird und in den Köpfen der Menschen nachwirkt. Deshalb wäre es wunderbar, wenn die Mannschaft mindestens ins Halbfinale kommt. Ohne eine erfolgreiche deutsche Mannschaft wird die WM nicht die Ergebnisse bringen, die wir uns alle erhoffen. Aber ich bin davon überzeugt, dass alle unsere Spielerinnen heiß auf diese Heim-WM sind und zeigen werden, dass sie zu den besten vier Mannschaften der Welt gehören. Ob man dann auch das im Endspiel erreich, hängt von der Tagesform und auch etwas vom Glück ab, denn dabei entscheiden oft Kleinigkeiten.
Wer sind die größten Rivalen?
Das liegt auf der Hand: Norwegen ist in den letzten Jahren die dominierende Mannschaft gewesen. Dänemark, Frankreich, Russland auch und die Niederlande sind Mannschaften, die eng beieinander liegen. . Und aus Erfahrung kann ich sagen, dass sich bei den Frauenturnieren immer überraschend Mannschaften nach vorne spielen, an die man am Anfang gar nicht denkt.