Aber glauben Sie im Ernst, dass Russland UN-Inspekteure vor Ort ließe? Moskau steht doch treu an der Seite Assads.
Mal abwarten. Bei der UN-Resolution, die Russland abgelehnt hat, ging es auch um den Zugang zu Militärbasen und das wurde nicht mal den UN-Inspekteuren erlaubt, die im Iran das Atomprogramm untersuchen sollten. Das ist ein No-Go und das wussten auch die Franzosen, die den Entwurf vorgelegt haben. Aber der Zugang zu solchen Orten hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gewährt worden. Zwei Giftgasattacken Assads und ein Giftgasangriff des IS konnten so bereits eindeutig nachgewiesen werden.
Putin ist also der Gute und Trump der Böse?
Ach was. Unsere Forderung an Putin ist, dass er den Schlächter Assad nicht weiter so vorbehaltlos unterstützt. Ich finde die Politik Moskaus grauenvoll und unerträglich. Assad hat schwerste Kriegsverbrechen begangen, mit Fassbomben, mit Chlorgas. Moskau muss deshalb eine unabhängige Untersuchung mit freiem Zugang zum Angriffsort durchsetzen. Das liegt in Putins Macht. Es ist empörend, dass Moskau stattdessen mit einer halbseidenen Begründung des Angriffs an die Öffentlichkeit geht.
Wird die Kooperationsbereitschaft Putins durch US-Luftattacken größer?
Wir haben das Problem, dass in Moskau und Washington zwei nationalistische Machos regieren und für beide ist es das allerschlimmste, schwach auszusehen. Deshalb befürchte ich, dass Putin das Gegenteil einer intelligenten Antwort geben wird, nämlich eine starke Gegenreaktion.
Befürchten Sie eine militärische Reaktion?
Nicht akut. Aber wenn jeder ständig neue Stärke zeigen muss, kann schnell mal ein Fehler passieren.
Wie bewerten Sie die Reaktion der Bundesregierung?
Ich finde es völlig unverständlich, dass die Bundesregierung aus dem Irak-Krieg keine Lehren gezogen hat und jetzt den vorschnellen Angriff von Trump rechtfertigt.