In unserer Serie „Wie geht es eigentlich . . .?“ beleuchten wir Menschen, die aus dem Rampenlicht getreten sind. Die frühere Tennisspielerin Anke Huber (48) spricht über ihr berühmtestes Match, ihr Verhältnis zu Steffi Graf und verrät, ob sie sich damals wirklich mit Milchschnitte gestärkt hat.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Anke Huber (48) stand in den großen Zeiten des deutschen Tennis immer ein wenig im Schatten von Steffi Graf und Boris Becker. Dabei war sie jahrelang die zweitbeste deutsche Tennisspielerin und 1996 die Nummer vier der Weltrangliste. Wie lebt sie heute? Wir haben nachgefragt.

 

Frau Huber, wie geht es Ihnen?

Gut, danke. Ich kann mich nicht beschweren.

Woran machen Sie das fest?

Meine Familie ist gesund, ich bin gesund. Ich glaube, das ist das Wichtigste.

Ihr letztes Match bestritten Sie im Jahr 2001. Wie blicken Sie mit dem Abstand von 22 Jahren auf Ihre Karriere als Tennisprofi zurück?

Lange her (lächelt). Es war insgesamt eine sehr schöne und auch erfolgreiche Zeit, auf die ich immer wieder gerne zurückblicke.

Ihr wohl berühmtestes Match verloren Sie 1995 im Mastersfinale von New York gegen Steffi Graf in fünf Sätzen. Ärgert es Sie, dass Sie die deutsche Überfigur nicht wenigstens in diesem einen Match schlagen konnten?

Eines der wenigen Matches, an das ich mich noch sehr gut erinnern kann. Natürlich hat es einen geärgert. Ich habe damals nicht richtig dran geglaubt, dass ich sie schlagen kann. Ich bin mit zu wenig Selbstvertrauen in die Begegnung gegangen, das war der Knackpunkt. Aber die Atmosphäre in New York war einzigartig, insofern erinnere ich mich gerne daran zurück.

Wie war das Verhältnis zwischen der besten und der zweitbesten deutschen Tennisspielerin?

Wir haben uns respektiert und auch öfters zusammen trainiert. Es war okay, aber keine Freundschaft. Ich habe sie vor ein paar Jahren mal wieder gesehen. Ansonsten kreuzen sich unsere Wege eher selten.

Vielen Fans waren Sie in den 90er Jahren als Gesicht der Milchschnitte-Werbung bekannt. Aus heutiger Sicht nicht gerade sportlergerechte Nahrung. Ganz ehrlich: Haben Sie das Zeug damals wirklich gegessen?

(Lacht) Nee, ich habe es nicht wirklich gegessen. Heute wäre es wahrscheinlich undenkbar, so etwas einem Profisportler hinzustellen. Aber die 90er waren eben eine andere Zeit. Für mich war das damals in allen Bereichen ein toller Werbepartner.

2001 beendeten Sie nach zwölf Jahren auf der Tour auch aufgrund von Verletzungen Ihre Profikarriere. Wie schwer fiel der Schritt in ein normales Leben?

Überhaupt nicht. Aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit zu treten, war eine Wohltat. Ich habe mich erst einmal bewusst zurückgezogen, eine Familie gegründet und war Mutter. Eine wunderbare Zeit. Es ist bis heute nicht meine Absicht, in den Medien zu erscheinen – erst recht nicht mit privaten Geschichten.

Geben Sie uns trotzdem einen kleinen Einblick?

Mein Mann ist viel unterwegs, während ich versuche, zu Hause alles am Laufen zu halten. Zumindest solange mich meine Kinder noch brauchen. Der Große ist 18 und macht bald Abi, die Kleine ist 16.

Goldene Zeiten: Huber neben Steffi Graf 1993 Foto: imago

Wer tritt in die Fußstapfen der tennisspielenden Mutter?

Keiner. Beide spielen Hockey. Und ich greife auch nur noch selten zum Schläger.

Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?

Mein Hauptbetätigungsfeld ist der Job als Sportliche Leiterin beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart. Ansonsten mache ich viel Charity. Ich bin Präsidentin beim Eagles Charity Golf Club, mit dem wir viele Events für einen guten Zweck veranstalten.

Wie kann man sich die Arbeit als Sportliche Leiterin eines Tennisturniers vorstellen?

Sie reicht weit über die eine Woche des Turniers hinaus. Viel Organisatorisches. In erster Linie geht es darum, den Kontakt zu den Spielerinnen zu halten und dafür zu sorgen, dass wir Jahr für Jahr wieder ein Topteilnehmerinnenfeld auf die Beine gestellt bekommen.

Mit dem deutschen Frauentennis ist gerade nicht viel los. Haben Sie eine Erklärung für die starken Wellenbewegungen? Nach der Ära mit Ihnen und Steffi Graf kam lange nichts, dann der Aufschwung unter anderen mit Angelique Kerber. Und jetzt ist wieder keine Topspielerin in Sicht. Woran liegt’s?

Man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen. Wir Deutschen können es nicht als selbstverständlich erachten, ständig eine Top-Ten-Spielerin zu haben. Wir gehen gerade durch ein kleines Tal, aber dahinter sehe ich einige Spielerinnen mit Perspektive. Und Angie greift ja jetzt auch bald wieder ein. Wie ich gehört habe, trainiert sie fleißig.

Sie sind mit dem bekannten Spielerberater Roger Wittmann verheiratet. Inwieweit tauchen Sie auch in dieses spezielle Business ein?

Weniger. Er hat so viel zu tun, da muss ich mich nicht einmischen.

Ihr Lieblingsverein?

Puh. Wir sind gut mit Dietmar Hopp befreundet und deshalb viel in Hoffenheim. Als Hoffenheim-Fan hat man es nicht immer leicht. Als Schalke-Fan auch nicht. Das ist der Verein meiner Kindheit.

Zur Person

Persönliches
Huber kommt 1974 in Bruchsal zur Welt. Früh kommt sie mit dem Tennissport in Berührung, der ihr weiteres Leben prägen wird. Verheiratet ist die heute 48-Jährige mit dem Fußballspielerberater Roger Wittmann, mit dem sie zwei Kinder hat. Die Familie lebt in Frankenthal.

Sportliches
 Huber war zu Zeiten von Steffi Graf lange Zeit die zweitbeste deutsche Tennisspielerin. Sie gewann zwölf Titel und stand in einem Grandslam-Finale (Australian Open 1996). Im selben Jahr stand sie auf Platz vier der Weltrangliste.